Essen. . Die „Essener Arbeit“ hat vergangenes Jahr 782 Menschen in Beschäftigung vermittelt – knapp 200 weniger als im Vorjahr. Bundesmittel brechen weg. Wegen gekürzter Bundesmittel mussten sogar von der der eigenen Belegschaft beinahe 180 von über 500 Angestellten ihre Schreibtische und Werkbänke räumen – wohlgemerkt nicht freiwillig.

974 Langzeitarbeitslose vermittelte die „Essener Ar­beit Beschäftigungsgesellschaft“ (EABG) im Kalenderjahr 2010 in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse – „eine neue Bestmarke in unserer Firmengeschichte“, wie der Vorsitzende der Geschäftsführung Ulrich Lorch damals stolz verkündete. Doch das Geschäft mit der Förderung von Hartz IV-Empfängern, es ist ein anderes geworden: Knapp 200 Menschen weniger brachte die Stadt-Tochter vergangenes Jahr in Lohn und Brot. Von der der eigenen Belegschaft mussten sogar beinahe 180 von über 500 Angestellten ih­re Schreibtische und Werkbänke räumen – wohlgemerkt nicht freiwillig. Betriebsbedingt habe niemand eine Kündigung erhalten; befristete Verträge seien aber nicht verlängert worden, sagt Ulrich Lorch, der auch in diesem Jahr weiter den Rotstift ansetzen muss.

Grund dafür ist die drastische Kürzung der Bundesmittel für das Eingliedern von Langzeitarbeitslosen. 30 Prozent weniger waren’s 2011; dieses Jahr fehlen Lorch weitere 17 Prozent an Zuschüssen im Etat. „In zwei Jahren wurden unsere Mittel halbiert“, fasst der Chef der EABG-Gruppe mit verkniffener Miene zusammen. Enger wird es nächstes Jahr, wenn der Etat, den das Jobcenter unter allen Qualifizierungsträgern in der Stadt verteilen kann, erneut gekürzt wird: Statt 81 Millionen Euro (2010) werden im laufenden Jahr nur noch 47 Millionen Euro verteilt und 42 Millionen Euro kommendes Jahr. Sorgen muss sich Lorch jedoch nicht machen: „Wir haben einen strategischen Vorteil, da Essen Optionskommune ist und der Fachbereich innerhalb der Stadtverwaltung als eine 100-prozentige Tochter der Stadt, wie wir es sind, eine sehr große, zumindest informelle Nähe hat.“ Man könne sich zeitnah mit dem Jobcenter auseinandersetzen und habe dann die Chance, sich auf zukünftige Bedarfe einzustellen, so Lorch.

Menschen waren im Schnitt 7,3 Jahre arbeitslos

Seine Kunden sind Arbeitslose, die „multiple Vermittlungshemmnisse“ mitbringen, im Schnitt vier an der Zahl. Häufig fehlt „nur“ der Führerschein, oft haben die Betroffenen keinen Schulabschluss, keine Schulausbildung, gesundheitliche Probleme, sind über 50 Jahre alt, haben Suchtprobleme, Vorstrafen oder Schulden. 110 Teilnehmer konnten vergangenes Jahr aus der Gemeinwohlarbeit vom 1 Euro-Job auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. 83 wechselten in Fort- und Weiterbildungsprojekte. 2011 hatte die EABG 850 Gemeinwohlarbeitsplätze. 2012 sind es nur noch 750 Stellen, wegen der gekürzten Mittel. 31 Berufsabschlüsse in acht Branchen bietet die EABG in der Weiterbildung an. Die EABG-Gruppe vereint fünf Firmen un­ter einem Dach: Die „Arbeit & Bildung“ qualifiziert Arbeitslose des gewerblich-technischen Bereich, die „Per Transfer“ berät Firmen und Angestellte bei betriebsbedingten Kündigungen über Transfermaßnahmen und das Berufsförderungszentrum (Bfz) ist auf Weiterbildung spezialisiert. Zu ihm zählen die zwei Dienstleister „com.in genius“ und die „com.in personal service“.

„Im Bereich der Beschäftigungsförderung haben wir es mit Leuten zu tun, die im Schnitt 7,3 Jahre ar­beitslos waren“, sagt Ulrich Lorch. Die EABG müsse dafür Sorge tragen, dass sich ihre Teilnehmer von sich aus dem Arbeitsmarkt wieder öffnen. „Wir stabilisieren und or­ientieren“, pflichtet ihm Burkhard Wüllscheidt, Geschäftsführer für die berufliche Weiterbildung, bei.