Essen. . Farb-, geruchs- und geschmackslos: Das gefährliche Kohlenmonoxid wird vom Menschen nicht wahrgenommen, wenn es aus einer defekten Heizung austritt. Die ungewöhnlich vielen Unfälle in jüngster Zeit sorgen in Essen für eine gestiegene Nachfrage an CO-Meldern - und für viel Arbeit für die Schornsteinfeger.
Die zahlreichen Kohlenmonoxid-Vergiftungen der vergangenen Wochen sorgen auch in Essen für Angst. Seit Mitte Januar bekommt Schornsteinfeger Andreas Kahlert täglich Anrufe von besorgten Bürgern, die sich Gedanken um die Sicherheit ihrer Heizung machen. „So gehäuft habe ich das noch nie erlebt“, berichtet der Kreisgruppenvorsitzender der Schornsteinfeger-Innung.
„Viele Bürger bitten uns, zu einer Überprüfung vorbeizukommen, weil sie einfach Angst haben, dass auch bei ihnen Kohlenmonoxid austreten könnte.“ Da das farb-, geschmack- und geruchslose Gas nicht wahrgenommen wird, wenn es aus undichten Heizungen austritt, kann durch defekte Anlagen schnell eine gefährliche Situation entstehen. Viele Essener greifen seit den Unfällen zu den CO-Meldern, die bei einem Anstieg des CO-Gehalts Alarm schlagen. 20 dieser Geräte hat Andreas Kahlert in den vergangenen zwei Wochen in seinem Kehrbezirk verkauft. „Und das waren alles Anfragen von Bürgern, ohne dass ich sie vorher darauf aufmerksam gemacht habe.“
„Wir lüften immer viel und haben die Türen offen stehen"
Dabei sind die Warnmelder keineswegs neu. „Die gibt es schon lange, aber erst durch diese Häufung an Unfällen werden die Leute auf sie aufmerksam“, kann sich Kahlert kaum daran erinnern, dass er jemals so viele CO-Melder verkauft hat wie in diesen Tagen. Auch Ursula Laurien wird sich nun einen solchen potenziellen Lebensretter zulegen. In ihrer Wohnung in Stoppenberg ist die Gasheizung mitten im Badezimmer montiert; wenn dort etwas undicht ist, kann es gefährlich werden. „Wir lüften immer viel und haben die Türen offen stehen, damit alles gut abziehen kann“, ist Laurien vorsichtig. Auf den ersten Blick scheint alles an ihrer Therme in Ordnung zu sein: Der CO-Melder, den Andreas Kahlert an die Gasrohre und -leitungen hält, bleibt ruhig. Bei 50ppm (parts per million) Kohlenmonoxid in der Luft würde der CO-Melder anschlagen: „Das ist ein Wert, bei dem man gesundheitlich noch in der Lage wäre, zu reagieren und Schlimmeres zu verhindern.“ Mit einem speziellen Abgas-Messgerät misst der Schornsteinfeger die Werte im Inneren der Gastherme - und das sieht schon ganz anders aus: 1226ppm zeigt die digitale Anzeige an. „Da ist eindeutig viel zu viel, das geht nicht.“ Andreas Kahlert bleibt nichts anderes übrig, als die Heizung von Ursula Laurien stillzulegen.
Erst wenn sie gereinigt wurde, darf sie wieder in Betrieb genommen werden. „Gerade in Badezimmern passiert das häufig, dass sich Partikel zum Beispiel von Haarspray in der Anlage festsetzen und so keine vollständige Verbrennung stattfinden kann. Dann entsteht Kohlenmonoxid“, erklärt Kahlert. Zwar verfüge jede Heizung dieser Art - im Fachjargon „Raumluftabhängige Feuerstellen“ genannt - über einen Abgas-Sensor, der bei undichten Stellen die Heizung abschalte. Aber das kann bis zu vier Minuten dauern. „Wenn eine solch hohe hohe Konzentration CO in der Luft ist, wird es für Menschen sehr kritisch.“ Seinen Kunden rät der Essener Schornsteinfeger zu einer Kombination aller derzeit möglichen Sicherheitsoptionen: Der jährlichen Pflichtüberprüfung einer Heizungsanlage sollte nach sechs Monaten die Wartung der Heizung durch einen Heizungsinstallateur folgen. „Und sechs Monate danach kommt ja schon wieder der Schornsteinfeger. Diese Kontrollen und ein CO-Melder sind der beste Schutz, der momentan möglich ist“, so Kahlert.