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Regisseur George A. Romero befasst sich seit 42 Jahren mit wandelnden Leichen. Das Thema „Untote” verfolgt ihn bis heute und bringt fünf weitere Filme hervor. Der neueste, „Survival of the Dead”, ist gerade angelaufen. Aber Romeros Zombies scheinen sich inzwischen überlebt zu haben.

Im Jahre 1968 probte nicht nur die Jugend den Aufstand gegen den Muff von 1000 Jahren. Auch die Toten erwachten und attackierten die Lebenden. „Die Nacht der lebenden Toten” hieß der kleine Schwarzweißfilm mit seinen expressionistisch anmutenden Schattenspielen, in dem verweste Wesen mit staksigem Gang atmende Menschen suchten, um sich an ihnen satt zu essen. Söhne fraßen die Schwestern, Töchter die Mütter - Inzucht total.

Der junge Regisseur des Films hieß George A. Romero und war damals gerade mal 28 Jahre alt. Nie hätte er daran gedacht, dass sein Frühwerk einmal als „erhaltenswertes Kulturgut” in die Filmsammlung des Museum of Modern Art aufgenommen werden würde. Und noch weniger hätte er daran gedacht, dass das Thema „Untote” ihn bis heute verfolgen und fünf weitere Filme hervorbringen würde. Der neueste, „Survival of the Dead”, ist gerade angelaufen.

Die lebenden Toten haben ihn eingeholt

Man kann Romeros Beschäftigung mit den Zombies in zwei Trilogien aufteilen. Dem Zerfall der ländlichen Familie im ersten Film folgte in „Dawn of the Dead” (bei uns: Zombie) die Konsumkritik: Untote wanken wie ferngelenkt durch eine Shopping Mall, was sie beinahe wie Kunden aussehen lässt. Und „Day of the Dead” (Zombie 2) verlagert den Widerstand gegen das tote Fleisch in ein unterirdisches Raketensilo, wohin sich Reste des Militärs samt ihrer Wissenschaftler verkrochen haben.

Romero hat auch beispielsweise Stephen Kings „Stark - The Dark Half” verfilmt. Aber seit fünf Jahren haben ihn die lebenden Toten eingeholt: In kurzem Abstand entstanden „Land of the Dead”, „Diary of the Dead” und nun das „Survival”, das 2009 auf das Filmfestival von Venedig eingeladen wurde - mehr eine Verbeugung vor dem Filmemacher, als vor der Qualität des sechsten Zombie-Films.

Der bringt wenig Neues, bedeutet in mancher Hinsicht sogar einen Rückschritt. Die Evolution der Zombies, die sich in „Land of the Dead” ankündigte, findet keine Fortsetzung. Hatte man damals einen Eindruck von Sprache bekommen, von aufrechtem Gang und einer ersten Form der Sozialisation, so bewegt sich jetzt alles wieder auf dem Status quo: Die Untoten wanken stumm, reißen die Lebenden und lassen sich per Kopfschuss eliminieren.

Romeros Untote scheinen sich inzwischen überlebt zu haben

Interessanter war ohnehin immer die Reaktion der Menschen auf die schlurfende Bedrohung. In diesem Fall sind es zwei irische Clans, die sich auf Plum Island vor der Küste von Delaware befehden. Das Oberhaupt der O’Flynns will jeden aus dem Inselfriedhof hervorkriechenden Toten sofort vernichten. Der Patriarch der Muldoons pocht auf seinen Glauben, fängt Zombies ein, kettet sie an und hofft auf Heilung. Eine morbide Lust steckt dahinter: Im ganzen Muldoon-Haus stehen Leichenfotos von Familienmitgliedern. Da umgibt sich einer gern mit Toten.

Trotz solcher Einfälle scheinen Romeros Untote sich inzwischen überlebt zu haben. Ihr Auftritt weckt keinen Horror mehr, eher Überdrüssigkeit. Eine Szene im neuen Film illustriert das gut: Völlig genervt, dass sie doch noch einen Zombie auf der Inselfähre übersehen haben, schießt ein Soldat mit Leuchtspurmunition auf den Angreifer, um sich danach an dessen brennendem Kopf in Ruhe seine Zigarette anzuzünden.