Essen. . Passanten dürften sich am Samstagabend in der Essener Innenstadt verwundert die Augen reiben, wenn eine gruselig geschminkte und dekorierte Masse durch die City zieht: der Zombiewalk Essen. Ergänzt wird das Spektakel um einen Zombie-Tag im Unperfekthaus. Initiator Dirk Bussler will „informieren und sensibilisieren“.

Dirk Bussler hat es schwarz auf weiß, seit er in Köln das Seminar „Zombie-Verteidigungsmaßnahmen“ absolviert hat. Als „Zombie-Experte“ weist ihn das Teilnahmezertifikat aus, das seine „Überlebenschancen um 100 Prozent gesteigert“ hat. Wenn, ja wenn es irgendwann zum Großangriff der Zombies kommt. Bussler ist der Initiator des Essener Zombiewalks, der es seit seinem Bestehen 2007 zu einem der „ältesten und größten Deutschlands“ geschafft hat - und Bussler ist gewappnet.

Der 44-Jährige, in normalen Leben Betreiber eines Piercing-Studios, meint es dabei ernst: Der Zombiewalk am Samstag, 8. September, der sich am Unperfekthaus ab 19 Uhr in Bewegung setzt, diene dazu, „die Bevölkerung zu informieren und zu sensibilisieren“. Rund 1300 noch ziemlich lebendige „Untote“ haben sich bereits auf Busslers Facebook-Seite angemeldet, um gruseligst geschminkt durch die Innenstadt zu marschieren und den Essenern Gelegenheit zu geben, „eine Drohkulisse in real zu erleben“. Für Bussler ist das kein fauler Zauber: „Es ist eine seriöse Veranstaltung und kein Karneval“, betont der 44-Jährige, der es für „wahrscheinlich“ hält, dass eine mehr oder weniger große Menge echter Zombies auf der Welt ihr Unwesen treibt. Bislang habe sich das auf lokale Phänomene beschränkt. In Sicherheit wiegen sollte sich deshalb niemand: „Gerade urbane Ballungsräume sind stark für einen Zombie-Angriff gefährdet.“ Eine Erklärung für das Zombie-Dasein glaubt Bussler gefunden zu haben. Ein Parasit soll der Auslöser sein, andere halten eine Virus-Infektion für die Ursache: „Wir können uns vorstellen, dass die Natur noch die eine oder andere Überraschung für uns parat hat.“

Theorie und Praxis

Der Zombiewalk am Samstag ist der Praxis-Teil, die Theorie gibt es während der German Zombie Convention, für die das Unperfekthaus ab 10 Uhr seine Pforten öffnet. Lesungen zur Untoten-Problematik wird es dabei ebenso geben wie Kurzseminare zum Thema „Überleben unter Zombies“. Optisch können sich angehende Teilzeit-Zombies den Tag über mit Blut, Kontaktlinsen, Make-Up und Schminke für den Walk am Abend präparieren. Kostenpflichtig sind ein professionelles Grusel-Styling und ein Foto-Shooting, für die übrigen Veranstaltungen fallen die üblichen Verzehr-Pauschalen an, die im Unperfekthaus entrichtet werden müssen. Für die Convention ist eine Anmeldung per Mail (dirk.bussler@gmail.com) erforderlich, am Walk können sich auch Zombie-Zaungäste beteiligen.

Bussler hat einen Waschzettel zum Vorgespräch mitgebracht. Dort aufgeführt sind vier Punkte, woran Ahnungslose einen Zombie erkennen können: Verwesung, abgehackter Gang, Stöhnen, keine Artikulation. So oder ähnlich dürften sich die Teilnehmer des Walks - die genaue Strecke wird noch nicht verraten - durch die Innenstadt bewegen. Passanten müssen deshalb nicht gleich zu Klappspaten oder Brecheisen zur Verteidigung greifen - für die Teilzeit-Zombies gibt es in der Fußgängerzone klare Regeln, erklärt Bussler: das Erschrecken von Unbeteiligten etwa ist tabu. Aus ganz Deutschland werden nach Angaben des Initiators Teilnehmer erwartet, auch wenn sie von Verhältnissen wie in den USA, dem Mutterland der „Bewegung“, nur träumen können. Dort ziehen sie teilweise zu tausenden durch die Innenstädte - vereint im Glauben an die untoten Seelenlosen.

Ein ganz menschliches Bedürfnis hat zum Termin am Samstag geführt: Es sollte mal wärmer sein beim Walk, damit Passanten die Kostümierungen auch sehen, im Gegensatz zum traditionellen Umzugstag an Halloween. Am 31. Oktober wird es in diesem Jahr einen weiteren Walk geben: mit warm eingepackten „Untoten“. Es wird so sein wie in jedem Jahr im Herbst: Eine amorphe Masse schiebt sich durch die Stadt. Sie sind unter uns.