Essen. . Vor zwei Jahren wurde der Busbahnhof in Essen umgebaut, damals bereits im Gespräch: eine Toilette für die Reisenden. Aus Kosten- und anderen Gründen wurde aus dem Plan nichts. Jetzt wurde eine Firma gefunden, die das „stille Örtchen“ anschafft und finanziert. Endlich.

Wer am Essener Busbahnhof in die Ferne will, der stellt mitunter fest, dass es vor der Reise bereits ein weiter Weg ist bis zum nächsten stillen Örtchen. Vor allem ältere oder gehbehinderte Menschen sehen sich oft in der argen Not, womöglich mit dem Koffer in der Hand zurück zum Hauptbahnhof laufen zu müssen, um noch schnell auf die Toilette zu kommen.

Meist getrieben von der Angst, die Abfahrt zu verpassen – kein schöner Start zur Kaffeefahrt oder in den Urlaub, „ein Armutszeugnis für die Stadt“, wetterte immer wieder Ingeborg Schrader (CDU) im Seniorenbeirat, die als Vorsitzende nicht locker ließ, eine Toilette am Fernbusbahnhof zu fordern. Zwei Jahre nach dessen Umbau ist nun Abhilfe in Sicht: Nach NRZ-Informationen hat die Stadt mit der Ströer Deutsche Städte Medien einen Investor gefunden, der eine moderne, selbstreinigende WC-Fertigkabine bauen will. Spätestens Ende des Jahres soll die Stahlbetonkonstruktion mit den nahezu unzerstörbaren Chrom-Nickel-Sanitärobjekten stehen – unterhalb der Helbingbrücken, am unteren Ende des Busbahnhofs.

Eigentlich müsste man von Sponsoring sprechen, denn Ströer vermarktet Werbeflächen, die ein Edelstahl-Klo so reichlich nicht bietet. Bei einer Investition von 80.000 bis 100.000 Euro und doch eher bescheidenen Einnahmen aus der WC-Nutzung spricht man auch bei der Stadt lieber davon, „dass dies sicher ein Einzelfall bleiben wird und nicht als Modell für andere Standorte taugt“.

Immer im Blick

Mag die Pkw-Frequenz nahe an der A 40-Auffahrt und am Abbieger zur Helbingstraße fürs Marketing stimmen, dürfte sich so mancher Reisende doch fluchend fragen, warum ihn die Toiletten-Erbauer nicht gleich bis zum Krausen Bäumchen schicken. Andererseits verliert er auf dem Weg die Bahnsteige nicht aus dem Blick, das kann schon mal den Druck nehmen.

Aber was soll die Verwaltung heute auch machen: Als im Kulturhauptstadtjahr 2010 gebaut wurde, stellten die Planer das Klo ans Ende des Busbahnhofs, weil sie nicht wussten, wohin damit. Auf dem schmalen Gehsteig? Schwierig. Oben auf der A 40-Brücke? Da hätte es optisch zu sehr dominiert. Eine Toilette als städtebaulicher Blickfang vor dem Südausgang des Hauptbahnhofs, dazu mit leichter Geruchsbelästigung? Keine schicke Visitenkarte. Da sollten die Reisenden doch lieber etwas weiter laufen. Es pressierte ohnehin nicht, denn Geld war selbst im Kulturhauptstadtjahr für ein neues WC nicht drin. Immerhin ließ die Stadt bereits Leerrohre, Abflussschacht und Bodenplatte legen, in der Hoffnung, eines Tages einen Investor zu finden. Diese Suche scheint nun tatsächlich geglückt.

Deshalb will auch Ingeborg Schrader lieber das positive Ende der Geschichte sehen, nein, keine kritischen Worte zum „zweitbesten Standort“: „Ich bin froh, dass die Anlage kommt, weil sich damit die Situation erheblich verbessert.“