Essen. . Die Stadt Essen wirbt um Verständnis für das geplante Aus der drei Stadtteilbibliotheken in Kray, Stoppenberg und Holsterhausen. Die Sparzwänge ließen keine andere Entscheidung zu. Die „Bürgerliste Nord“ droht indes bereits mit einem Bürgerbegehren.
Die geplante Schließung der Stadtteilbibliotheken in Kray, Stoppenberg und Holsterhausen stößt auf geteiltes Echo. Während Vertreter der Stadt betonten, die Maßnahme sei „unausweichlich“, fürchten Besucher „unsoziale Kürzungen“ zu Lasten von Kindern und Senioren. Die „Bürgerliste Nord“ droht bereits konkret mit einem Bürgerbegehren gegen die Schließungen.
Für Klaus-Peter Böttger, Leiter der Stadtbibliothek Essen, ist es eine Entscheidung gewesen, die „schweren Herzens“ getroffen wurde. Die Sparzwänge im Personaletat, ließen aber keine andere Wahl, als das Netz von derzeit 15 Stadtteilbibliotheken zu reduzieren. „Wir streben eine Lösung an, die den kleinstmöglichen Schaden bedeutet“, so Böttger. Die Entscheidung, trotz steigender Ausleihzahlen gerade diese drei Bibliotheken zu schließen, hänge mit ihrer ungünstigen Lage oder fehlender Anbindung an andere Institutionen zusammen. Wie es erfolgreich funktioniere, zeige die Bibliothek in Freisenbruch. Hier sind die Öffnungszeiten mit Angeboten im Bürgerhaus Oststadt abgestimmt.
„Keine Ausnahme für den Bibliotheksbetrieb bei Sparplänen“
Aus Sicht des Bibliotheksbesuchers Ralf Windfuhr ist die Entscheidung hart aber nachvollziehbar: „Wenn die Städte überall zum Sparen gezwungen sind, dann gibt es auch für den Bibliotheksbetrieb keine Ausnahme.“ Windfuhr moniert, der Essener Süden bleibe von den Schließungsplänen verschont. Allerdings gibt es im Süden wegen früherer Schließungen ohnehin nur noch wenige Bibliotheken.
Ein Besuch in der Altenessener Zweigstelle offenbart Probleme und Chancen. Die lange Fensterfront sorgt gemeinsam mit einer kleinen Cafeteria für eine einladende Leseatmosphäre. Feststehende Bücherwände wurden durch rollende Regale ersetzt, um die Räume regelmäßig umgestalten zu können. Die Bibliothek pflegt engen Kontakt zu ortsnahen Grundschulen und Kindergärten, um jungen Lesern ihr Angebot nahezubringen.
Über die Probleme hinwegtäuschen kann der positive Gesamteindruck allerdings nicht. Der Bestand an Büchern ist überholt und wird zu selten mit neuem Lesestoff „gefüttert“. Hinzu kommt Personalmangel. „Ist im Krankheitsfall kein Springer verfügbar, kommt es vor, dass Bibliotheken ganz geschlossen bleiben“, sagte Petra Hemerich von der Stadtteilbibliothek Altenessen. Es sei klar gewesen, dass „etwas passieren muss“. Dass jedoch vor allem Kinder und Senioren, die nicht ohne Weiteres in eine andere Bibliothek fahren können, unter den Spardruck leiden, stört sie. Für Claudia Brandenburg liegt das große Plus der Stadtteilbibliotheken in der persönlichen Betreuung: „Wenn ich ein Buch vorbestelle, werde ich telefonisch benachrichtigt.“ Wichtig wäre für sie, einen Teil der eingesparten Mittel nicht nur zur Etatsanierung, sondern für die Ausstattung der übrigen Bibliotheken zu verwenden. Mit der Zeit sei der Bestand schlicht „ausgelesen“. Und die Zentralbibliothek im Gildehof sei keine Alternative: Ihre Kinder im Grundschulalter würde sie nicht allein so weit fahren lassen.