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Beim Besuch des WAZ-Mobils am Rüttenscheider Markt diskutierten Gastronomen, Kneipenfans und Stadtteilpoltiker über die Einmischung der Politik in die Außengastronomie. Bezirksbürgermeister Michael Roy (SPD) wehrte sich gegen die Vorwürfe.
Der Rüttenscheider „Tische-Krieg“ beschäftigt die Gemüter. Dies wurde erneut deutlich, als die Rollende Redaktion am Mittwoch auf dem Rüttenscheider Wochenmarkt Halt machte. Gastronomen, Stadtteilpolitiker, Kneipenfans und zahlreiche Marktbesucher diskutierten hitzig mit.
Bis 12.12 Uhr dauerte es, und dann war auch der derzeit wohl unbeliebteste Mann der Rüttenscheider Gastroszene vor Ort. Schon die Begrüßung durch WAZ-Redakteurin Claudia Pospieszny ging in den Buh-Rufen seiner Gegner unter. Bezirksbürgermeister Michael Roy (SPD) nahm ihre Herausforderung an: „Es gibt keinen Tische-Krieg in Rüttenscheid und es gab nie einen“, wiederholte er das Mantra, das auch sein Parteikollege und BV II-SPD-Sprecher Peter Lankes schon rund eine Stunde lang vorher heruntergebetet hatte. Zugespitzt, schwarz-weiß gemalt, medial aufgebauscht, so sehen die Beiden den Konflikt: „Wir haben mehr als 80 Außengastronomien hier genehmigt“, wehrte er sich gegen den Vorwurf der biergartenfeindlichen Politik. „Davon aber rund 90 Prozent aus der Opposition heraus, als wir die Mehrheit hatten“, hielt CDU-Bezirksvertreter Heinz-Leo Draese dagegen.
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Genau genommen genehmigt die Verwaltung, die Politik wird nur angehört. Und genau genommen hatte sich die Diskussion tatsächlich nur entzündet an Christinenpark und Siechenhauskapelle-Vorplatz. Wird dem Bezirksbürgermeister unrecht getan? „Es gibt Meinungen in der Politik, in denen die Gastronomie als störend empfunden und auch so gehandelt wird“, wollte Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid, Roy nicht aus der Verantwortung entlassen.
„Ich muss eine Interessenausgleich aller Rüttenscheider finden“
„Ich muss eine Interessenausgleich aller Rüttenscheider finden“, konterte der und übernahm das Mandat einer schweigenden Mehrheit, die sich gestört fühle. Von denen brachen am Markt manche ihr Schweigen: „Ich bin Anwohnerin eines Cafés und habe das Gefühl, dass einige Gastronomen machen, was sie wollen“, konnte man mehrfach hören. Ruhestörungen in der Nacht, das stößt den Rüttenscheidern tatsächlich bitter auf.
Und die Mehrheit? Nicht jeder Kneipier feiert, wie er will. Rund um das WAZ-Mobil jedenfalls war die Stimmung eindeutig. Für viele Anwesenden waren die beiden SPD-Mannen ein rotes Tuch. „Die leiden unter Profilneurose“, zischte ein älterer Herr. Stefan Romberg, Wirt im „Mittendrinn“ und Gründer der Facebook-Initiative „Pro Außengastronomie in Rüttenscheid“ – 1800 virtuelle Widerständler zum Zeitpunkt der Diskussion – machte seinem Ärger Luft: „Die Gastronomie hat genug Probleme. Ich verstehe nicht, dass sich die Politik dann noch weiter einmischen muss.“
Das wird sie auch weiterhin, das unterstrich Michael Roy. Für ihn sind die anwesenden Gastronomen Vertreter der eigenen Interessen, auf die man aufpassen muss, und Krane ein Lobbyist. Für die opponierenden Bürger hatte Roy noch einen Rat parat: „Wer nicht einverstanden ist, muss sich eben selbst engagieren und einer Partei beitreten. Bei der nächsten Kommunalwahl bin auch ich überprüfbar.“