Essen. . Der Stammtisch der Vegetarier in Essen verzeichnet einen regen Zulauf. Beim Stammtisch, zu dem immer etwa 20 Mitstreiter kommen, tauschen sie Rezepte oder Erfahrungen beim Einkaufen aus. Fleischesser, die sich über gesunde Ernährung informieren wollen, sind übrigens auch eingeladen.
Ist Fleisch nicht Lebenskraft? Bist du krank? Regelmäßig beantwortet Tatjana Petermann solche Fragen und erklärt, dass sie auf Fleisch verzichtet, weil für ihre Nahrung Tiere weder eingesperrt noch getötet werden sollen. Gleichgesinnte trifft sie beim Vegetarier-Stammtisch. Der wächst stetig, wie auch der Vegetarierbund. Der veröffentlichte jetzt Zahlen zum Mitglieder-Zuwachs: 40 Prozent im Vorjahr.
Ähnlich läuft es bei der Essener Regionalgruppe, bei der zu jedem Termin zwei Neue kämen, sagt Ralf Schmidt, der die Gruppe vor zehn Jahren übernommen hat. Früher ist er nach Oberhausen gefahren, heute kommen die Vegetarier im Südviertel zusammen. Die Hälfte von ihnen verzichtet auch auf Eier, Milch und Lederschuhe, lebt vegan. Der Anteil von Männern und Frauen sei gleich, das Durchschnittsalter liege bei 30 bis 50.
Keine Rechtfertigungen nötig
Nun treffen sich Fleischesser nicht allein aufgrund der Tatsache, dass sie Schnitzel oder Steaks essen: Warum also die Vegetarier-Runde? „Weil’s schön ist“, sagt Tatjana Petermann. Sie genieße es, unter Leuten zu sein, vor denen sie sich nicht rechtfertigen muss. Ihr Partner habe aufgegeben. Es gibt getrennte Mahlzeiten: Brät er Hackbällchen, bereitet sie Gemüsepfanne oder Tofu-Bratling zu. Beim Salat kommen sie zusammen, sagt die 43-Jährige.
Sie ist in Etappen Vegetarierin geworden, hat als Kind schon widerwillig „ausgefranste Rouladen in die Backen gestopft“, hat später die Heißhungerattacken auf Fleisch überstanden. Nun ist sie konsequent: „Manche beneiden uns, weil sie es nicht hinkriegen.“
Rezepte und Erfahrungen austauschen
Beim Stammtisch, zu dem immer etwa 20 Mitstreiter kommen, tauscht sie Rezepte oder Erfahrungen beim Einkaufen aus. Fleischesser, die sich über gesunde Ernährung informieren wollen, sind eingeladen, sagt Schmidt. Er plant Info-Stände in der Innenstadt oder beim Tierheim-Fest. Sie wollen aufklären, nicht missionieren. Tatjana Petermann hat bereits McDonald’s wegen der Massentierhaltung angeschrieben. Die Antwort: „Ein Gutschein für einen vegetarischen Burger.“