Essen. . Im Juni sollen die Arbeiten am Kettwiger Tor beginnen. Als erstes wird die Ladenzeile erneuert, damit die Geschäfte vor Weihnachten einziehen können. Danach ist das stadtbildprägende Hauptgebäude dran.
Dem südlichen Tor zur mittelalterlichen Stadt Essen verdankt es seinen Namen: Das Haus am Kettwiger Tor. Man muss die Architektur der 1950er Jahre nicht unbedingt lieben, aber markant war sie, und genau das strahlt das Gebäude mit dem geschwungenen Haupthaus und der immer noch potenziell eleganten Ladenzeile auch aus.
Seit Jahren verdeckt ein Baugerüst die Fassade, ohne dass Bauarbeiter Hand angelegt hätten - Sicherheitsgründe zwangen zu dieser unschönen Aktion, denn die Fassade war in Teilen brüchig geworden. Gestern erhielt der Planungsausschuss die gute Nachricht, dass dieser Zustand in Kürze endet: Im Juni sollen endlich die Sanierungsarbeiten der Hamburger Investorengruppe Achim Griese Treuhandgesellschaft beginnen, die den Komplex bereits vor geraumer Zeit erworben hat.
Schlechte Werte im Energieausweis
Das Gebäude wird demnach vom Erdgeschoss bis zur obersten Etage modernisiert. 4800 Quadratmeter Verkaufsfläche entstehen im Erdgeschoss und in der ersten Etage, zum Weihnachtsgeschäft sollen die Läden eröffnen können. Anschließend werden die Obergeschosse saniert, Dienstleister wie Ärzte und Rechtsanwälte sollen hier ein Domizil finden. Bis Herbst 2013 sollen auch diese Arbeiten beendet sein.
Die Stadtverwaltung verspricht sich viel davon: Nach der Eröffnung von Primark im ehemaligen C&A-Haus sei die Modernisierung des Hauses am Kettwiger Tor eine weitere positive Entwicklung für die Innenstadt. Der Modernisierungsstau ist offenbar riesig: „Ich habe noch nie ein Haus mit so schlechten Werten im Energieausweis gesehen“, stöhnte schon im vergangenen Jahr Martin Ahrens, Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft.
Symbol für Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg
Wegfallen soll im Zuge des Umbaus übrigens die Passage von der Kettwiger Straße zur Akazienallee. Die Läden, die hier einmal beheimatet waren, sind bereits alle weg. Passagen, so die Erkenntnis der Immobilienprofis, funktionieren heutzutage nicht mehr, „da pinkeln nur die Hunde rein“, formulierte Arens jüngst sehr drastisch. Toscani, Hallhuber und Bäcker Kamps sollen bleiben oder ganz neu ins Haus am Kettwiger Tor einziehen. Nimmt man die oben zu sehende Computer-Animation als Maßstab, wird das bisher nur sehr schwach genutzte erste Obergeschoss dann eine ganz andere Rolle spielen und viel stärker genutzt werden.
In jedem Fall zählt das Haus am Kettwiger Tor zu den stadtbildprägenden Gebäuden der Innenstadt, das zur Bauzeit den Aufbruch aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs symbolisierte. Die Zukunft des Gebäudes scheint nun aber gesichert - nach dem langen Siechtum und der scheinbar ewigen Einrüstungsphase konnte man sich das schon fast nicht mehr vorstellen.