Essen. Die guten Vorsätze fürs neue Jahr – bei der Stadt haben sie diese kurzerhand um einige Wochen vorverlegt. Denn obwohl Reinhard Paß findet, dass man in einem Ausnahmewinter wie dem des vergangenen Jahres auch mit der besten Organisation „ein Stück den Naturgewalten ausgeliefert“.

Die guten Vorsätze fürs neue Jahr – bei der Stadt haben sie diese kurzerhand um einige Wochen vorverlegt. Denn obwohl Reinhard Paß findet, dass man in einem Ausnahmewinter wie dem des vergangenen Jahres auch mit der besten Organisation „ein Stück den Naturgewalten ausgeliefert“ ist – der OB als Verwaltungschef, Evag, Entsorgungsbetriebe und alle anderen Beteiligten sind selbstkritisch genug zuzugeben: So manchen Unbill als Folge der weißen Schnee-Pracht anno 2010 hätte man verhindern können. Vielleicht auch: müssen.

Ein knappes Jahr hatte die Stadt Zeit, aus Schaden klug zu werden und sich auf allen Feldern für den nächsten Winter besser zu rüsten. Und wenn in der Praxis funktioniert, was die Stadt gestern vor Medien mit verschiedenen Ansprechpartnern wie eine US-amerikanische Nachrichtenshow theoretisch skizzierte, dann muss den Essenern zwischen Karnap und Kettwig vor weißen Weihnachten und mehr nicht (mehr) bang sein.

Mehr Information: So flattert ab Montag 295.000 Essener Haushalten ein Faltblatt der Stadt ins Haus, das erstens die zentralen Fragen zum Winterdienst auf den wichtigsten Stadtstraßen und vor der eigenen Haustür beantwortet und zweitens alle wesentlichen Ansprechpartner auflistet. Über die Internetseite essen-pico-bello.de, per Twitter-Kurznachricht unter twitter.com/essenSTREUTnews sowie unter der Müll-Hotline 88-88888 sollen umfangreiche Infos bereitstehen, darunter auch jene, wo der Streudienst überhaupt seine Dienste verrichtet.

Streupläne wurden überarbeitet

Neue Streupläne. Denn das umfangreiche Straßenverzeichnis der Streupläne A (mit 24-Stunden-Bereitschaft) und B (Winterdienst von 6 bis 22 Uhr) wurde grundsätzlich neu überarbeitet. Rund 40 bis 45 Kilometer Straße, die von den Entsorgungsbetrieben bislang nicht gestreut wurden, tauchen neu im Plan auf, dafür wurden etwa 80 Kilometer herausgenommen. Die neuen Pläne gelten ab 1. Januar 2012, bis dahin fährt die EBE aus Kulanz die alten Streckenpläne zuzüglich der neu hinzukommenden an.

EBE besser gerüstet: Die Entsorgungsbetriebe haben die dreifache Menge an Salz gebunkert: 6000 Tonnen stehen ab sofort zur Verfügung, außerdem wurden bessere Reifen und Schneeketten für den Fuhrpark angeschafft und an der Laupendahler Landstraße ein zusätzliches Depot errichtet, um gerade im bergigen Süden der Stadt schneller zum Einsatz zu kommen.

Winterdienst in Essen

Winterdienst Unterwegs mit dem Streufahrzeug
Winterdienst Unterwegs mit dem Streufahrzeug
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Evag fährt öfter. Neun Tage Zwangspause für Bus und Bahn – das war „deutlich zu lang“, räumt die Essener Verkehrs-AG ein. Sie will künftig die Zahl der Schneewachen erhöhen und mit bis zu zwölf (derzeit drei) Bahnen die Rillengleise und Oberleitungen eisfrei halten. Außerdem hat man 500 Tonnen Salz gebunkert und 50 Schneeschieber angeschafft. Man mag sich im Notfall einfach nicht mehr nur auf beauftragte Firmen verlassen.

Informationen auf Anzeigetafeln

Feste Absprachen gibt es ab sofort auch zwischen Stadt und Evag in der Frage, wer wo wie welche Haltestellen von Schnee und Eis befreit: Bei kombinierten Bus- und Bahn-Haltestellen ist die Evag zuständig, bei reinen Bushaltestellen nur die Stadt. Nicht zu ändern ist allerdings im Extremfall der Ausfall von Busfahrten auf eisigen oder bergigen Strecken: „Die Verantwortung des Fahrers können wir ihm nicht abnehmen“, sagt Evag-Sprecher Nils Hoffmann. Immerhin: An 40 wichtigen der 800 Haltestellen im Stadtgebiet sollen die dynamischen Fahrgast-Anzeigetafeln helfen, Informationen weiterzureichen.

Wohin mit so viel Schnee? Ein zentrales Problem des vergangenen Winters waren die schieren Schneemassen, die allenthalben im Weg lagen. Für die Zukunft sind rund 100 städtische Grundstücke ausgeguckt, auf denen Grün und Gruga zusammen mit beauftragten Unternehmen die weiße Pracht abladen kann, wenn sie andernorts im Weg liegt.

Winterdienst als Teamwork

Geräumte Adressen. Die wichtigsten Adressen von Polizei und Feuerwehr über Krankenhäuser bis hin zu Kindergärten sollen freigeräumt sein und wurden dazu – wenn nicht ohnehin schon vertreten – in die Streupläne aufgenommen. Schulen streuen in Eigenregie, das Salz, das ihnen vergangenes Jahr ausgegangen war, ist dort bereits auf Lager.

Klare Führungsstruktur. Ein eigens gegründeter „Führungsstab Winterdienst“, betont Bau- und Umweltdezernentin Simone Raskob, stellt sicher, dass die vor einem Jahr mangelhafte Absprache der am Winterdienst Beteiligten untereinander sichergestellt ist. Hier sollen auch die zentralen Entscheidungen fallen.

Winterdienst ist Teamwork. Nicht zuletzt appelliert die Stadt an ihre Bürger, Verständnis dafür zu haben, dass in Extremfällen der Winterdienst auch künftig ins Stocken gerät. Es gelte, bürgerschaftliches Miteinander zu pflegen, Behinderten oder nicht mehr so mobilen Senioren aus der Nachbarschaft unter die Arme zu greifen, wenn die Wetterverhältnisse deren Beweglichkeit einschränkt. Damit alles glatt läuft, so heißt es, sei auch künftig Teamwork gefragt.