Essen. Einige Blumen- und Pflanzenkübel vor der Haustür - wer sollte dagegen schon was haben in einer Stadt, in der mehr Grün nicht schaden kann? Das dachte sich auch der Essener Michael Geerlink. Jetzt hat er Ärger mit der Stadt.
Einige Blumen- und Pflanzenkübel vor der Haustür - wer sollte dagegen schon was haben in einer Stadt, in der mehr Grün nicht schaden kann. Das dachte sich auch Michael Geerlink. Umso größer dann die Überraschung, als ihm jüngst ein Brief des Stadtamtes für Straßen und Verkehr ins Haus flatterte. Der Betreff: unerlaubte Sondernutzung. Die wirklich nicht voluminösen Blumenkübel vor seinem Reisebüro an der Isenbergstraße entsprächen nicht den Regeln, die in Bezug auf den öffentlichen Raum gelten. „Das kann doch nicht wahr sein“, war Geerlinks erster Gedanke.
Ist es aber. „Der Bürgersteig muss in einer Breite von 1,50 Meter frei sein, damit auch Rollstuhlfahrer noch ungehindert passieren können“, sagt die stellvertretende Sprecherin Jeanette Kern. Auf den ersten Blick scheint das an der Isenbergstraße kein Problem zu sein, doch muss man eben den Radweg abziehen, der auf dem Bürgersteig mit untergebracht ist.
Kübel fielen „nebenbei“ auf
Eine Fehlplanung der 1990er Jahre, die nicht nur in vielen Teilen der Stadt Unfälle zwischen Fußgängern und Radlern heraufbeschwört, sondern auch die Räume eng macht. Durch Geerlinks Kübel, heißt es im Schreiben der Stadt, „wird die verbleibende Gehwegbreite für den Fußgängerverkehr auf ca. 0,80 - 1 Meter eingeschränkt, so dass diese gezwungen sind, gegebenenfalls auf den Radweg auszuweichen“. Mit gleichem Recht könnte man allerdings sagen, die Stadt selbst hat den Bürgersteig einst mit dem Radweg eng gemacht und gibt nun den viel schmaleren Kübeln die Schuld.
„Der Punkt ist außerdem, dass hier maximal 20 Radfahrer in der Woche vorbeikommen. Und selbst dann hat man noch locker Platz auf dem Gehweg“, sagt Geerlink. Seit 30 Jahren betreibt er das Reisebüro. In dieser Zeit hätte er immer mal wieder Blumen vor die Tür gestellt. „Das sieht doch einfach schöner aus.“ Auch Sven Dülfer von der benachbarten Kneipe „de Prins“ kennt das Problem. Bei der Eröffnung wollte auch er der den Eingang der Kneipe floral verschönern. Die Stadt habe Sondernutzungsgebühr gefordert, 100 Mark sollte die damals pro Jahr kosten. Dülfer lehnte dankend ab und beließ es beim tristen Grau.
"Wir schauen nicht gezielt nach Blumenkübeln"
Dem „de Prins“ hat Geerlink nach Angaben der Stadt zu verdanken, dass die Behörde überhaupt auf ihn aufmerksam wurde. „Wir schauen nicht gezielt nach Blumenkübeln“, heißt es bei der Stadt, „sondern werden in der Regel nur nach Beschwerden aktiv“. Hier habe sich jemand über die Stühle beschwert, die der Kneipenwirt zu weit auf den Bürgersteig gestellt habe. „Da fielen dann auch die Blumenkübel auf.“
Geerlink will sich allerdings von der Androhung eines „Ordnungswidrigkeitsverfahrens“ nicht einschüchtern lassen und beharrt auf seinen Blumen. Er will den Bescheid der Stadt ins Fenster hängen und plant gar eine Unterschriftenaktion zur Rettung von Stiefmütterchen und Co. „Ich sehe das als Posse. Und frage mich, ob die Stadt nicht wichtigere Probleme hat.“
Jeanette Kern ist die ganze Sache durchaus ein bisschen unangenehm: „Wir haben ja nichts gegen Blumen und sind auch keine Unmenschen.“ Sie rät dem Kübel-Sünder, eine Sondernutzung („die ist kostenlos“) zu beantragen. Die sei zwar nach Lage der Dinge nicht genehmigungsfähig, „aber wir können ja mal schauen, ob wir irgendeine andere Idee entwickeln“. Ganz schön Aufwand für ein paar schmale Blumenkübel.
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