Essen. . Hans-Walter Fink, Sprecher der Interessengemeinschaft Baldeneysee, spricht im Interview über Nutzungskonflikte, Infrastruktur und Angebote der Wassersportvereine. Die Debatte um den See-Zugang könnte Fink verstehen, wenn, wie etwa am Starnberger See in Bayern, ein Großteil des Seeufers in Privatbesitz wäre.
Eine der größten Nutzergruppen des Baldeneysees ist bei der Debatte um die künftige Gestaltung außen vor geblieben: die rund 10 000 Wassersportler, organisiert in der Interessengemeinschaft Baldeneysee. Jetzt reden die Sportler: In einem ersten Schritt haben sie Planungsdezernent Hans-Jürgen Best ihre Positionen präsentiert. Der zweite Schritt: „Wir haben uns zur Baldeneysee-Konferenz eingeladen“, sagt Hans-Walter Fink, Sprecher der Interessengemeinschaft.
2300 Segler, 1900 Ruderer und 2300 Kanuten sind in mehr als 60 Vereinen am See organisiert. Dazu kommen die Sportfischer und organisierten Angler. Sie alle haben aufgehorcht, als in der Diskussion um die Zukunft des Sees die Promenaden-Pläne für einen durchgehenden freien Seezugang - auch dort, wo die Vereine ihre Anleger, Bootshäuser und Vereinsheime haben. Diese Infrastruktur ist Voraussetzung dafür, dass am See regelmäßig Deutsche Meisterschaften im Segeln in verschiedenen Bootsklassen ausgetragen werden. Dass der Bundesinnenminister den Baldeneysee 2009 zum „Bundesnachwuchs-Leistungszentrum Rudern“ ernannt hat. Dass die alle zwei Jahre stattfindende Hügel-Regatta die größte internationale Ruderveranstaltung Europas ist. Dass in Essen trainierende Ruderer und Kanuten bei Deutschen, Europa- und Weltmeisterschaften um Titel mitfahren.
„Nicht zuletzt ist der Wassersport ein wichtiger Standortfaktor“
Diese sportlichen Erfolge, sagt Fink, „sind ein erheblicher Teil des Ansehens der Sportstadt Essen. Vom Breitensport mal gar nicht zu reden. Hans-Walter Fink: „Über Projektwochen in den Grundschulen und Wochenkurse in den Ferien werden in Essen mehr Kinder an den Segelsport herangeführt als beispielsweise in Kiel“ - die Stadt, die mit dem Titel „Sailing City“ wirbt.
„Nicht zuletzt ist der Wassersport ein wichtiger Standortfaktor“, sagt Fink und weist auf die weite Wasserfläche vor dem Vereinsheim des Yachtclubs Ruhrland, wo der See sanft unter den Anlegern schwappt. Nicht nur Ballettchef Ben van Cauwenbergh ist ein begeisterter und erfolgreicher Segler, der sich unter anderem fürs Aalto-Theater entschieden hat, weil er hier sein Segelrevier vor der Tür findet.
Die Debatte um den See-Zugang könnte Fink verstehen, wenn, wie etwa am Starnberger See in Bayern, ein Großteil des Seeufers in Privatbesitz wäre. Aber am Baldeneysee „gibt es so gut wie keine privaten Grundstücke“, sagt Fink.Planungsdezernent Best hat vorgerechnet: 80 Prozent des Ufers sind frei zugänglich, zehn weitere mit Einschränkungen.
Den Wassersportlern geht es deshalb auch keineswegs um Exklusivität. „Wir wollen den See nicht für uns allein haben“, sagt Fink. Im Gegenteil: Die Interessengemeinschaft Baldeney würde sich wünschen, dass die Regattatribüne auch von anderen Veranstaltern bespielt wird. Bei der Kombination von Essener Segelwoche und Seefest haben die Segler und die Weiße Flotte bewiesen: Es geht.
Interesse zeigen die Wassersportler auch an den Plänen für den Umbau des Bahnhofs Hügel. Er könnte dazu beitragen, Nutzungskonflikte an der Freiherr-vom-Stein-Straße zu entschärfen: Auch die Wassersportler leiden unter Stau und Parkplatzdruck.
Leinen los am Baldeneysee
Demonstrativ öffnen sich die Sportvereine am See jetzt und werben um neue Mitglieder. „Wer den See in seiner ganzen Schönheit genießen will, kann gerne zu uns kommen“, sagt Fink. „Das ist bei Weitem billiger, als viele Menschen denken.“ Bei den Segelclubs gibt es nach seinen Angaben für 150 bis 450 Euro Jahresbeitrag Zugang zu einem schönen Seegrundstück für die ganze Familie, für Kinder und Jugendliche Zugriff auf die Vereinsboote, die Möglichkeit zum Mitsegeln sowie Liegeplätze, die allerdings extra kosten. Bei Ruderern und Kanuten sind Familien mit 75 bis 300 Euro pro Jahr dabei. Dafür steht ihnen dort der komplette Bootspark zur Verfügung. Fink: „Das ist nicht teurer als ein Fitness-Studio, landschaftlich aber viel reizvoller.“