Essen. . Der Golfclub Heidhausen residiert idyllisch im Hespertal. Die Pflege des Platzes ist Aufgabe von Roland Liermann. Wichtigste Aufgabe des Greenkeepers und seines Teams ist der Zustand des Grüns. „Was am kürzesten sein muss, wird am häufigsten gemäht“, bringt Liermann es auf den Punkt.

Der Blick von Roland Liermann schweift über das Land. Seine Lippen sind blau gefärbt, er zittert etwas, während der Wind unaufhörlich und eiskalt an ihm vorbeisaust. Die getrübte Stimmung samt grauem Himmel wird nur vom Zwitschern der Vögel erhellt. Er geht ein paar Schritte, bleibt zwischen zwei überdimensionierten roten Golfbällen stehen und breitet seine Arme aus. Fast wie die Gestik der Jesus-Statue über Rio de Janeiro wirkt die Haltung, als wolle er seine Hände schützend über sein rund 80 Hektar großes Reich halten, den Platz des Golfclubs Heidhausen im Hespertal.

Ein Traumjob mit dem Gefühl von Freiheit? Anscheinend ja, auch wenn Roland Liermann nicht zum Spaß so posensicher am Abschlag einer Bahn steht: „Ich richte die Abschlagslinie aus, sonst haben die Golfer Probleme ihr Ziel zu fixieren“, sagt der 41-Jährige lachend, denn eigentlich könne man auch so in die richtige Richtung schlagen, aber: „Manche irritiert es, wenn die Abschlagspunkte nicht richtig gesteckt werden“.

Platz als Vereinskapital

Er muss es wissen. Der Fachagrarwirt golft nach eigenen Angaben seit jüngster Kindheit und kennt die Spieler-Marotten. Seit 2008 kümmert er sich um die idyllisch gelegene Anlage an der Stadtgrenze zu Velbert. Natürlich nicht alleine, ein zehnköpfiges Team inklusive Hausmeister steht ihm zur Seite. „Der Platz ist das Kapital des Vereins“, betont Liermann. Da spricht er nicht nur wie ein Manager, er ist es auch, auf seine Weise. Nicht nur die Grünpflegearbeiten innerhalb der Woche müssen organisiert sein, sondern ebenso der richtige Umgang, da es sich um ein Landschaftsschutzgebiet handelt. Von Budgetplanungen an dieser Stelle mal ganz zu schweigen.

Wichtigste Aufgabe des Greenkeepers und seines Teams ist der Zustand des Grüns. „Was am kürzesten sein muss, wird am häufigsten gemäht“, bringt Liermann es auf den Punkt und zeigt zum Kollegen, der gerade mit einer Landmaschine das Vorgrün auf zehn Millimeter Höhe kürzt. Das Gras rund um die Löcher wirkt beim Betreten wie ein Kunstrasen. Auf vier Millimeter wird es gestutzt.

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Biotop nicht betreten

Flach und eben ist es deswegen noch lange nicht, so genannte „Breaks“, Erhebungen und Mulden, müssen vom Golfer gelesen werden. Ebenso wie man auf dem „Fairway“, der Bahn, bleiben sollte, wo das Gras 18 Millimeter hoch ist. Geht es ins „Rough“ oder „Semi-Rough“ ist der Ball schon schwieriger zu sehen.

Und wenn der Ball die natürliche Grenze, den Hesperbach, überschritten hat, ist ein Weiterspielen unmöglich: „Da wir uns in einem Landschafts- und Wasserschutzgebiet befinden, ist dort Schluss“, sagt Liermann und deutet auf die roten Markierungspflöcke. Dann muss wohl ein neuer Ball her. Auch pflanzen kann er nicht, was er will: Es müssen heimische Arten sein.

Natur beim Sport genießen

Eine Selbstverständlichkeit? „Zehn Prozent spielen Golf als Sport, der Rest will dabei vor allem die Natur genießen.“, sagt Liermann, der es schafft, einmal pro Woche zu spielen. Da werden etwa kanadische Wildgänse, die ihre Runden im Wassergraben drehen, gerne als Gäste gesehen. Und liegt ihr Kot mal im Weg, findet sich ein Schäufelchen: „Jede Bahn sollte so verlassen werden, wie sie aufgefunden wurde. Deswegen liegen Harke und Schaufel etwa im Sandbunker“, erklärt Liermann lachend. Fast richtig geraten.

Liermann macht solches Halbwissen nicht wütend, er ist selber Quereinsteiger. Vorher war er Ingenieur im Bereich Umwelttechnik. Den Wechsel zur anstrengenden Arbeit bereut er nicht, auch wenn es manchmal nicht einfach ist: „Alles muss in Einklang mit dem Spielbetrieb gebracht werden.“