Essen. Oberhausens Stadtkämmerer und Kulturdezernent Apostolos Tsalastras hat eine neue Spardebatte losgetreten. Durch Kooperationen bei den Schauspielhäusern Essen, Oberhausen und Mülheim will er ab 2015 im Oberhausener Theater-Etat zwei Millionen einsparen, fast ein Viertel des städtischen Zuschusses. Sparen durch Zusammenarbeit? Klingt bestechend. Jaja, seufzt Schauspielchef Christian Tombeil: Wenn das doch bloß so einfach wäre.

Die erste Runde der Debatte „Sparen durch Kooperation“ haben die Chefs der Ruhrgebietstheater schon hinter sich. Das Kultursekretariat NRW hatte im Auftrag der Kulturdezernenten von Bochum, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Hagen und Oberhausen schon 2010 ein Gutachten zur Zusammenarbeit in Technik und Verwaltung in Auftrag gegeben.

Ernüchterte Kulturpolitiker

Das im Mai 2011 vorgelegte Ergebnis ernüchterte die Kulturpolitiker: „Die zu erwartenden Effekte können nur kleinere Beiträge zur Erfüllung der Sparauflagen leisten.“ Diese Einschätzung teilt Kulturdezernent Andreas Bomheuer: „Lediglich im Einkauf, im Dachmarketing und im Ticketverkauf erscheinen Kooperationen realisierbar und in gewissem Umfang kostendämpfend“, sagt seine Sprecherin Ulrike Vetter.

Im Marketing, so das Urteil der Gutachter von „Culture Concepts“, mache eine Zusammenarbeit allerdings sehr viel Sinn. Weniger um Geld zu sparen als um gemeinsam zu werben. Daran arbeiten die Häuser gerade, sagt Schauspielchef Christian Tombeil: „Wir denken nach über eine gemeinsame Dachmarke, aufsetzend auf der Kulturhauptstadt. Das spart aber kein Geld, sondern kostet erstmal“ - weil nämlich eine solche Dachmarke aufgebaut werden muss.

Im künstlerischen Bereich sparen

Kooperationen im nichtkünstlerischen Bereich haben also nur überschaubare Spareffekte. Der Oberhausener Kulturdezernent will deshalb im künstlerischen Bereich sparen. Seine Idee: Die Häuser in Essen, Oberhausen und Mülheim sollten ihre Stücke auch in den Nachbarstädten auf die Bühne bringen. So ließen sich eigene Produktionen einsparen.

Der Vorschlag ist nicht ganz neu und nicht wirklich sehr viel versprechend. „Den Gastspielaustausch haben wir schon probiert“, sagt Martin Siebold, Sprecher der Theater und Philharmonie (TuP). Essen hat seinen „Prinz Friedrich von Homburg“ nach Oberhausen geschickt, Oberhausen hat seine „Carmen“ in Essen angeboten. Über das Ergebnis hört man in beiden Häusern: Das Publikumsinteresse sei, sagen wir: recht überschaubar gewesen. Keine Überraschung für Inge Matthes, Pressesprecherin des Theater Oberhausen: „Das zeigt eben auch, dass die meisten Menschen im Ruhrgebiet nicht städteübergreifend denken.“

"Wir haben das Thema auf dem Schirm"

Zudem werde oft die praktische Seite so einer Zusammenarbeit vergessen. „In Thüringen gab es viele Kooperationen von Theater. Da haben sie mehr Zeit auf der Straße als auf der Bühne verbracht, weil die Produktionen ständig hin- und hertransportiert werden mussten“, sagt Inge Matthes. Und es gibt noch viel mehr praktische und künstlerische Probleme, ergänzt Siebold. Produktionen, die fürs Grillo gebaut und inszeniert wurden, lassen sich nicht einfach auf die Bühne in Oberhausen übertragen - und umgekehrt. Siebold: „Wir haben das Thema auf dem Schirm, und es laufen Gespräche. Kooperationen können sinnvoll sein. Eine Wunderwaffe sind sie nicht.“