Essen. . Der Schock bei Familie Kirchmann sitzt noch immer tief. Ein Fuchs hatte sich in ihren Garten geschlichen und Meerschweinchen Nero erlegt. Noch anderthalb Stunden nach dem Vorfall saß das Tier im seelenruhig im Garten. Und Familie Kirchmann rätselte, was zu tun ist.
Familie Kirchmann ist geschockt. Ihr Meerschweinchen Nero ist tot. Dabei war das Böckchen nicht alt oder krank: Ein Fuchs hat es getötet. „Der lief meinem Sohn am Haus entgegen“, sagt Mutter Astrid Kirchmann-Wember (48). Der Elfjährige reagierte schnell und ging ins Haus, um seinen Onkel zu holen. Als sie wieder in den Garten kamen, war der Fuchs schon da und biss Nero tot.
„Da hat mein Bruder einen Besen genommen“, erzählt die Werdenerin, die am vergangenen Samstag mit ihrem Mann unterwegs war, als ihr Bruder anrief. Der konnte zwar Meerschweinchen Bruno das Leben retten, doch der Fuchs verschwand nicht wieder, sondern blieb in Garten der Familie an der Ruhrtalstraße.
Dort hatten bereits Nachbarn die Feuerwehr informiert. Wegjagen, habe die geraten. Das scheiterte allerdings. Die Polizei sei auch sehr nett am Telefon gewesen, habe aber keinen Wagen frei gehabt.
Angst und Hilflosigkeit
„Wir bekamen Telefonnummern von zwei Jägern“, erzählt Astrid Kirchmann-Wember, die sich jetzt noch über die Reaktion ärgert. Einer habe gefragt, ob er die Ruhrtalstraße sperren solle. Der Garten sei ein befriedeter Bezirk, da könne er nichts machen. „Wir fühlten uns allein gelassen“, sagt die Mutter. Sie sorgten sie sich wegen der vielbefahrenen Straße und hatten Angst, weil der Fuchs so nah kam. Ein Tierarzt konnte sie immerhin am Telefon beruhigen, da es seit Jahren keine Tollwutfälle gebe.
„Nach anderthalb Stunden saß der Fuchs noch im Garten.“ Sie hatten das Tor geöffnet, obwohl er zu allen andern Seiten hätte verschwinden können. Er lief dann auf die Gleise hinter dem Haus, wo ihn noch kurz ein Hund jagte. „Zum Glück kam nicht noch ein Zug“, sagt Astrid Kirchmann-Wember. Was hätte nicht alles passieren können, auch wenn sie ihn tatsächlich verjagt hätten und er vor ein Auto gelaufen wäre: „Hätten wir haften müssen“, fragt sie. Und: „Wer ist denn jetzt zuständig?“
„Die Polizei nicht“, sagt Sprecher Lars Lindemann. Was nicht heißt, dass sie nicht helfen würden. Allerdings hätten sie dafür weder die Kapazitäten, noch die Ausbildung, aber Telefonnummern der Jäger. So wie die Feuerwehr. „Wer nicht weiter weiß, kann uns anrufen, auch wenn es nicht brennt“, sagt Thomas Lembeck, der solche Anrufe kennt. „Wir rücken aber nur aus, wenn vom Tier Gefahr ausgeht oder es gerettet werden muss.“ Das Tierheim rettet Igel und Wildkaninchen, „bei Füchsen dürfen wir nicht eingreifen“.
Füchse am besten in Ruhe lassen
„Zuständig ist die Untere Jagdbehörde der Stadt“, sagt Veith Groote von der Kreisjägerschaft. Ist die nicht erreichbar (wie hier am Wochenende), wird es schwierig, denn der Bürger wisse ja nicht, wer in dem Revier die Jagdausübungsberechtigung hat. Und sollte der bekannt sein: „Was soll der Jäger tun?“ Zu Recht habe der Weidmann geantwortet, dass er im befriedeten Gebiet (z.B. eingezäunten Garten), wo die Jagd ruht, nichts tun könne, da er dort weder schießen, noch den Fuchs fangen dürfe. Dafür sei die Ausnahmegenehmigung der Unteren Jagdbehörde nötig.
Grundsätzlich gilt: „Das Wild ist herrenlos.“ In seinem Revier „hat der Jäger das Recht, es sich anzueignen, aber nicht die Pflicht“, sagt Groote. Dennoch hätte der Jäger der Familie helfen können, indem er sie aufgeklärt hätte. Alles höre sich nach einem typischen Stadtfuchs an, nach einem Jungfuchs, der völlig abgezockt alles austestet. Von solchen Fällen höre er ständig, da Füchse in Wohngebieten Nahrung finden. „Nicht bedrängen, das Tier kann beißen“, warnt der Jäger. Sein Rat: in Ruhe lassen. Ein lautes Radio oder Knaller können helfen. Passiert aber ein Unfall, weil der Fuchs gescheucht wurde und die Versicherung erfährt davon, könne das tatsächlich Probleme geben, sagt Groote.
„Wir haben nichts gegen Füchse“, stellt Astrid Kirchmann-Wember klar, die sich beim Ausritt über Wildtiere freut. Im Garten haben sie zum ersten Mal einen Fuchs gesehen, obwohl sie seit über 40 Jahren Meerschweine halten. Die kommen nun trotz Netz über dem Auslauf nur noch auf die Wiese, wenn einer von ihnen dabei ist. Und Bruno lebt nun in ihrer großen Meerschweinchen-Gruppe.