Essen. Das Burggymnasium bietet einen Zentralkurs Chinesisch für alle Gesamtschulen und Gymnasien ab Jahrgangsstufe 11 an. Vier Essener Abiturienten haben sich in diesem Jahr in dem Fach prüfen lassen. Für die Schüler war der Unterricht in der Sprache des Reichs der Mitte vor allem eine Investition in die Zukunft.

Wenn sie im Bus sitzen, oder wo auch immer, und Chinesen sitzen auch da und unterhalten sich, dann können sie mittlerweile verstehen, worum es geht. Zumindest ansatzweise: Vier Essener Abiturienten haben sich in diesem Jahr auch im Fach Chinesisch prüfen lassen. Es ist das zweite Jahr, in dem das möglich ist. Das Burggymnasium bietet einen Zentralkurs für alle Gesamtschulen und Gymnasien ab Jahrgangsstufe 11 an.

Am Freitag schrieben die vier ihre dreistündige Klausur: „China ist ein interessantes Land, ich möchte gern später in die Forschung gehen, und dann auch vielleicht mal nach China“, sagt Michael Piel (19), der Abiturient des Burggymnasiums. Er hat die Leistungskurse Mathe und Physik und besuchte schon ab der siebten Klasse die Chinesisch-AG an seiner Schule, „da wurde nur Sprechen geübt, nicht die Schrift.“

Chinesisch-Kenntnisse als Pluspunkt

Die Schriftzeichen, von denen es mehr als 7000 gibt – sie zu lernen, ist für viele besonders schwer. Die Schüler schätzen, dass sie jetzt rund 500 Zeichen beherrschen. „Ab etwa 1500 kann man chinesische Zeitung lesen“, sagt Eugenia Weckesser (19) vom BMV-Mädchengymnasium. Sie fand zum Beginn der Stufe 11 Französisch und Englisch „zu langweilig“ und beschloss deshalb, Chinesisch noch hinzuzunehmen. „Damit kann man was anfangen.“ Konkret plant die russischstämmige Schülerin, das Studium der Ostasienwissenschaft an der Uni Duisburg-Essen aufzunehmen.

Auch Jonas Hilgenhöner (18) vom Don-Bosco-Gymnasium geht davon aus, dass ihm die Chinesisch-Kenntnisse im Lauf seines geplanten Informatik-Studiums nicht schaden werden. „Ich will auch sicher mal nach China.“ Dass Chinesisch-Kenntnisse grundsätzlich als Pluspunkt angesehen werden, das glaubt auch Linda Riddermann, die auch aufs „Don Bosco“ geht. Den Unterricht erteilt Yanqian von der Lippe-Fan, die aus Shanghai stammt und sonst an der Uni Bochum als Dozentin arbeitet.

Abi-Klausur war weniger schwer als erwartet.

Die vier Abiturienten haben in drei Schuljahren mit vier Stunden pro Woche so viel Chinesisch gelernt, dass es zum Überleben reichen würde – sie können Essen bestellen, nach dem Weg fragen, kennen einige Bräuche und Rituale. Und einige Stolperfallen, die die Aussprache bereithält: „Zhu Shi“ (gesprochen etwa „Dschu She“) heißt einerseits Hauptgericht, andererseits auch Schweinefutter. „Es kommt im Chinesischen sehr stark auf den Zusammenhang an“, sagt Linda Riddermann.

Die Abi-Klausur am Freitag fanden die vier übrigens weniger schwer als erwartet. Sie sind fest davon überzeugt, dass sie den Unterricht, der stets nachmittags in der ehemaligen Luisenschule stattfand, künftig vermissen werden. Und falls wieder Asiaten im Bus sitzen: „Immerhin, wir können Chinesisch jetzt vom Japanischen unterscheiden“, sagt Eugenia, „das konnten wir vorher nicht“.