Essen. . Vier Millionen Sendungen gehen pro Jahr von der Stadt Essen an die Bürger. Bis Ende Juni klärt sich, wer von der Portokasse im Rathaus profitiert. Und das ist Kleingeld: Immerhin müssen zuvor noch 431.247 Wahlbenachrichtigungskarten verschickt werden.

Eine ungeplant dazwischengeschobene Wahl – und die ganze Jahresstatistik ist im Eimer. 431.247 Wahlbenachrichtigungskarten sind da plötzlich in der nächsten Woche zu verschicken, weitere geschätzt 70.000 Umschläge mit Briefwahl-Unterlagen werden folgen, und schon an diesen Zahlen lässt sich ablesen: Wenn die Stadt Essen demnächst darüber entscheidet, welches Unternehmen sie in den kommenden Jahren in ihre Portokasse greifen lässt, reden wir nicht über Kleingeld.

Mit gut 1,8 Millionen Euro gefüllt

Denn gefüllt ist sie in „normalen“ Jahren mit gut 1,8 Millionen Euro, durch die sich anno 2011 rund 3.232.000 Sendungen auf den Postweg bringen ließen, rund 90 Prozent davon Briefe. Mehr als jeder zehnte Umschlag, so weiß Bruno Wahl, Sachgebietsleiter im städtischen Amt für Zentralen Service, entspringt der städtischen Überwachung des ruhenden Verkehrs,sprich: enthält ein Knöllchen.

Weitere 204.000 sind Bescheide für Grundbesitzabgaben, und 100.000 Mal schickt die Stadt so genannte Postzustellungsaufträge los, bei denen in Bußgeld- oder Mahnverfahren urkundlich festgehalten wird, wem, wann, wo und unter welchen Umständen das Schriftstück zugestellt wurde.

Keine Alternative für Brief

Mag der Brief im privaten Umgang auch an Bedeutung verloren haben, für die Stadt, so Wahl, ist der schriftliche Umgang mit dem Bürger bis auf weiteres noch ohne echte Alternative. Und die Portokasse, sie füllt sich zusehends, allen E-Mails zum Trotz. Denn allein mit der Übernahme des Job-Centers erhöht sich das Volumen um all jene Bescheide, die bislang über die Agentur für Arbeit abgewickelt wurden – immerhin rund 800.000 im Jahr.

Dabei werden die Versandkosten nicht etwa als ein einziger großer Batzen in der städtischen Etatbilanz verewigt, sondern Monat für Monat auf 150 Kostenstellen im städtischen Ämterdschungel verteilt – um so die anfallenden Portokosten den Aufgaben zuordnen zu können. Ob sich mit dem „E-Postbrief“ nennenswert Geld sparen lässt oder mit „De-Mail“, einem Projekt, das das verbindliche und vertrauliche Versenden von Dokumenten übers Internet erprobt, wird noch geprüft.

Geschäft für Postdienstleiter

Bis dahin wittern die klassischen Postdienstleister ein Geschäft. Derzeit ist noch der WAZ-Postservice in Verbindung mit der Deutschen Post Briefpartner der Stadt Essen. Wer zum 1. August das Rennen macht, wird erst Ende Juni entschieden. „Nicht der billigste Jakob, sondern das wirtschaftlichste Angebot“, so Wahl, soll das Rennen machen. Die Ausschreibung lief europaweit, die Unterlagen kamen auf dem Postweg.

Wer sich gemeldet hat? Briefgeheimnis.