Essen. Eine wirkliche Eier-Renaissance gibt es wohl nicht. Muss es auch gar nicht, denn in der heimischen oder der Gourmet-Küche ist es ein alltäglicher Begleiter. Aber was passiert eigentlich mit dem ovalen Nahrungsmittel, wenn es nicht gerade bunt bemalt, kunstvoll verziert oder einfach schokoladig über die Osterfeiertage in den Nestern landet.
Und schon geht die große Suche wieder los. Bunt bemalt, kunstvoll verziert oder einfach schokoladig werden sie über die Osterfeiertage wieder in den Nestern landen. Schon seit vielen Wochen kommt man an den vielfältig angebotenen Ostereiern einfach nicht mehr vorbei, warten sie überall in den Supermärkten auf ihre Käufer. Und längst haben die Schokoladenvarianten die Konkurrenz in Form von süßen Weihnachtsmännern in Sachen Verkaufszahlen überholt. Grund genug einmal nachzufragen, ob es sich da etwa um die Renaissance des guten alten Ei handelt, oder doch nur um eine saisonale Erscheinung.
Fakt ist, dass man das Ei – zumindest augenscheinlich – auf Speisekarten vergeblich sucht. Gerichte wie etwa der klassische „Stramme Max“ gelten als altbacken und kommen höchstens noch in gutbürgerlichen Eckkneipen auf den Teller. „Diese Eiergerichte sind Relikte aus einer fast schon vergessenen Zeit“, meint Knut Hannappel, Inhaber des gleichnamigen Restaurants an der Dahlhauser Straße. Selbst Wachteleier, die früher als Besonderheit galten, bekommen Gastronomie-Gäste heutzutage – wenn überhaupt – allenfalls als Garnierungselement aufgetischt.
Das Ei dient als Grundlage für eine Vielzahl von Speisen
Doch wegzudenken sind die Eier aus den Gourmetküchen nicht. „Sie dienen als Grundlage für eine Vielfalt von Speisen. Zum Beispiel Desserts, Süßspeisen, cremige Saucen, als Bindemittel oder zur Teigzubereitung – Wir stellen alle Speisen selbst her und dabei sind Eier unablässig“, so Hannappel.
Aber auf der Speisekarte? Der Küchenchef winkt ab. Zu beschränkt seien die Variationsmöglichkeiten des Ei als Gericht mit Alleinstellungsmerkmal. Ob Rühr- oder Spiegelei, zu mehr als einem Bestandteil des Frühstücksbüfetts werden es die Hühnerprodukte allein nicht bringen. Auch nicht zu Ostern, denn diese Tradition ist fast ausschließlich dem familiären Rahmen vorbehalten. „Bunte Eier zu selber aufschlagen im Gourmet-Restaurant – da prallen eher zwei kulinarische Welten aufeinander“, schmunzelt Hannapel.
Die Tradition wird für die Hotelgäste hoch gehalten
Ganz so bedeutungslos ist das runde Nahrungsmittel in den Restaurants „Nero“ und „Hugenpöttchen“ auf Schloss Hugenpoet nicht. Wachteleier finden sich dort manchmal auf Canapes wieder, kleinstmögliche Hühnereier landen zusammen mit Steinpilzen als Füllung in Ravioli. „Und speziell in der Trüffelzeit nutzen wir Eier als beiliegende Geschmacksträger“, weiß Sterneköchin Erika Bergheim.
Im Hinblick auf de Ostertage bereitet sich das gesamte Küchenteam gerade intensiv auf den internen Eier-Malwettbewerb vor. Da wird dann auch die Chefin am Topf stehen und Ostereier kochen. „Wir halten diese Tradition für unsere Hotelgäste hoch, die auf ihren Zimmern kleine Nester finden, während die Kinder im Schlossgarten auf Eiersuche gehen können.“
In mancher Küche wird das Aufschlagen eines Straußen-Ei zum Event
In manch heimischer Küche hat sich unterdessen das Aufschlagen eines Straußen-Ei zum Event entwickelt. Rund 1500 Gramm schwer ist so ein Straußen-Ei, das geschmacklich im Vergleich zum Hühner-Ei ein wenig herber daher kommt. Doch Einzug wird diese XXL-Variante aufgrund des hohen Preises wohl nicht halten. Ebenso wenig wie Kiebitz-Eier. Die galten früher noch als Leckerbissen, dürfen aber heute aus Artenschutz-Gründen nicht mehr verarbeitet oder verzehrt werden.
Bei Gänse- oder Enteneiern verbietet der Verzehr sich in erster Linie aus hygienischen und gesundheitlichen Gründen. „Die Eier-Verarbeitung ist ein sehr sensibles Thema geworden“, weiß Erika Bergheim. So müssen Restaurant-Gäste zum Beispiel beim Wunsch nach einem weich gekochten Frühstücks-Ei darauf hingewiesen werden, dass dessen Verzehr auf eigene Verantwortung geschieht.
Eine wirkliche Eier-Renaissance gibt es wohl nicht. Muss es auch gar nicht, denn in der heimischen oder der Gourmet-Küche ist es ein alltäglicher Begleiter.