Essen.. Stoppenberg, Kray und Holsterhausen sollen trotz mehr Ausleihen dem Rotstift zum Opfer fallen. „Onleihe“ kommt noch 2012.

Binnen elf Jahren ein Plus zwischen 25 und 101 Prozent einzufahren – da möchte man doch meinen, das Geschäft brummt, und alles ist in bester Ordnung. Ist es nicht: Auch die genannten Zuwachsraten bei der Ausleihe sollen die Stadtteilbibliotheken in Holsterhausen, Kray und Stoppenberg nämlich nicht davor bewahren, dass dort der Buchdeckel in absehbarer Zeit für immer zugeklappt wird: „Zum nächstmöglichen Zeitpunkt“ sollen die drei Bücherei-Standorte geschlossen werden.

Drei von 15 Büchereien dicht zu machen, das bedeutet nach einem fast zehnjährigen Innehalten einen spürbaren Einschnitt in das Versorgungsnetz mit lesenswertem Nachschub. Acht Stadtteil-Büchereien und der Bücherbus waren zuvor seit 1989 aufgegeben worden, gestutzte Öffnungszeiten und so genannte Tandemlösungen, wo der Betrieb wechselweise aufrechterhalten wurde, täuschten darüber hinweg, dass auch an anderen Standorten die roten Zahlen im städtischen Sparbuch die anderen Dramen aus dem Regal verdrängten.

Einsparziele für ausgeglichenen Haushalt

Doch selbst diese gekrampften Lösungen reichen angesichts ehrgeiziger Einsparziele auf dem Weg zu einem ausgeglichenen Haushalt nicht länger aus. Und da der Erwerbungs-Etat mit einem Minus von 21 Prozent in den vergangenen vier Jahren eh schon bedenkliche Auswirkungen auf die Aktualität des Angebots hat, geht es ran ans Personal.

Und bevor man hie und da dem Zufall überlässt, ob die Bibliothek im Stadtteil nun öffnet oder nicht, bläst die Verwaltung dabei zum geordneten Rückzug: Drei Standorte weniger, das sei zu verkraften, heißt es, die Bibliothek in Holsterhausen habe durch die Abwanderung des Schulstandortes gelitten, Kray weise ohnehin die geringste Resonanz auf und in Stoppenberg gelten die Rahmenbedingungen als problematisch.

Bei der Stadtbibliothek weiß man, dass dies eigentlich Anlass für eine Offensive sein müsste, doch im Angesicht des Spardrucks gibt Kulturdezernent Andreas Bomheuer die verlorenen Gebiete lieber von sich aus auf – in der Hoffnung, dass aufgestockte Öffnungszeiten an anderer Stelle – so soll etwa die Zentralbibliothek im Gildehof-Center am bislang geschlossenen Montag künftig womöglich für ein paar Stunden öffnen, und auch andernorts wird die eine oder andere Stunde drangehängt: Unterm Strich sinkt die Zahl der Öffnungsstunden damit dennoch stadtweit von 353 auf 329.

"Onleihe" wird eingeführt

Für manchen mag es ein Trost sein, dass die Stadtbibliothek den allgemeinen Lesenswandel nachvollzieht und noch für dieses Jahr die so genannte „Onleihe“ einführen will. Dabei können registrierter Nutzer ein digitales Medienangebot (E-Books) von überall und zu jeder Zeit ausleihen. Möglich wird dies durch eine in Aussicht gestellte Landesförderung.

Ob dies die Bürger in Holsterhausen, Kray und Stoppenberg zufriedenstellt, steht auf einem anderen Blatt. Wie berichtet, haben schon die Gerüchte über die Schließung von Stadtteilbibliotheken den Plan für ein Bürgerbegehren aufkeimen lassen. Zumindest inhaltlich hätten die Initiatoren die SPD auf ihrer Seite: „Dass ausgerechnet Nebenstellen in Stadtteilen dicht machen sollen, in denen viele Kinder leben, deren Familien nicht immer das Geld haben, um regelmäßig Bücher zu kaufen, halten wir für falsch“, hieß es da. Der Wahlkampf um Bürger und Bücher, er hat gerade erst begonnen.