Essen. Von den ehrgeizigen Neubauplänen der Bahn AG rund um den Hauptbahnhof bleibt womöglich nur ein kleines Parkhaus übrig. Zwei Gebäude, die die Bahn hochziehen will, darf sie nicht bauen. Ein drittes dagegen dürfte sie bauen. Doch jetzt will die Bahn nicht mehr: Ein Neubau an der Hachestraße sei „unwirtschaftlich“.
Neben dem bereits genehmigten Parkhaus auf der Brachfläche an der Hachestraße gegenüber dem Intercity-Hotel hatte die Bahn während des Umbaus des Hauptbahnhofes drei Projekte als Ausbaustufe 2 präsentiert. Das arg in die Jahre gekommene Aurelis-Hochhaus am Osttunnel des Hauptbahnhofes wollte sie durch einen neuen Büroturm ersetzen und am nördlichen Bahnhofsvorplatz ein Kammgebäude errichten, um noch mehr Einzelhandel im unmittelbaren Bahnhofsumfeld anzusiedeln. An der Hachestraße am Westtunnel des Hauptbahnhofs sollte ein fünf- bis sechsstöckiges Bürogebäude entstehen.
"Erhebliche funktionale Mängel"
Planungsamtsleiter Thomas Franke hatte schon früh arge Bedenken angemeldet, ob die Neubaupläne östlich des Haupteingangs genehmigungsfähig sein würden. In seltener Einmütigkeit standen ihm die Planungspolitiker zur Seite, die insbesondere gegen das „Einkaufszentrum mit Gleisanschluss“ wetterten. Der damalige SPD-Sprecher im Planungsausschuss Gerd Mahler brachte die Kritik auf den Punkt mit dem sarkastischen Spruch: „Man sollte den Hauptbahnhof schon noch sehen können.“
Mehrmals hatte die Bahn ihre Pläne nachgebessert. Das grundsätzliche Problem, den Mangel an Verkehrsfläche, konnten ihre Architekten allerdings auch nicht beheben mit der Idee, den Verkehr unter die Erde in ein Tiefgeschoss zu verlegen. Die Bauvoranfrage zum Abriss und Neubau am Bahnhofsvorplatz wurde schließlich abgelehnt mit der Begründung: „erhebliche funktionale Mängel“.
Unwirtschaftliches Projekt
Blieb der Neubau an der Hachestraße. Hier hatte die Stadt die Kompromisslinie so abgesteckt: Der Neubau kann kommen, wenn die Bahn bei der Gelegenheit endlich den Westtunnel bis zur Hachestraße durchbaut. Als die Bahn dazu Bereitschaft zeigte, wurde die Bauvoranfrage positiv beschieden. Die Bahn dürfte im Prinzip dort bauen - aber jetzt will sie nicht mehr.
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„Nach dem Bescheid der Stadt haben wir die Planungen weiter getrieben und festgestellt, wie viele Versorgungskabel dort in der Erde liegen“, sagt Dirk Pohlmann, Sprecher der Deutschen Bahn NRW. „Es würde Millionen kosten, die alle zu verlegen. Damit ist das Projekt unwirtschaftlich.“
Nach dem Platzen der Pläne bleibt nur die Bestandspflege. Das Aurelis-Hochhaus steht vor der Grundsanierung. „Wir haben den Mietern nahe gelegt auszuziehen; vor allem aus Gründen des Brandschutzes“, sagt Dirk Dratsdrummer, Sprecher des Unternehmens Aurelis, das die Bahn-Immobilien vermarktet. Ende 2012 will Aurelis über eine Investition entscheiden.