Essen. . Sowohl Kunden als auch Mitarbeiter haben kein Verständnis für die Schließung von drei Stadtteilbibliotheken. Viele befürchten dann keine Bücher mehr ausleihen zu können. Der Weg zu anderen Bibliotheken sei einfach zu weit.

Donnerstagnachmittag, kurz vor halb drei an der Schwanhildenstraße 25 in Stoppenberg: Eine kleine Gruppe von Menschen steht geduldig vor der Tür der Stadtteilbibliothek und wartet darauf, dass die Bibliothek öffnet. Viele von ihnen bezeichnen sich als Stammgäste; kommen seit Jahren hier hin. Dass dieser Einrichtung, genau wie den Stadtteilbibliotheken in Holsterhausen und Kray, die Schließung drohen soll, stößt bei den Kunden und Angestellten auf große Kritik.

„Ich wüsste nicht, wo ich meine Bücher ausleihen sollte, wenn es diese Bibliothek nicht mehr gibt“, so Tanja Wege, Mutter zweier Kinder, mit denen sie regelmäßig hier ist. Die Zentrale in der Innenstadt käme für sie jedenfalls nicht in Frage: „Viel zu groß, zu unpersönlich und zu unübersichtlich“, wie sie findet. „Außerdem zu weit weg. Man müsste ja jedes Mal vier Fahrten in Kauf nehmen. Von der Parkplatzsuche mal abgesehen“, ergänzt ihre Freundin Christiane Hackmann.

Integrationsarbeit

Vier Fahrten mit der Straßenbahn - das hieße auch knapp zehn Euro weniger im Portemonaie. Sowas könnten sich, laut Elisabeth Timmer-Braun, viele gar nicht erlauben. Aber nicht nur das: „Wir leisten hier weitaus mehr für die Bürger, als dass wir nur Bücher an sie verleihen“, so die Leiterin der Stoppenberger Filiale und spricht dabei vor allem von der Integrationsarbeit, die sie neben ihrem eigentlichen Job gemeinsam mit ihrer Kollegin betreibt.

Gerade für Kinder mit Migrationshintergrund, deren Eltern die deutsche Sprache nicht beherrschen, seien die zwei Damen eine große Hilfe. Zusammengefasst sei die Bibliothek einfach mehr, als nur ein Ort für Leseratten.

Empörung und Unverständnis über die angedrohte Schließung macht sich auch in der Holsterhausener Zweigstelle breit. Ähnlich wie in Stoppenberg, schätzen auch die Holsterhauser den persönlichen Service und den fast schon familiären Kontakt, der hier zwischen Roman, Krimi und Thriller gepflegt wird.

Keine Möglichkeit woanders hinzufahren

„Meine Kinder sind hier quasi groß geworden“, berichtet Beate Gehlhar. Seit nunmehr fast 20 Jahren kommt die Anwohnerin der Margarethenhöhe mindestens alle zwei Wochen vorbei, um Bücher auszuleihen. „Sehr, sehr schade“, fände sie eine Schließung und ergänzt: „Mir täte es vor allem für ältere Leute leid, die nicht mobil sind und keine Möglichkeit haben, woanders hin zu fahren.“

Doris Asthoff ist bereits Mitte 70 und müsste im Falle einer Schließung tatsächlich auf ihre geliebten Hörbücher verzichten. „Hier kann ich hin laufen; aber in die Stadt eben nicht“, bedauert sie. Ute Duvenkamp hat ihren Stadtteilbibliotheksausweis erst kürzlich geschenkt bekommen, ihn aber schon mehrere Male in Anspruch genommen. „Der Service hier ist wirklich toll; das Personal ist freundlich und sehr bemüht. Sollte ein Buch nicht vorrätig sein, wird es sofort bestellt. Ich wäre enttäuscht, wenn es dieses Angebot und diesen Service nicht mehr geben würde.“