Essen. Die Fertigstellung ihrer Merkez-Moschee lässt nun seit zwei Jahren auf sich warten. Eigentlich sollte Europas größter Bet-Raum im ehemaligen Böhmer-Schuhlager schon 2010 Eröffnung feiern. Nach diversen Verzögerungen geht es nun weiter.

Das ein oder andere Stoßgebet dürften die Mitglieder der Altendorfer Ditib-Gemeinde schon gen Mekka geschickt haben. Denn die Fertigstellung ihrer Merkez-Moschee lässt nun schon im zweiten Jahr auf sich warten.

Schlimmer noch: Wer in den vergangenen Monaten gelegentlich vorbeischaute am ehemaligen Böhmer-Schuhlager im Gewerbegebiet In der Hagenbeck, nur einen Steinwurf vom S-Bahnhof Frohnhausen entfernt, der musste den Eindruck gewinnen, es herrscht Stillstand, wo doch längst eine mächtige Kuppel jedem, der hier vorbei kommt signalisieren sollte: Hier kommen Muslime zusammen, um sich in Europas größtem Bet-Raum zu verneigen. Stattdessen klafft in der Decke noch immer ein riesiges Loch. Dass der stürmische Wind dieser Tage reichlich Regen vor die nackten Fertigbauteile peitscht, macht den ersten Eindruck nicht besser.

Aufwändiger Kuppelbau

So ist jede Nachricht, dass sich etwas tut In der Hagenbeck für Oylar Saguner, den Architekten, eine gute Nachricht. Gestern tat sich etwas. Bauarbeiten spritzten Spritzbeton aufs Dach, so viel die acht Betonmisch-Lkw hergaben. Vier Monate sei an der Stahlbewehrung gearbeitet, worden, berichtet Saguner, was man - zugegeben - von der Straße aus auf einen flüchtigen Blick allein nicht zu erkennen vermag. Nun soll der Beton der tragenden Konstruktion und schließlich - als Krönung des Ganzen - auch der Aluminium-Kuppel den nötigen Halt verleihen.

Der Kuppelbau sei „sehr, sehr aufwändig, aber machbar“. Dies bescheinigte der Statiker dem Bauherrn auch, nachdem sich dieser aus nicht näher benannten Gründen von ihm getrennt hatte. Oylar Saguner kann dem nicht viel hinzufügen. Nur soviel: Die Gemeinde legt Wert darauf, dass nicht etwa tragende Pfeiler den raumgreifenden Eindruck der Betenden stören. Tragseile werden deshalb eingebaut, bevor dann endlich die Kuppel aufgesetzt wird. Mitte April soll es soweit sein. Man darf gespannt sein.

Moschee ohne Kuppel

Viel Luft nach oben: Seit zwei Monaten ruhen die Bauarbeiten an der Merkez-Moschee. Foto: Udo Milbret
Viel Luft nach oben: Seit zwei Monaten ruhen die Bauarbeiten an der Merkez-Moschee. Foto: Udo Milbret © WAZ FotoPool
Architekt Oylar Saguner leitet die Arbeiten in Frohnhausen. Foto: Udo Milbret
Architekt Oylar Saguner leitet die Arbeiten in Frohnhausen. Foto: Udo Milbret © WAZ FotoPool
Auf dem Gelände des ehemaligen Böhmer-Schuhlagers entsteht Europas größter Gebetraum. Foto: Udo Milbret
Auf dem Gelände des ehemaligen Böhmer-Schuhlagers entsteht Europas größter Gebetraum. Foto: Udo Milbret © WAZ FotoPool
Bislang ist jedoch nur ein Wald aus Gerüststangen zu sehen. Foto: Udo Milbret
Bislang ist jedoch nur ein Wald aus Gerüststangen zu sehen. Foto: Udo Milbret © WAZ FotoPool
Die noch fehlende Kuppel, gefertigt aus Aluminium, lässt auf sich warten. Foto: Udo Milbret
Die noch fehlende Kuppel, gefertigt aus Aluminium, lässt auf sich warten. Foto: Udo Milbret © WAZ FotoPool
Dabei haben die Gemeindemitglieder getan, was sie konnten.
Dabei haben die Gemeindemitglieder getan, was sie konnten. "Aber jetzt muss eine Firma ran", sagt Oylar Saguner. © WAZ FotoPool
Doch jetzt ist der Winter da und bei Temperaturen unter fünf Grad ist an Bauarbeiten nicht zu denken. Foto: Udo Milbret
Doch jetzt ist der Winter da und bei Temperaturen unter fünf Grad ist an Bauarbeiten nicht zu denken. Foto: Udo Milbret © WAZ FotoPool
Richtfest soll im Frühjahr 2011 gefeiert werden. Foto: Udo Milbret
Richtfest soll im Frühjahr 2011 gefeiert werden. Foto: Udo Milbret © WAZ FotoPool
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Kosten von 1,85 Millionen

Den Baufortschritt hat das Zerwürfnis mit dem Statiker sicher nicht beschleunigt, auch wenn Ersatz längst gefunden ist. Zuvor hieß es, unterschiedliche Preisvorstellungen mit dem Hersteller der Alu-Kuppel hätten das Projekt verzögert. Inzwischen ist man sich offenbar einig geworden.

Aber Zeit ist Geld. Und so sind die Kosten laut Saguner inzwischen deutlich gestiegen. Mit 1,4 Millionen Euro hatte die Gemeinde kalkuliert. 1,85 Millionen dürften es wohl werden, je nach Ausstattung sogar mehr, so der Architekt. Das ist viel Geld für die rund 300 Mitglieder zählende Altendorfer Ditib-Gemeinde. Die hatte sich mit dem Moschee-Bau sicher auch ein wenig verhoben, so zumindest der Eindruck von Muhammet Balaban, dem Vorsitzenden des Integrationsrates, nach Gesprächen mit dem Gemeindevorstand.

Allah sei Dank: „Für eine Moschee gibt es immer Geld“, sagt Oylar Saguner. Und so lange die Gemeindemitglieder sehen, es geht voran, fließen auch Spenden - jetzt wohl wieder üppiger.