Essen. Bis Ende 2013 will die Essener Verkehrs-AG die Zahl der Überwachungskameras in den U-Bahnhöfen mehr als verdoppeln. Für zwei Millionen Euro sollen zu den vorhandenen 350 Kameras weitere 410 Überwachungsgeräte installiert werden.
Die Essener Verkehrs-AG will die Zahl der Überwachungskameras in ihren U-Bahnhöfen mehr als verdoppeln. Bis Ende nächsten Jahres sollen für zwei Millionen Euro zu den vorhandenen 350 Kameras weitere 410 Überwachungsgeräte installiert werden, die auf Notrufe reagieren, Personen suchen und Beschädigungen erkennen können.
„Eine Investition in Videoschutzanlagen ist eine Investition in die Sicherheit unserer Kunden.“ Nach dieser Devise von Oliver Schmittat, dem Chef des Evag-Sicherheitsdienstes, rüstet das Verkehrsunternehmen seit 2004 Fahrzeuge und Gebäude mit Videotechnik aus. Inzwischen sind alle Evag-Busse mit Kameras ausgestattet und 85 Prozent der Straßen- und U-Bahnen. Die Aufzeichnungen werden 36 Stunden gespeichert und dann gelöscht. Es sei denn, der Fahrer drückt den Alarmknopf: Dann werden die 15 Minuten vor und nach der Auslösung gespeichert. Seit Beginn der Kamera-Überwachung sind laut Evag die Schäden etwa durch Vandalismus in Bussen und Bahnen deutlich zurück gegangen.
System erkennt Beschädigungen von selbst
250 Kameras sind bereits in den U-Bahnhöfen installiert, mit weiteren 410 will das Unternehmen künftig Bahnsteige und Verteilerebenen aller Essener U-Bahnhöfe im Blick behalten können. Dabei sollen die Kameras mitdenken. Schmittat: „Das System wird zukünftig einige Beschädigungen selbstständig erkennen, wie zum Beispiel Verunreinigungen durch Graffiti, unerlaubten Zutritt in den Gleisbereich oder das Entfernen von Gegenständen wie Feuerlöschern.“
Das System kann noch mehr. Bei Fahndungen etwa der Polizei können die Kameras den Befehl „Suche jemanden in einem dunklen Anzug“ ausführen und die dabei gefundenen Bilder automatisch auf den Bildschirm werfen, schildert Uwe Pacynski vom Sicherheitsmanagement der Evag.
Außerdem reagiert das System auf Notrufe. Wenn an einer der SOS-Säulen in den Bahnhöfen der rote Knopf gedrückt wird, schalten sich sofort Kameras auf diesen Abschnitt des Gleises oder der Verteilerebene. Außerdem soll sich die Bildqualität deutlich verbessern, was der Polizei bei der Verfolgung von Straftaten helfen würde. Die Evag will das System in Essen gründlich austesten und eventuell auf die Schwesterunternehmen unter dem Via-Dach ausweiten.
Gespaltene Meinung bei den Kunden
Bei den Kunden ist das Echo gespalten. „Einerseits stört es mich derzeit noch nicht. Andererseits aber ist es irgendwann auch der Überwachung zu viel“, sagt Siegried Schütte-Tintel (56) aus Essen. Auch Jana Wilkowski (20) findet Überwachung nur in bestimmten Maßen in Ordnung. „Etwa an besonders dunklen Bahnhöfen. Sonst halte ich das für übertrieben.“ Beate Schlechter (46) hat nach 30 Jahren Bahnfahren „alles Mögliche“, vom Böllerwurf bis zur Prügelei, erlebt: „Ich fühle mich manchmal unsicher und finde den Plan nicht schlecht.“
In einem spektakulären Fall im November 2011 hat die Videotechnik zwar keine Straftat verhindert, aber entscheidend zur Aufklärung beigetragen. Als in der Linie 103 an der Altendorfer Straße vier Angreifer einen 43-Jährigen zusammen schlugen, kam die Polizei ihnen mit Hilfe des Überwachungsvideos auf die Spur.