Essen. . Der „Gentleman’s-Sport“ Golf erfährt einen nicht endenden Boom. Um selbst aktiv zu werden, ist in Essen allerdings eine Vereinsmitgliedschaft und Platzreife nötig. Freie Golfanlagen bietet die Stadt nicht. Und günstig ist das Hobby Golf noch immer nicht.

Die Stadtmeisterschaften des vergangenen Wochenendes, das verpatzte eigene Abschneiden beim letzten Spiel oder die Beschaffenheit des grünen Rasens – wer den Gesprächen auf der Sonnenterrasse des Golfclubs Heidhausen lauscht, der fühlt sich an die typische Sportplatz-Atmosphäre erinnert. Nur dass auf den Fußballplätzen der Stadt wohl nirgends Champagner statt Bier und Knuspergarnelen mit Ajoli statt Currywurst dazu gereicht werden.

Ja, ein wenig erhält sich der Golfsport seinen Ruf als Sport für begüterte Gentlemen, die Beliebtheit nimmt dennoch immer weiter zu, auch weil die Vereine sich mittlerweile offener geben. „Früher hätte ich nie daran gedacht, mit dem Spielen anzufangen, da gab es Wartelisten, um Mitglied zu werden, und ohne Kontakte ging sowieso nichts“, erinnert sich Jochem Schumacher vom Sportausschuss des Golfclub Essen-Heidhausen (GCEH).

80 Hektar Golfanlage für Mitglieder

Diese Zeiten sind vorbei. „Seit 1999 haben wir 27 Bahnen und eigentlich immer Kapazitäten frei“, erklärt Schuhmacher. Deshalb braucht es nun „nur“ noch ein etwas großzügigeres Bankkonto und die Bereitschaft, den Sport zu erlernen, bevor es auf das „heilige Grün“ geht (siehe Infobox). Frei zugänglich ist keine der drei Essener Anlagen, neben Heidhausen befinden sich diese beim Etuf am Baldeneysee und beim Kettwiger Privatclub „Haus Oefte“.

„Wir haben nur begrenzte Kapazitäten, und die wollen wir vornehmlich unseren Mitgliedern anbieten“, erklärt Inga Stollmann, Jugendwartin beim Etuf. Der dortige 9-Loch-Kurs liegt auf gerade mal 27 Hektar, zum Vergleich: der frisch renovierte 18-Loch-Kurs in Heidhausen geht über eine Gesamtlänge von 5.877 Meter, der separate 9-Loch-Kurs immer noch über 2.066 Meter. Insgesamt nimmt die Golfanlage über dem Hespertal eine Gesamtfläche von 80 Hektar ein. Öffentlich ist er dennoch nicht, „denn die Mitglieder finanzieren die gesamte Anlage mit ihren Beiträgen“, erklärt Schuhmacher.

Rund 1000 davon hat der Heidhauser Club, der ETUF immerhin 560. „Damit sind wir auch voll ausgelastet, erklärt Stollmann. Insbesondere die 40- bis 55-Jährigen, die eigentlich wegen des gleichnamigen VW-Erfolgswagens „Generation Golf“ genannt wird, lässt sich in den letzten drei Jahren verstärkt für eine Mitgliedschaft gewinnen. „Das liegt natürlich an einem erfolgreichen Profi wie Martin Kaymer, aber auch an der verstärkten Förderung durch den Verband“, sagt die ETUF-Jugendwartin. Der hatte in den letzten Jahren öffentliche, günstige Plätze aufgebaut und damit viele angesprochen, die „schon immer mal Golf spielen wollten“, weiß Inga Stollmann. Und nicht wenige landeten schließlich auch in den Essener Vereinen.

Golfvereine wollen Nachwuchs locken

Ein typisches Golf-Problem besteht jedoch weiterhin: „Die alternden Strukturen sind tendenziell problematisch“, sagt Stollmann. Sie bestätigt jedoch, was ihr Werdener Kollege Schumacher sagt: „Bislang schaffen wir es, die altersbedingten Abgänge aufzufangen.“

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Doch damit soll es nicht getan sein. „Wir stellen den Golfsport verstärkt an den Schulen vor und sichten dort den Nachwuchs“, erklärt Schumacher. Mit Fördermitgliedschaften soll die Jugend dann in den Verein gelockt werden. Im Golfclub „Haus Oefte“ setzt man auf ein professionelles Trainingsangebot für die neuen Golfer. „Wir bieten drei Mal die Woche Jugendtraining an“, sagt Nicolas Hubbard, einer von zwei Profitrainern („Pros“) im Verein. In den letzten fünf Jahren habe sich in der Jugendförderung sehr viel getan. „Wir haben mit drei Wochenstunden für den Nachwuchs angefangen, heute sind wir bei 10,5“, erklärt Hubbard.

Auch beim Etuf kümmern sich zwei „Pros“ um die Jugend. Außerdem lockt der Verein mit stark subventionierten Mitgliedschaften für die U18-Generation. „Für jährlich 180 Euro erhalten sie zwei Mal die Woche kostenloses Training und regelmäßige Turnierteilnahmen ohne Gebühren“, sagt Stollmann. Den Verein koste das zwar zunächst mal viel Geld, „aber diese jungen Mitglieder sind die Zukunft der Golf-Riege“.