Essen. . Der Einzelhandelsverband Ruhr kritisiert den Missbrauch von Trödelmärkten für den Verkauf von Neuware. Da die Märkte anders als die verkaufsoffenen Sonntage einmal im Monat stattfinden dürfen, stellten sie inzwischen eine ernstzunehmende Bedrohung für den Einzelhandel dar. Die rot-grüne Landesregierung nimmt sich des Themas an.

In Scharen strömen einmal im Monat die Besucher auf den Trödelmarkt auf dem Parkplatz des Real-Geländes an der Altendorfer Straße. Nicht nur Opas alte Taschenuhr und ein Satz abgegriffener Kinderbücher wird dort von Hobbytrödlern feilgeboten, sondern auch beträchtliche Mengen an Neuware: Elektronikartikel, Kleidung aus der endenden Saison und Lebensmittel kurz vor Ablauf des Verfallsdatums gibt es gleich palettenweise – zum Teil deutlich günstiger als in den Geschäften.

Einzelhandel fühlt sich benachteiligt

Ein Phänomen, das dem stationären Einzelhandel zusehends ein Dorn im Auge ist. Vor allem angesichts der Tatsache, dass die rot-grüne Landesregierung die bisherige Zahl der verkaufsoffenen Sonntage auf vier im Jahr begrenzen will. „Da wird mit zweierlei Maß gemessen.“, sagt Marc André Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Ruhr. „Die Trödelmärkte verkommen immer mehr zu Verkaufsveranstaltungen unter freiem Himmel.“

Da die Märkte anders als die verkaufsoffenen Sonntage einmal im Monat stattfinden dürfen, stellten sie inzwischen eine ernstzunehmende Bedrohung für den Einzelhandel dar. Ferner profitierten die Händler von den Marktprivilegien – gewisse arbeitsrechtliche Bestimmungen wie das Arbeitszeitgesetz oder das Arbeitnehmerschutzgesetz gelten für die Märkte nicht. Deshalb habe sich auch die Gewerkschaft Verdi und die Industrie- und Handelskammer der Kritik angeschlossen. „Da geht nicht alles mit rechten Dingen zu“, moniert Heistermann.

Die NRW-Landesregierung hat inzwischen reagiert und das Thema auf die Agenda gesetzt. „Was den Verkauf von Neuwaren betrifft, gibt es bei Trödelmärkten gewisse Fehlentwicklungen“, sagt Daniela Schneckenburger, wirtschaftspolitische Sprecherin der NRW-Landtagsfraktion. „Dies bedeutet nicht, dass ich keine Sympathien für die Trödelmärkte hätte.“ Zuzeit laufen Verhandlungen, den Verkauf von Neuwaren auf den Märkten zu beschränken.

Veranstalter versteht Kritik nicht

Anders als die Trödelmärkte sind die verkaufsoffenen Sonntage an einen Anlass gebunden und gelten als ergänzendes Angebot zu Veranstaltungen wie etwa der Ostermarkt in Essen. Bei Trödelmärkten gibt es diese Einschränkung nicht – folglich dürfen sie deutlich häufiger stattfinden, worin der Einzelhandel eine weitere Benachteiligung seiner Interessen ausmacht.

Auch sei der Verkauf der dort angebotenen Waren auch rechtlich nicht immer einwandfrei, ist Heistermann sich sicher: „Es ist bekannt, dass Trödelmärkte beliebte Umschlagplätze für gefälschte Markenartikel und Raubkopien sind.“ Von den vier bestehenden verkaufsoffenen Sonntagen will der Einzelhandelsverband Ruhr indes nicht abrücken. Gerade in den Stadtteilen seien die verkaufsoffenen Sonntage wichtig, um neue Käuferschichten zu erschließen und Waren in einem zwanglosen Rahmen zu präsentieren.

Volker Weitz, Geschäftsführer des bundesweit aktiven Trödelmarkt-Veranstalters „Melan macht Märkte“, kann die Kritik nicht nachvollziehen. „Die Trödelmärkte stellen in keiner Weise eine Konkurrenz für den Einzelhandel dar. Bei den dort gewerblich angebotenen Waren handelt es sich vor allem um Restposten oder fehlerhafte Ware, die zu besonders niedrigen Preisen angeboten werden kann.“ Außerdem könnten Trödelmärkte bei Weitem nicht den Beratungsservice leisten, wie es im Einzelhandel möglich ist.