Essen. . Ein zwei Jahre alter Junge ist aus einem städtischen Kindergarten in Essen ausgebüxt und einen Kilometer weit allein nach Hause gelaufen. Erst 40 Minuten, nachdem er dort ankam, meldete sich die Kita bei den Eltern, sagt derVater. Jetzt ermittelt die Polizei.

Tausendfach geben Eltern ihre kleinen Kinder in die Obhut organisierter Betreuungssysteme. Über Jahre müssen sie nahezu blind vertrauen auf die Zuverlässigkeit von Erzieherinnen und Betreuern. Nach der nicht immer leichten Trennung am Morgen gibt’s am Nachmittag in der Regel ein freudiges Wiedersehen. Tag für Tag geht so etwas gut in dieser Stadt, doch jetzt ging’s ganz gehörig schief.

In Borbeck ereignete sich ein Zwischenfall, der zum Alptraum aller Familien taugt und einfach nicht passieren darf: Ein Zweijähriger büxt aus dem städtischen Kindergarten am Schölerpad aus, läuft in der Mittagszeit über die vielbefahrene Bocholder Straße, um nach über einem Kilometer Fußweg vor dem Elternhaus an der Preisstraße anzukommen.

Schwere Vorwürfe

Weinend, aber glücklicherweise wohlbehalten steht der kleine Ahmad dort auf der Straße, bis seine Mutter ihn hört und beruhigen kann. Erst 40 Minuten nach dem Verschwinden des Jungen meldet sich die Kita bei den Eltern, sagt Almeqdad Sanjaq. Der Vater des kleinen Ausreißers erhebt nun zu Recht schwere Vorwürfe gegen die städtische Einrichtung und hat die Polizei eingeschaltet.

Auch wenn dem Jungen nichts passiert ist, ermittelt die Behörde bereits wegen Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht, bestätigte Polizeisprecher Lars Lindemann auf Nachfrage. Danach wird der Fall an die Staatsanwaltschaft weitergegeben, die darüber zu entscheiden hat, ob der Odyssee des Zweijährigen ein strafbares Verhalten von Mitarbeitern der Kita vorausgegangen ist.

"Eindeutige Fehler"

Auf Nachfrage räumte die Stadt einen „eindeutigen Fehler“ ein. So etwas dürfe natürlich nicht passieren, sagte Stadtsprecherin Nicole Mause: „Wir werden alle Hebel in Bewegung setzen, dass die Sicherheitsstandards zukünftig eingehalten werden.“ Dazu gehört, dass die Zugangstür zu dem Kindergarten verriegelt ist.

Nicht auszuschließen sei in dem Fall des Zweijährigen, der bereits am 23. August passierte, dass Eltern beim Kommen und Gehen am Mittag womöglich in der offenen Tür der Kita gestanden haben. Ahmad könnte in einem solchen Moment entwischt sein. Dies sei nur eine mögliche Erklärung, sagte Mause, aber natürlich keine Rechtfertigung für den Vorfall.

Die Stadt habe sich inzwischen mehrfach bei den Eltern entschuldigt, was auch Almeqdad Sanjaq bestätigen kann. Offen ist, ob zuständige Mitarbeiter der Einrichtung mit Konsequenzen zu rechnen haben, sagte Nicole Mause: „Darüber werden wir entscheiden, wenn wir alle Erkenntnisse ausgewertet haben.“