Essen. . Dass die Karnaper Ortsmitte mit Rewe einen neuen Magneten bekommt, ist so gut wie sicher. Freude herrscht darüber bei allen politischen Parteien. Wem aber jetzt der ehrenvolle Verdienst um den Stadtteil angerechnet wird, darüber herrscht Streit im Dorf.

Die Umgestaltung der Karnaper Mitte rund um den Markt und die Ansiedlung "Rewes" ist so gut wie sicher. Wie die Stadtteilzeitung berichtete, soll Investor Ten Brinke noch drei fehlende städtische Grundstücke am Markt bekommen, darunter das der Hauptschulturnhalle. Im Gegenzug baut er eine Ersatz-Sportstätte an der Lohwiese. Volumen: ca. 750 000 Euro. Die Bezirksvertretung gab jetzt Grünes Licht, Anfang Mai soll der Planungsausschuss entscheiden.

So einhellig auch das Lob von allen Parteien für den Durchbruch am Karnaper Markt ist, so groß ist der Ärger der Politiker im Dorf untereinander. Seit Jahren reiben sich die Ratsherren Guido Reil (SPD) sowie Jörg Uhlenbruch (CDU) auf der einen und Udo Bayer (EBB) auf der anderen Seite im Allgemeinen – wenn es um die städtebauliche Zukunft am Markt geht im ganz Besonderen. Ein Flugblatt, das die Karnaper SPD zu Ostern verteilte, bringt Bayer immer noch zum Schäumen.

Schmuck "mit fremden Federn"

Ausführlich wird darauf der Bau der Lohwiesen-Turnhalle vermeldet, die Zusammenhänge des "Rewe"-Projektes geschildert. Der Schlusssatz geht Bayer richtig gegen den Strich: "Möglich wurde dies, weil der Schulgarten endlich überplant werden konnte und alle politischen Parteien an einem Strang gezogen haben."

Das sieht Udo Bayer anders. "Es stecken sich nun die Leute die Federn an den Hut, denen sie nicht zustehen – und die immer für einen Discounter und nicht für 'Rewe' waren", ärgert er sich und meint beide Ratsherren. Er spielt auf Reils und Uhlenbruchs Eintreten für Discounter "Penny" bis etwa März 2011 an. "Weil das die realistischere Lösung war", sagt Reil dazu.

Monate lang Funkstille

Als sich die Option jedoch in Rauch aufgelöst habe, habe man noch am selben Tag mit dem Investor Ten Brinke gesprochen, sich kurz danach getroffen und auch noch auf die Ausrichtung des Eingangs zum Markt hin sowie die Gestaltung Einfluss genommen. "Zu dem Zeitpunkt herrschte beim Projekt Monate lang Funkstille" , so Reil.

Darüber wird sich Udo Bayer noch einmal ärgern. "Ich habe seit knapp zehn Jahren die Idee verfolgt", sagt Bayer. Reil und Uhlenbruch hätten weder den Investor akquiriert, noch zusammen mit dem Essener Sportbund die Lohwiesen-Lösung entwickelt. Sie seien auch nicht bei den Verhandlungen zwischen Stadt und Investor involviert gewesen, hätten nicht bei der finalen und kniffeligen Lösung "Bauleistung Lohwiese gegen Grundstück am Markt" mitgewirkt.

Vom Ratsherren überrumpelt

Hält Bayer die Herren Reil und Uhlenbruch für Trittbrettfahrer, so fühlen sich die Beiden vom Ratsherren überrumpelt. "Es war abgemacht, dass wir die Planung gemeinsam begleiten und auch präsentieren", sagt Reil und spielt auf ein "Vorpreschen" Bayers und eine Berichterstattung im Herbst 2011 an.

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Projektentwickler Bruno Wojatschek von Ten Brinke stärkt ausdrücklich Udo Bayer den Rücken. "Durch dessen intensive Arbeit ist es gelungen, eine zunächst runde Sache zu entwickeln", will Wojatschek noch nicht die Entscheidung in den Ausschüssen vorwegnehmen. Da ist wohl ein breiter politischer Konsens zu erwarten. In Karnap ist das nicht so schnell zu erwarten.