Essen. Seit 2010 fahren die Verkehrsunternehmen aus Essen, Mülheim und Duisburg unter dem gemeinsamen Dach der Via. Das soll vor allem Kosten sparen. Nun fordern die CDU und der Betriebsrat eine Zwischenbilanz. Denn noch stockt es an einigen Stellen.

Via hat sich vor zwei Jahren auf den Weg gemacht. Doch ist das gemeinsame Verkehrsunternehmen aus Essen, Duisburg und Mülheim auch auf dem richtigen Weg?

Die CDU-Spitzen der drei Städte fordern eine kritische Bestandsaufnahme. Dafür machen sie jetzt Druck. Bei einem gemeinsamen Treffen Anfang der Woche in Essen verabredeten die CDU-Vertreter, direkt nach der Sommerpause einen entsprechenden Antrag in die Ratsgremien einzubringen. „Wir brauchen schnell eine öffentliche Zwischenbilanz, um die Weichen für die Zukunft zu stellen“, sagte Gerhard Grabenkamp, Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Stadtrat. Die Fraktion will erreichen, dass bereits im Herbst eine solche vorliegt.

Grabenkamp betonte, dass sich die CDU weiter für die Kooperation der drei Verkehrsunternehmen ausspricht. „Wir brauchen ein Gesamtmobilitätsangebot in der Region. Aber wir müssen wissen, welche Erwartungen an die Zusammenarbeit bereits erfüllt wurden und wo nachjustiert werden muss.“ Der Fraktionsgeschäftsführer sprach sich dafür aus, dabei auch Tabu-Themen, wie die Zusammenlegung von Standorten, zu diskutieren.

Betriebsrat skeptisch

Ursprünglich sollte die Zusammenarbeit der Evag, DVG (Duisburg) und MVG (Mülheim) ab 2020 zehn Millionen Euro pro Jahr sparen und somit die städtischen Haushalte entlasten. Mittlerweile hat die Geschäftsführung ihre Sparziele sogar noch höhergeschraubt. Sie spricht jetzt von 13,5 Millionen Euro. Man sei auf einem guten Weg dahin, betont Via-Sprecher Nils Hoffmann. Bis dato habe man bereits 5,1 Millionen Euro Einsparungen erzielt. „Wir liegen im Plan“, sagt er.

Evag-Betriebsratschef Wolfgang Hausmann macht jedoch ein Fragezeichen hinter der angestrebten Summe: „Bislang ist uns diese Zahl überhaupt nicht belastbar dargestellt worden“, sagt er. Aus seiner Sicht ist noch völlig unklar, ob diese Synergien wirklich zu heben sind. Bevor man weiter Geld in die Kooperation stecke, müsse dieser Punkt geklärt werden. Hausmann forderte – ähnlich wie die CDU – eine Zwischenbilanz. Allerdings müsse die von unabhängiger Seite kommen. Die Arbeitnehmerseite will vor allem eine Frage geklärt wissen: Was bringt mehr Ersparnis – als Evag alleine weitermachen oder im Verbund der Via?

Weitere Werkstätten sollen zusammengelegt werden

Aus Sicht von Hausmann gibt es derzeit immer noch zu viele Reibungsverluste bei Via. Doppelstrukturen beispielsweise im Personalbereich, drei Betriebsräte mit zum Teil unterschiedlichen Interessen - all das bremse die Arbeit. Vor allem die unterschiedliche Organisation in den Verkehrsgesellschaften macht eine Zusammenlegung schwierig. So haben die Duisburger - anders als die Evag oder die MVG - interne Leistungen wie Finanzbuchhaltung, Einkauf oder Personalmanagement an die Holding abgegeben. Dies jetzt wieder herauszulösen, ist einer der Knackpunkte.

Via mit sich selbst beschäftigt

Auch Via selbst zeichnet in einem internen Papier, das der WAZ vorliegt, eine kritische Bestandsaufnahme. „Künftig muss wieder das Kerngeschäft in den Fokus genommen werden, da der Schwerpunkt in den letzten Jahren zu sehr auf der Innenpolitik lag“, heißt es und ist wohl die Erkenntnis, dass sich das Unternehmen bislang vor allem mit sich selbst beschäftigt hat.

Um die geplanten Einsparziele bis 2020 zu erreichen, hat sich Via mehrere Ziele gesteckt. Erstens sollen weitere Bereiche zentralisiert werden. In dem Papier ist vor allem die Verwaltung genannt. „Bei Einkauf, Personal und IT besteht noch Optimierungsbedarf“, heißt es dort. Auch das externe Beratungsunternehmen Kienbaum, das mit ins Boot geholt wurde, habe eine gemeinsame Verwaltung empfohlen, bestätigt Via-Sprecher Hoffmann.

Als zweite Sparmaßnahme wird Via weitere Werkstätten zusammenlegen. Bis Anfang 2013 wird beispielsweise die Fahrscheinautomaten-Reparatur von drei Standorten an einen zentralen nach Mülheim gezogen sein. Auch eine gemeinsame Leitstelle wird diskutiert.

Anders als Betriebsrat Hausmann, der sich wieder eine eigenständige Evag vorstellen kann, sagt Via-Sprecher Hoffmann: „Es gibt keinen Weg zurück.“