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WAZ-Medizinforum zum Rückenschmerz: Im Alfried-Krupp-Krankenhaus sprachen Fachärzte über Ursachen und Behandlung.

Ein Zwicken im Lendenbereich, ein verspannter Nacken oder ein stechender Schmerz im Stehen: Irgendwann erwischt er jeden mal, der Rückenschmerz. Das bestätigten die zahlreichen Gäste, die zum WAZ-Medizinforum ins Alfried-Krupp-Krankenhaus gekommen waren. Redakteurin Claudia Pospieszny führte durch den Abend, den Professor Andreas Krödel, Chefarzt der Klinik für Orthopädische Chirurgie, mit einem Vortrag über Ursachen des Kreuzschmerzens einleitete.

An der Wirbelsäule können Nervenwurzeln, Muskeln, die Bandscheibe oder die Gelenkkapseln schmerzen, erklärte der Mediziner. In 85 Prozent der Fälle allerdings bleibe die Ursache unspezifisch. Eine Behandlung etwa mit Schmerzmitteln oder Physiotherapie, sei aber oft erfolgreich, und lebensbedrohlich seien Rückenschmerzen nicht, beruhigt der Chefarzt: „Man sollte ein unkompliziertes Krankheitsbild nicht kompliziert machen.“ Dazu gehört es, Patienten nicht gleich „in die Röhre“ zu stecken, also in den Kernspintomographen.

Stimmungsschwankungen als Folge

90 Prozent der Rückenschmerzen vergingen ohnehin in 14 Tagen. Schwieriger werde es, wenn der Schmerz chronisch werde. Dann neigen Patienten nicht nur zur Schon- oder Vermeidungshaltung, sondern mitunter zu Stimmungsschwankungen, die das soziale Leben beeinflussen. Bei chronischen Schmerzen sei das Ziel, dem Patienten eine normale Aktivität zu ermöglichen. Helfen kann der Freizeitsport.

Was beim Bandscheibenvorfall helfen kann, erklärte anschließend Professor Rudolf Laumer, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie. Neben Medikamenten sei das ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem zum Beispiel Entzündungen mit Cortison behandelt werden. Auch das Credo von Laumer lautet: Nicht immer gleich operieren. Indikationen für eine Op seien aber eine hochgradige Muskelschwäche oder fehlende Lebensqualität. „Viele lassen sich jedoch zu früh operieren“, sagt Laumer. Denn man könne auch ohne OP beim Bandscheibenvorfall beschwerdefrei werden, wenn keine Lähmungen bestehen.

Ein Drittel der Eingriffe ist heute minimalinvasiv

Den Vergleich von offener Operation und dem minimalinvasiven Eingriff übernahm Martin Grummel, Leitender Oberarzt. Eine offene OP sei ein sicheres und etabliertes Verfahren, dennoch wollen sie den Trampelpfad verlassen. Etwa ein Drittel der Eingriffe erfolgen heute minimalinvasiv. Tendenz steigend. Gute Erfahrungen gebe es zum Beispiel bei der Versteifung. Ein minimalinvasiver Eingriff bedeute weniger Blutverlust und kürzere Aufenthaltsdauer im Krankenhaus, sagt Grummel: „Beherrscht man die Methode, ist sie so sicher wie die offene OP.“

Wie jeder einzelne Rückenschmerzen vermeiden oder bekämpfen kann, erklärte Orthopädin Sabine Sörries. Vorweg die Probleme des Alltags: Die aufrechte Haltung, das passive Sitzen und Stehen. Und: Muskeln, die nicht beansprucht werden, werden abgebaut. Doch wer spannt beim Sitzen schon die Bauchmuskeln an? Oder kippt das Becken nach vorn? Helfen kann ein Keilkissen, sagt die Ärztin. Um die individuelle Situation zu verbessern, sollte sich jeder „altersgerecht bewegen“, die Koordination der Bewegung erhalten oder verbessern. Gleiches gilt für die Kraft der Arme und Beine und die allgemeine Ausdauer. Wer seine Rumpf- und Muskelkraft messen oder seine Muskelkoordination verbessern will, kann das mit Hilfe der Fachleute tun.

Ausprobieren und aktiv werden

Was jeder für sich tun kann, wenn er bereits Beschwerden der Wirbelsäule hat: die Wahrnehmung schulen, Ziele und Erwartungen festlegen. Dabei gilt: ausprobieren und aktiv werden, um den Alltag zu bewältigen. Bei der Matratze gebe es kein Allheilmittel, bequem sollte sie sein. Ob man besser mit oder ohne Lehne sitzt: „Muss jeder herausfinden.“ Bei Verspannungen können Wärme oder Bewegung helfen. Und weil auch Stress zu Schmerzen führen kann, sollten Betroffene Entspannungsmöglichkeiten lernen und ausprobieren: lesen, spazieren oder schwimmen.