Essen. . Irene Ombeck hat’s geschafft: Nach drei Jahren ohne Job fand sie wieder Arbeit. Für die Rückkehr auf die Erfolgsspur sorgte erst ein Wortgefecht mit ihrem Betreuer im Jobcenter. Dann profitierte sie von dem noch recht neuen „Jobservice“-Angebot.

Mit Vorliebe geht Irene Ombeck auf Einkaufstour im Internet, durchstöbert das weltweite Netz auf der Suche nach günstigen Produkten, vergleicht und schlägt zu, wenn Preis und Versandkosten stimmen. Doch nicht überall entpuppt sich die 55-Jährige als Sparfuchs, etwa an ihrem Schreibtisch: Dort sitzt Irene Ombeck häufig und schreibt Bewerbungen – eine nach der anderen. „Eine lange Liste ohne Erfolge“, betont sie. Drei Jahre lang ist die gebürtige Oberhausenerin ohne Anstellung. „Aber ich will arbeiten, unbedingt“, macht sich die lebensfrohe Frau immer wieder klar. Und gibt nicht einfach klein bei. Dass viele Unternehmen Menschen wie sie – jenseits der 50, aber mit Berufserfahrung und lückenlosem Lebenslauf – meist nicht mal zum Vorstellungsgespräch einladen, „ärgert mich“.

Wortgefecht mit dem Betreuer

Für die Wende sollte erst ein Wortgefecht mit ihrem Betreuer im Jobcenter sorgen. „Er war sauer, meinte, ich würde mich nicht bewerben“, erinnert sich die Werbe- und Marketingfachfrau. Und das nur, weil ihm die erwachsene Frau nicht jede Bewerbung vorgelegt habe. Es wird laut im Büro; man spricht sich aus, redet über missglückte Kommunikation und zu hohe Erwartungen.

Foto: Stefan Arend
Foto: Stefan Arend © WAZ

Es soll nur drei Tage dauern, bis Irene Ombeck wieder Arbeit hat – einen neuen Job, der ihr sehr viel Spaß und Freude bereitet. Und der gar nicht so weit weg ist von dem, was sie mit großer Vorliebe oftmals am heimischen Schreibtisch macht: im Internet shoppen. Seit März dieses Jahres ist die 55-Jährige „E-Commerce Shop Managerin“ im malerischen Steeler Wasserturm am Laurentiusweg – bei „Mauve Mailorder“ einem jungen, erfolgreichen Unternehmen. Und sie hat einen Chef, der auf Fähigkeiten, individuelle Talente, Erfahrung und qualitative Arbeit setzt statt einzig auf junges Personal, frisch von der Universität.

1999 hat Christian Mauve „Mauve Mailorder“ gegründet, aktuell 15 Mitarbeiter unter Vertrag und mittlerweile sogar ein Platzproblem. „Bald benötigen wir einen weiteren Turm“, scherzt der Chef, denn das Geschäft laufe sehr gut. Mauve entwickelt komplette Softwarelösungen für den Versandhandel, für kleine und mittlere Unternehmen, die zwischen 30 und 3000 Pakete am Tag versenden. „Beinahe jeder zweite Neukunde ist eine Apotheke, was uns sehr freut. Denn im Apothekenversandhandel sind wir stark“, sagt Mauve, der circa 200 Kunden hat.

"E-Commerce Shop Managerin"

Ombeck hat als „E-Commerce Shop Managerin“ jedoch mit anderen Produkten zu tun; sie kümmert sich um Mode – Anzüge, Schuhe, Hemden und vieles mehr. Für den deutschen Shop der Modemarke „Sarar“, größte Textilhersteller der Türkei, ist sie zuständig. „Von der Buchhaltung bis zum Versand hab’ ich alles unter Kontrolle.“ Sie fährt Anzeigenkampagnen für den Shop, kümmert sich darum, dass die Produkte eingestellt werden, Fotos und Produktbeschreibungen stimmen, Sonderaktionen gefahren werden und die Produkte etwa im Internet bei Amazon zu finden sind.

Dass Ombeck und Mauve einander gefunden haben, verdanken sie dem Jobcenter Essen, das seit Januar den „Jobservice“ betreibt, der beide Seiten zusammen bringt und schaut, ob und wie sie zueinander passen. Christian Mauve, der sonst „viel Zeit“ investiert, um gutes Personal zu finden, ist überzeugt: „Ich habe schon den zweiten Mitar­beiter über den Jobservice gefunden.“

Kontakt zum Jobservice

Passende Mitarbeiter zu finden, ist nicht einfach; jede Suche kostet Zeit und Geld. Der „Jobservice Essen“ richtet sich an Freiberufler, kleine, mittelständische und große Un­ternehmen, berät sie und hilft ihnen bei der Personaleinstellung – professionell, persönlich, kostenlos, schnell und zuverlässig. Damit wirbt das Jobcenter der Stadt. Vermittelt wird in alle Berufssparten. Der „Jobservice“ geht individuell auf die Vorstellungen der Unternehmer ein und besucht, wenn gewünscht, den Betrieb, um sich ein Bild vom Arbeitsplatz und den Aufgaben zu machen. Weitere Informationen gibt es unter 88 56 777 und auf: www.essen-jobcenter.de