Essen. Eher zufällig fand man bei Siegfried Wolff ein Blurgerinnsel. Der Senior musste operiert werden. Dank neuer, sogenannter mikroinvasiver Technik bliebt nicht mehr als eine drei Zentimeter lange Narbe zurück und Siegfried Wolff war nach zwei Tagen wieder auf den Beinen.

Eher zufällig fand man bei Siegfried Wolff ein Blutgerinsel in der Beckenarterie. „Ich habe Krebs und muss regelmäßig zur Kernspintomographie, dabei ist es aufgefallen.“ Einen Durchmesser von rund fünf Zentimetern hatte die Arterie zu diesem Zeitpunkt. „Damit war die Gefahr groß, dass das Gefäß platzt“, sagt Professor Horst Wilhelm Kniemeyer.

Aus einer Schublade holt der Mediziner so genannte Stands, Schläuche aus Polyestergewebe mit Titan-Verstärkungen, die den Durchmesser eines Zeigefingers haben. Mikroinvasiv hat Kniemeyer den Stand in Wolffs Arterie platziert, wo er die gedehnte Arterie verstärkt und die Gefahr, dass das Gefäß platzt, mindert.

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Nur zwei Tage nach dem Eingriff ist Siegfried Wolff wieder mobil. „Hätten wir ihn mit der konventionellen Methode operiert, wäre der Aufwand wesentlich größer gewesen“, erklärt Kniemeyer. Rund eineinhalb Stunden dauerte der mikroinvasive Eingriff, zurück bleiben wird bei dem 73-Jährigen eine rund drei Zentimeter lange Narbe. „Für eine offene Operation hätten wir einen Schnitt vom Brust- bis zum Schambein machen müssen“, sagt Kniemeyer. Mit anschließendem Krankenhausaufenthalt von zwei bis drei Wochen.

Lag bis zur Jahrtausendwende die Quote der mikroinvasiven Eingriffe noch bei 20 Prozent, so hat sie sich bis heute auf 70 Prozent deutlich erhöht.

Die Technik ist nicht für alle Patienten geeignet

Aber wer entscheidet eigentlich, ob ein langer Schnitt gemacht, oder mikroinvasiv operiert wird? „Dazu tauschen wir uns interdisziplinär aus“, sagt Kniemeyer. Radiologen, Angiologen und Gefäßchirurgen des Elisabeth-Krankenhauses sitzen am Tisch, wenn der Fall eines Patienten besprochen wird. Möglichst viele Informationen und fachliche Meinungen wolle man sammeln, um das bestmögliche Ergebnis für Patienten wie Siegfried Wolff zu erzielen, „denn dass jemand zu uns kommt, der Vorerkrankungen hat, die den Eingriff erschweren, ist nicht selten“, erklärt Kniemeyer.

Das durch den interdisziplinären Austausch und die fachliche Kompetenz hohe Behandlungsniveau bescheinigt dem Elisabeth-Krankenhaus nun auch das Qualitätssiegel „Interdisziplinären Gefäßzentrum“. Die Essener Klinik ist das erste Haus in Nordrhein Westfalen, das mit dem Siegel der Fachgesellschaften für Radio- und Angilogie sowie Gefäßchirurgie ausgezeichnet wurde.

Voraussetzung für die Auszeichnung waren darüber hinaus die Teilnahme an einer zentralen Qualitätssicherung und die Zahl der Behandlungsfälle. Hier kann das Krankenhaus, das der Contilia-Gruppe angehört, mit hohen Zahlen aufwarten: 22.000 Patienten wurden im Herz- und Gefäßzentrum im vergangenen Jahr stationär und ambulant behandelt. Womit das Elisabeth-Krankenhaus zu den größten Herz- und Gefäßzentren in NRW zählt.