Essen. Sind das nun wirklich die Kernfragen unserer Bildungslandschaft? Ob Jungen oder Mädchen das Schulziel erreichen, ist weniger eine Frage, ob ich ihnen Unterricht in getrennten Klassen anbiete, sondern doch wohl eher die, ob ein gut ausgebildeter und motivierter Lehrer vor der Klasse steht.
Nach 360 Jahren bricht eine Schule mit ihrer Tradition und nimmt Jungen auf. Während manche nun den Untergang des Abendlandes befürchten, sei kurz daran erinnert, dass bis auf das Mädchengymnasium Borbeck alle anderen Schulen längst auf eine gemischte Schülerschaft setzen. Zuletzt öffneten sich das Don-Bosco in Borbeck für Mädchen und das Mariengymnasium in Werden für Jungs. Größere Probleme sind nicht bekannt.
Sind das nun wirklich die Kernfragen unserer Bildungslandschaft? Ob Jungen oder Mädchen das Schulziel erreichen, ist weniger eine Frage, ob ich ihnen Unterricht in getrennten Klassen anbiete, sondern doch wohl eher die, ob ein gut ausgebildeter und motivierter Lehrer vor der Klasse steht. Ein vernünftiger Rahmen für den Unterricht kann ebenfalls nicht schaden: Kleine Klassen beispielsweise, die Möglichkeit, die schlechteren Schüler zu unterstützen, die besseren zu fördern. Wenn dabei Kollegen helfen, wunderbar. Denn Ziel der Bildung muss sein, Jungen und Mädchen zum bestmöglichen Abschluss zu führen. Das bleibt nach wie vor auf der Strecke, unsere Schulen sortieren lieber aus.
Die Basis wird kleiner
Dabei können wir uns diesen himmelschreienden Unsinn nicht mehr leisten: Mehr als 4500 Jungen und Mädchen wird in absehbarer Zeit kein Jahrgang mehr zählen. Die Basis wird kleiner, aus der Unternehmen, Universitäten, Handel, Handwerk und viele andere schöpfen wollen. Es kostet unendlich viel Mühe, aus einem Palettenstapler einen Facharbeiter zu machen, aus einem Facharbeiter einen Ingenieur. Um wie viel leichter wäre es gewesen, sie bereits in der Schule aufs richtige Gleis zu setzen.
Unabhängig davon steht Essens Schullandschaft vor Veränderungen, die Stadt ist überversorgt, selbst die Gymnasien werden in einigen Jahren die Demografie zu spüren bekommen. Dass sich das BMV deshalb breiter aufstellt, ist verständlich. Zumal in ein paar Jahren mit der Evangelischen Zukunftsschule an der Planckstraße ein Haus öffnen soll, das neue Antworten bieten will, eben keinen sitzenzulassen und jeden individuell zu fördern. Daran sollten sich Stadt und Politik ein Beispiel nehmen. Und nicht einer Tradition nachweinen.