Essen. . Insgesamt gibt’s auf der Briefmarken-Messe, die am Donnerstag startet und 1976 zum ersten Mal ausgerichtet wurde, „mehrere Millionen Marken zu sehen und zu kaufen“, sagt Organisator Jan Billion. Um 11 Uhr wird die Sondermarke „Fußball begeistert Deutschland“ der Öffentlichkeit vorgestellt.
Wer braucht heutzutage überhaupt noch Briefmarken? Es gibt schließlich statt schnöder Briefe und Postarten zahlreiche moderne Alternativen – E-Mail, SMS, MMS, soziale Onlinenetzwerke und der E-Postbrief der Deutschen Post, der Dank des Internets ganz ohne Brief, Marke und Stempel auskommt. Ist die Zeit der Briefmarke abgelaufen und keiner hat’s bemerkt? „Nein, das ist sie sicher nicht“, sagt Jan Billion. Der Ratinger hat ein Herz für die kleinen Papierfitzel. Er ist Jäger und Sammler zugleich – Briefmarkensammler wohlgemerkt. Billion plant und organisiert seit mehreren Jahren die „Internationale Briefmarken-Messe“, die von heute bis Samstag zum 22. Mal in der Messe Essen zu Gast ist und im Zeichen des Fußballs steht. So wird zum Beispiel heute gegen 11 Uhr die Sonderbriefmarke „Fußball begeistert Deutschland“ der Öffentlichkeit vorgestellt; ausgegeben wird sie erst am 2. Mai. Für die NRZ posierte der 35 x 35 Millimeter kleine Star der Briefmarkenmesse bereits vorab.
Junge Leute greifen immer seltener zu Lupe und Album
Runde Briefmarken gibt’s im Angebot der 130 kommerziellen Aussteller ebenso, mit Fußballmotiven. Da verwundert es kaum, dass selbst das Motto „Die Briefmarkenwelt zu Gast in Essen“ an ein anderes sportliches Großereignis erinnert. Und sportlich soll’s bei den Philatelisten natürlich auch zugehen, etwa am Planschbecken für Kinder und Jugendliche. Nicht mit Wasser, sondern mit hunderten ausgemusterter Briefmarken haben es lokale Sammler gefüllt, „um auch bei der jungen Generation die Sammelleidenschaft zu wecken“, sagt Jürgen Witkowski von der Poststempelgilde. Als Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft Ruhr der Briefmarkenfreunde“ weiß er, dass junge Leute immer seltener zu Lupe und Album greifen. „Es wird ihnen nicht mehr vorgelebt“, beklagt Witkowski, der mit acht Jahren erste Briefmarken ins Album klebte. Deshalb sei die Jugendarbeit so wichtig.
Briefmarken-Messe
Witkowski: „Wenn jemand schon in jungen Jahren mit Briefmarken zu tun hat, kehrt die Sammelleidenschaft im Alter meistens wieder zurück.“ Weniger ein Thema sei sie hingegen zwischen der Pubertät und dem Auszug der eigenen Kinder. „Denn in dieser Zeit haben die Sammler oft anderes im Sinn“, sagt Witkowski und scherzt: „Daher trifft man bei der Messe so viele alte Briefmarkensammler und nur wenige um die 30 oder 40.“ Er ist übrigens 57 Jahre alt.
Madonna auf der Messe
43 Frauen und Männer zeigen im Rahmen der Messe ihre Sammlungen, um die deutsche Meisterschaft für Thematische Philatelie zu gewinnen. Wieder ganz schön sportlich. Wer gewinnt, entscheidet sich morgen Abend. An allen drei Messetagen gibt’s nahe dem Großstand der Post ein Torwandschießen, bei dem Preise rund ums Briefmarkensammeln zu gewinnen sind. Betreut wird die Torwand aus dem „Aktuellen Sportstudio“ von der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Der Bochumer Fußballprofi Dariusz Wosz lädt nebenan um 12 Uhr zur Signierstunde.
Insgesamt gibt’s auf der Messe, die 1976 zum ersten Mal ausgerichtet wurde, „mehrere Millionen Marken zu sehen und zu kaufen. Wie viele es genau sind, kann Organisator Jan Billion nicht sagen. Und es gibt noch mehr zu bestaunen: Etwa die Blockausgabe „500 Jahre Sixtinische Madonna“. Weil sie ein großer Erfolg war, würdigen sie die Deutsche und die Vatikanische Post auf der Briefmarken-Messe – ein wahrer Höhepunkt für Philatelisten. Markengrafiker Werner Hans Schmidt aus Frankfurt/Main, der den Block gestaltet hat, wird morgen um 12 Uhr am Stand der Post Autogramme geben – etwa für Sammler, die keine Stempel mögen.
Der Eintritt ist frei
Marken-Zeichen
Von heute bis Samstag öffnet die „22. Internationale Briefmarken-Messe“ in der Halle 1 der Messe Essen ihre Tore – heute und morgen zwischen 10 und 18 Uhr, Samstag von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Ideeller Träger ist der „Verband der Philatelisten in Nordrhein-Westfalen“. Neben Ausstellern, Sammlern und Händlern, die ihre Marken anpreisen, gibt’s mehrere Vorträge, mit den Themen „Alte und neue Fälschungen“ heute um 16 Uhr, „Finanzkrisen im Spiegel der Philatelie“ am Freitag um 14 Uhr und „Die Entwicklung der frühen Stempelmaschinen im Deutschen Reich“ am Samstag um 11 Uhr. Infos zum Programm und eine Liste aller Aussteller finden sich im Messekatalog auf: www.briefmarkenmesse-essen.de
450 Sammler verteilen sich auf zehn Vereine
Seit 1950 gibt’s die „Arbeitsgemeinschaft Ruhr der Briefmarkenfreunde Essen“ (Arge Ruhr). Ihr angeschlossen sind die Philatelistengemeinschaft, die Briefmarkensammler-Gemeinschaft im DB-Sozialwerk, die Sammlergilde West, der Briefmarkensammlerverein von 1930 Bottrop, der BSV Posthorn Borbeck, der BSV Essen 1910, der Oberhausener Philatelistenverein, der Essener Philatelisten Verein 1892, der Verein für Briefmarkenkunde Steele von 1932 sowie der BSV Frohnhausen. Zusammen haben die Vereine über 450 Mitglieder. Ihre Ziele sind das Fördern, Vertiefen und Verbreiten von Kenntnissen auf philatelistischen Wissensgebieten, der (Aus-)Tausch mit internationalen Sammlern und Jugendarbeit. Infos zu den Vereinen und deren Stammtisch- und Veranstaltungs-Terminen gibt’s im Internet unter: www.arge-ruhr.de