Essen. . Das Essener “Kulturpfadfest“ wird von diesem Jahr an von der Gastro-Meile „Essen verwöhnt“ wieder abgekoppelt. Kritiker befürchten weniger Besucher in den Musentempeln, wenn das Fest, wie nun geplant, im kommenden Juni eine Woche vor der Gastro-Meile steigt.
Was im Kulturbüro derzeit in Sachen Kulturpfadfest angerichtet wird, schmeckt nicht allen Beteiligten. Bitter stößt vor allem auf, dass von diesem Jahr an die Kultursause vom kulinarischen Happening „Essen verwöhnt“ in der Innenstadt entkoppelt wird. Laut NRZ-Informationen soll das Kulturpfadfest am 15. Juni steigen – und zwar nicht nur entlang der blauen Straßensteine, die auch sonst etliche städtische Kultureinrichtungen wie eine leuchtende Perlenkette miteinander verbinden. Die Gastro-Meile hingegen wird vom 20. bis zum 24. Juni Zehntausende Leckermäuler an die Stände der regionalen Spitzenköche locken.
Der Macher der Gastro-Meile, Rainer Bierwirth, kommentiert im Gespräch die Entscheidung des Kulturbüros mit einem ungewürzten „Schade“. „Wir werden jedenfalls nicht weniger Besucher deswegen haben“, so Bierwirth.
„Wir probieren das jetzt“
Das glauben auch die Kritiker aus der städtischen Kultur, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchten. Sie sehen den Kulturpfad ohne den Publikumsmagneten Gastro-Meile auf Abwegen, fürchten für die Musentempel in der City wie dem Grillo, der Lichtburg oder gar der Volkshochschule am Burgplatz nur eines: ein enormes Besucherminus. Und als wäre es nicht schwierig genug, das Fest mit einem erneut geschrumpften Budget zu wuppen, sollen nun auch noch Sponsoren vom Kulturpfad abgekommen sein, weil sie die Gastro-Diät nicht mitmachen wollen. Bestätigen will das zu diesem Zeitpunkt Herbert Schulz vom Kulturbüro nicht. Aber er verteidigt den neuen Ansatz für das Kulturpfadfest. Ohne „Essen verwöhnt“ rückten die Häuser wieder stärker in den Fokus.
Kulinarisch gesprochen: Die Kulturhäuser sollen die Hauptspeise und nicht der Beilagensalat sein. Es gebe zudem auch die Meinung im Vorbereitungskomitee für das Kulturpfadfest, dass die Gastro-Meile eher ein Grenzriegel denn ein Frequenzbringer sei. Die Leute würden sich an ihren Scampi-Spießen festbeißen und vor lauter Gaumenfreuden vergessen, dass sie eigentlich noch ins Grillo wollten. „Wir probieren das jetzt einfach mal aus“, sagt Herbert Schulz, wobei er keinen Hehl daraus macht, dass die Trennung zwischen Gastro- und Kulturfest eher ein lang- als ein kurzfristiger Versuch sei.
Noch etwas ändert sich in diesem Jahr: Aller Voraussicht nach wird es kaum oder keine Straßenaktionen geben, der Stadtgarten als Spielstätte dürfte endgültig passé sein – Aber nicht aus Kostengründen, wie man sich beim Kulturbüro beeilt zu versichern. Vielmehr sollen die Besucher weg von der Straße und rein in die Spielstätten. Und jenseits des Kulturpfads werden sich das Unperfekthaus, das GOP, das Europahaus und die Weststadthalle erstmals als Spielorte an dem Fest beteiligen.