Essen. . Selbst wenn die Reduzierung des Streifendiensts beschlossen wird, könnte alles weiterlaufen wie bisher.
Es ist der sensibelste Vorschlag aus dem Hause Christian Krombergs. Und der städtische Personaldezernent weiß genau, warum: Sechs von 18 Mitarbeiter des Ordnungsamtes beim gemeinsamen Streifendienst mit der Polizei einsparen zu wollen, wird natürlich Konsequenzen haben für des Bürgers Sicherheitsgefühl. Zwar werde durch den geplanten Stellenabbau, der den Personalschlüssel auf den mit der Polizei ursprünglich in 2001 vereinbarten Stand zurückfährt, „der Einsatz der Streife in verschiedenen Schwerpunktbereichen nicht gefährdet“, heißt’s in dem Vorschlags-Katalog der Verwaltung. Aber: „Reduziert wird dagegen die bisher stadtweite Präsenzstreife“, wie die NRZ bereits am 5. Juni berichtete.
„Eine recht junge Truppe“
Was das heißt? Erst einmal wenig und jedenfalls nicht prompt: Da waren’s nur noch zwölf. Selbst wenn die Politik den Vorschlag Krombergs unkommentiert durchwinken sollte, was nach den ersten Reaktionen auf den NRZ-Bericht vor zwei Monaten als nicht allzu wahrscheinlich gilt, könnte unter gewissen Umständen noch bis 2015 so ziemlich alles im wahrsten Wortsinne weiterlaufen wie bisher.
Denn die Mitarbeiter des Streifendienstes sind „eine recht junge Truppe“, von der in den nächsten Jahren keiner „über Altersfluktuation ausscheiden wird“, wie Kromberg gestern auf Nachfrage sagte. Zwangsversetzungen werde es genauso wenig geben wie Kündigungen.
Problem beseitigt
Bliebe wohl allein die Variante des Wegbewerbens. Wer’s wann tun könnte? Kromberg zuckt mit den Schultern: „Das kann ich nicht sagen.“ Eine genauere Vorstellung hat sich der Dezernent allerdings von der täglichen Arbeit seiner Sicherheits-Mannen machen können.
Es ist ein heißer August-Dienstag in den Sommerferien. Sechs Stunden Dienst auf der Straße steht an diesem Tag für das Duo in Chefbegleitung an und auf einer Straße hinterm Rathaus ein Babystuhl. „Suche neuen Besitzer“ steht drauf. Die Eigentümerin wird schnell ausgemacht, das Problem beseitigt.
Menschen bedanken sich
Das nächste kommt in Gestalt eines Vierbeiners daher: Es ist ein unangeleinter Hund auf einem leeren Spielplatz. Herrchen, ein Hartz IV-Empfänger, ist kurze Zeit später 30 Euro ärmer wegen dieser Ordnungswidrigkeit. Und die letzte Lage vor Feierabend ist von ähnlicher Brisanz: Zwei angekiffte Punks auf dem Weg von Paris nach Berlin haben die Nacht auf offener Straße vor einem Geschäft in der Innenstadt verbracht. Sie müssen sich eine neue Bleibe suchen. Das ist die ganze Einsatzbilanz eines Tages.
Klar, die Streife hat Gesicht gezeigt und dem ein oder anderen Passanten ein anerkennendes Lächeln abgerungen, sie grüßen und bedanken sich tatsächlich. „Das hat natürlich seinen Wert“, sagt Kromberg. Doch in dem Maße, in dem finanzielle Zwänge die Kommune unter Druck setzen, ist kaum Raum für behördliche Präsenz um der Prävention willen. Zwar finden sich seit nunmehr einer Dekade Jahr für Jahr neben tausenden Anzeigen und Verwarnungen rund 16.000 Kontakte mit den Menschen auf der Straße in den Einsatzbüchern wieder, doch gilt eine solche Pflege des Bürgerbefindens im Rathaus inzwischen als freiwillige Leistung.
Hand aufs Herz: Wer hat’s bemerkt, dass die Stadt bereits im vergangenen Jahr die Zahl der Präsenzstreifen wegen personeller Probleme vor allem in der Polizeiinspektion Mitte um etwa 200 auf 799 zurückfahren musste? 523 Mal waren die Teams in der City unterwegs, 1115 Mal in den Stadtteilen, ob es die Lage erforderte oder nicht. Künftig sollen die Streifen nur noch dort auflaufen, wo sich tatsächlich Ungemach breit macht, selbst um den Preis des subjektiven Sicherheitsgefühls. „Doch wir werden deshalb nicht weniger objektive Sicherheit haben“, sagt Kromberg: „Das verspreche ich.“