Duisburg. . Nach 56 Jahren Opern-Ehe mit Düsseldorf will die Stadt Duisburg sich nun scheiden lassen. Sieben Millionen Euro erhofft Duisburg durch diesen Schritt einzusparen. Das Aus würde zwangsläufig nicht nur der Tod auf Raten für die Philharmoniker sein, sondern auch für die Kinder- und Jugendarbeit, befürchtet Intendant Christoph Meyer.
Christoph Meyer bringt die Stimmungslage bei den Beschäftigten der Rheinoper auf den Punkt: „Wir stehen unter Schock“, sagte der Intendant im WAZ-Gespräch mit Blick auf die am Mittwoch bekannt gewordenen Spar-Vorschläge der Duisburger Stadtverwaltung. Diese sehen vor, die seit 1956 währende Opern-Ehe zwischen Duisburg und Düsseldorf aufzulösen.
Die Dezernentenriege um Stadtdirektor Peter Greulich erhofft sich dadurch, künftig sieben Mio Euro im Kulturbereich einzusparen. Stattdessen wolle man die Philharmoniker stärken. Diese Argumentation von Kulturdezernent Janssen kann Intendant Meyer nicht nachvollziehen: „Sollten die Politik diesen Vorschlägen zustimmen, wäre das auch für die Philharmoniker der Tod auf Raten.“
Zweistädte-Theater als Sparmodell par exellence
Das unterstreicht auch Alt-Oberbürgermeister Josef Krings: „Weiß Janssen nicht, dass unser Orchester zu 70 Prozent für die Oper spielt?“ Das Modell des Zweistädte-Theaters sei ein erfolgreiches, so Krings, weil so Vorstellungen auf die Bühne gebracht werden könnten, „die in ihrer künstlerischen Qualität und wirtschaftlichen Effektivität von einer einzelnen der beiden Städte nicht erbracht werden könnte“.
Dem stimmt auch Meyer zu: „Diese Ehe funktioniert bestens. Es ist ein Sparmodell par excellence.“ Für die rund 10,5 Mio Euro, die Duisburg pro Jahr laut Meyer beisteuere, erhielte es rund 100 Aufführungen. Wenn das Haus, wie vorgeschlagen, künftig nur noch als „Bespielungstheater“ genutzt würde, sollte sich die Verwaltung im Klaren darüber sein, dass auch die Aufführungen von Gast-Produktion viel kosten.
Das Schlimmste sei laut Meyer der drohende Wegfall der Kinder- und Jugendarbeit des Hauses: „Wir hatten zuletzt 30.000 junge Leute pro Spielzeit an Theater und Oper herangeführt. Das wird es künftig nicht mehr geben. Die Politiker sollten sich fragen, wie viel ihnen die kulturelle Bildung unserer Kinder wert ist.“
Viele Unterstützer für Online-Petition
Meyer will weiter an die Öffentlichkeit gehen. Erste Maßnahme ist eine Online-Petition. Seit Montag ist sie im Internet freigeschaltet: www.operamrhein.de/petiton. Bis Donnerstagabend hatten sich 5100 Unterstützer für den Erhalt der Opern-Ehe ausgesprochen. Auch in den Opernhäusern liegen Listen aus. Denn für Meyer ist klar: „Meckern allein hilft nicht, wir müssen die Menschen überzeugen. Nur dann hat unser Aufschrei Nachhall.“
Stadtdirektor Greulich weiß um den hohen Anteil, den die Philharmoniker für die Oper leisten. Sie hätten nun bis Ende 2013 Zeit, ihr Profil neu auszurichten. Im Kulturbereich müssten, so Greulich, sieben Mio Euro eingespart werden. „Wenn wir die Opern-Ehe behalten, könnten wir ansonsten nur noch die Philharmoniker unterstützen. „Und sonst überhaupt nichts mehr“, schildert Greulich den Kahlschlag als drohende Alternative. Er sei aber jederzeit offen für „andere, kluge Sparpläne“.