Essen. Der Umbau des ehemaligen Schuhlagers im Gewerbegebiet In der Hagenbeck zum größten Gebetsraum Europas geht nur schleppend voran. Nun aber soll im Sommer Richtfest gefeiert werden. Mittlerweile dürften sich die Kosten auf 1,8 Millionen summieren.

Über Moschee-Bauten im Morgenland weiß Oylar Sagunar viel zu erzählen. Über die Handwerkskunst aus aller Herren Länder, derer sich die osmanischen Herrscher einst bedienten und über die nicht enden wollende Zeit, die ein solches Bauwerk in Anspruch nahm. Nun wird die Merkez-Moschee in Altendorf nicht in Stein gemeißelt, sondern in Beton gegossen.

Dennoch kommt der Bau im Gewerbegebiet In der Hagenbeck aus der Ferne betrachtet nur im Zeitlupen-Tempo voran. Auch ein kleiner Schritt ist ein Fortschritt und für Oylar Saguner, den Architekten, Beleg dafür, dass es sich bei Europas größtem Gebetsraum, der hier entstehen soll, nicht um ein Märchen aus tausendundeiner Nacht handelt. Es sei eben richtige Handarbeit, entgegnet Saguner. Und solche kostet Zeit.

Betonierung in drei bis vier Wochen

Das Geflecht der Stahlverstrebungen erinnert tatsächlich an Handarbeit. Einem Strickmuster gleich legt es sich wie ein Kranz um die kreisrunde Öffnung, die den Blick gen Himmel freigibt. „Die Verschalung ist fast fertig“, erläutert Saguner. Drei bis vier Wochen noch, dann werden die Bauarbeiter die Betonierung vornehmen.

Moschee ohne Kuppel

Viel Luft nach oben: Seit zwei Monaten ruhen die Bauarbeiten an der Merkez-Moschee. Foto: Udo Milbret
Viel Luft nach oben: Seit zwei Monaten ruhen die Bauarbeiten an der Merkez-Moschee. Foto: Udo Milbret © WAZ FotoPool
Architekt Oylar Saguner leitet die Arbeiten in Frohnhausen. Foto: Udo Milbret
Architekt Oylar Saguner leitet die Arbeiten in Frohnhausen. Foto: Udo Milbret © WAZ FotoPool
Auf dem Gelände des ehemaligen Böhmer-Schuhlagers entsteht Europas größter Gebetraum. Foto: Udo Milbret
Auf dem Gelände des ehemaligen Böhmer-Schuhlagers entsteht Europas größter Gebetraum. Foto: Udo Milbret © WAZ FotoPool
Bislang ist jedoch nur ein Wald aus Gerüststangen zu sehen. Foto: Udo Milbret
Bislang ist jedoch nur ein Wald aus Gerüststangen zu sehen. Foto: Udo Milbret © WAZ FotoPool
Die noch fehlende Kuppel, gefertigt aus Aluminium, lässt auf sich warten. Foto: Udo Milbret
Die noch fehlende Kuppel, gefertigt aus Aluminium, lässt auf sich warten. Foto: Udo Milbret © WAZ FotoPool
Dabei haben die Gemeindemitglieder getan, was sie konnten.
Dabei haben die Gemeindemitglieder getan, was sie konnten. "Aber jetzt muss eine Firma ran", sagt Oylar Saguner. © WAZ FotoPool
Doch jetzt ist der Winter da und bei Temperaturen unter fünf Grad ist an Bauarbeiten nicht zu denken. Foto: Udo Milbret
Doch jetzt ist der Winter da und bei Temperaturen unter fünf Grad ist an Bauarbeiten nicht zu denken. Foto: Udo Milbret © WAZ FotoPool
Richtfest soll im Frühjahr 2011 gefeiert werden. Foto: Udo Milbret
Richtfest soll im Frühjahr 2011 gefeiert werden. Foto: Udo Milbret © WAZ FotoPool
1/8

Der Kranz soll die sieben Meter hohe Aluminium-Kuppel tragen, das Prunkstück der Moschee, die erst dann als vollendet gelten darf, wenn der Architekt ihr die Krone tatsächlich aufsetzt. Mehr als einhundert Aluminiumplatten seien bereits angefertigt, Anfang Juli sollen sie an Ort und Stelle zusammengesetzt werden, kündigt Oylar Saguner an. Der Zeitplan rutscht also nach hinten. Nicht zum ersten Mal. Ursprünglich sollte die Moschee schon 2010 Eröffnung feiern. Doch Ungeduld sei dem Bauherrn, der Altendorfer Ditib-Gemeinde, fremd, versichert der Architekt. Sammelt die Gemeinde doch schon seit mehr als 30 Jahren Spenden für ihr Gotteshaus.

Kosten von 1,4 Millionen Euro

Doch Zeit kostet Geld. 1,4 Millionen Euro – so viel hatte Saguner für den Umbau des ehemaligen Schuhlagers veranschlagt. Das ist fünf Jahre her. Mittlerweile dürften sich die Kosten auf 1,8 Millionen summieren. Anfang August soll das Richtfest steigen, weitere sechs bis acht Monate für den Innenausbau – und die Gemeinde könnte sich in der Merkez-Moschee erstmals zum Gebet versammeln, so Gott will.

Bis es soweit ist, bleibt die Finanzierung nicht die einzige irdische Frage, der sich Architekt und Bauherr stellen müssen: Einbrecher haben die Tür eines Baucontainers aufgebogen als handele es sich um eine Sardinenbüchse. Kaffeemaschine und Kühlschrank ließen die Täter mitgehen, klagt Saguner. Allahs Zorn dürfte ihnen sicher sein.