Essen. . Zu wenig Bewegung, kalorienreiches Essen: Diabetes ist bei Kindern die häufigste Stoffwechselerkrankung. Mittlerweile ist jedes fünfte Kind zu dick und steigert damit die Chance, Typ 2-Diabetiker zu werden. Doch auch beim genetisch bedingten Diabetes Typ 1 steigen die Zahlen.

Immer mehr Kinder erkranken an Diabetes, der bei Kindern mittlerweile häufigsten Stoffwechselerkrankung. Dabei leidet ein Großteil unter der landläufig als „Alters-Diabetes“ bekannten Erkrankung Typ 2. Denn „durch kalorienreiches Essen und zu wenig Bewegung gibt es immer mehr Kinder, die krank werden oder zumindest ein erhöhtes Risiko haben“, sagt Lisa Reuber-Menze, Diabetes-Beraterin im Elisabeth-Krankenhaus. Expertenschätzungen zufolge ist mittlerweile jedes fünfte Kind zu dick – und hat damit gute Chancen Typ 2-Diabetiker zu werden, die rund 90 Prozent der Erkrankten ausmachen.

Deutlich geringer ist - mit 10 Prozent - die Zahl der Typ 1-Diabetiker, zu der in Essen rund 200 Kinder zählen. So auch die sechsjährige Letizia Piechaczek. Nun ist das Mädchen weder zu schwer, noch bewegt sich das lebhafte Kind ungern: Sie leidet vielmehr an einer Autoimmunerkrankung – und auch hier steigen die Fallzahlen. Die Ursachen sind nicht ganz klar; neben den Genen spielen Virus-Erkrankungen eine Rolle. Forscher beschäftigen sich zudem mit den Auswirkungen von zu viel Hygiene, die das Immunsystem schwächen können.

Diabetes wird nicht immer sofort erkannt

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Erkannt wird die Krankheit nicht immer auf Anhieb. „Letizia hat schon immer viel getrunken, da musste ich mir nie Sorgen machen“, sagt Mutter Esther Piechaczek. Dass die Trinkmengen des Kindes zunahmen, eines der häufigsten Symptome, registrierte sie darum zunächst nicht. „Letizia ging es ja gut.“ Dann kamen Schluckbeschwerden, der Kinderarzt diagnostizierte Scharlach. Letizia fuhr mit ihren Eltern nach Hause, „doch als sie am Abend immer schlechter Luft bekam, sind wir ins Krankenhaus gefahren.“ Dort fand man die Ursache rasch – und begann umgehend mit der Insulin-Therapie.

Leben mit Diabetes

Diabetes wird meist durch Zufall entdeckt und ist dann für Betroffene oft ein Schock. (Foto: imago)
Diabetes wird meist durch Zufall entdeckt und ist dann für Betroffene oft ein Schock. (Foto: imago) © imago stock&people imago
Wenn man einiges beachtet, kann man auch mit einer Diabeteserkrankung ein normales Leben führen. (Foto: imago)
Wenn man einiges beachtet, kann man auch mit einer Diabeteserkrankung ein normales Leben führen. (Foto: imago) © imago
Ein wichtiger Ansprechpartner ist der Arzt. Betroffene sollten ihm alle Fragen stellen, die sie beschäftigen. (Foto: imago)
Ein wichtiger Ansprechpartner ist der Arzt. Betroffene sollten ihm alle Fragen stellen, die sie beschäftigen. (Foto: imago) © imago stock&people imago
Auch Diabetiker dürfen Sport treiben, denn Bewegung hält den Körper gesund. (Foto: imago)
Auch Diabetiker dürfen Sport treiben, denn Bewegung hält den Körper gesund. (Foto: imago) © imago stock&people imago
Diabetiker müssen nicht, wie oft behauptet, nach einer strengen Diät leben. Sie sollten jedoch Fett meiden und bewusst auf ihre Ernährung achten. (Foto: imago)
Diabetiker müssen nicht, wie oft behauptet, nach einer strengen Diät leben. Sie sollten jedoch Fett meiden und bewusst auf ihre Ernährung achten. (Foto: imago) © imago stock&people imago
Allgemein ist gegen ein Glas Wein oder Bier ab und zu nichts einzuwenden, doch Diabetiker sollten auf die Menge achten. Bei zu viel Alkohol droht Unterzuckerung. (Foto: imago)
Allgemein ist gegen ein Glas Wein oder Bier ab und zu nichts einzuwenden, doch Diabetiker sollten auf die Menge achten. Bei zu viel Alkohol droht Unterzuckerung. (Foto: imago) © imago stock&people imago
Schwangere Diabetikerinnen müssen besonders auf ihre Blutzuckerwerte achten. (Foto: imago)
Schwangere Diabetikerinnen müssen besonders auf ihre Blutzuckerwerte achten. (Foto: imago) © imago stock&people imago
Zwar ist das Risiko eine Herz-Kreislauferkrankung oder einen Schlaganfall zu bekommen bei Diabetikern erhöht, doch ist eine Folgeerkrankung keine unausweichliche Konsequenz. (Foto: imago)
Zwar ist das Risiko eine Herz-Kreislauferkrankung oder einen Schlaganfall zu bekommen bei Diabetikern erhöht, doch ist eine Folgeerkrankung keine unausweichliche Konsequenz. (Foto: imago) © imago
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Einbezogen werden die Eltern und die Kinder selbst, denn auf Insulin wird Letizia lebenslang angewiesen sein. „Sie trägt jetzt eine Insulin-Pumpe“, sagt Kinderarzt Mirco Kuhnigk. Das kleine Gerät ist violett lackiert, kann aber über den Ernst der Sache kaum hinweg täuschen. Im Zwei-Tages-Rhythmus muss die Mutter künftig den Katheter wechseln. Letizia selbst wird regelmäßig mit Blut aus der Fingerkuppe den Blutzucker-Spiegel messen müssen.

„Es ist wichtig, im Notfall reagieren zu können“

Vorbereitet auf das Leben nach der Diagnose, in dem die Sechsjährige möglichst wenige Einschränkungen erfahren soll, wird die Familie derzeit im Elisabeth-Krankenhaus. Wie zählt man Broteinheiten? Was ist im Notfall zu tun? Probleme und Fragen, auf die das Team die Familie vorbereitet. „Letizia will aber auch viel selber machen“, sagt Esther Piechaczek. Und Mirco Kuhnigk ergänzt, es sei erstaunlich, wie viel die Kinder im Umgang mit der Krankheit selbst übernehmen könnten – wenn man es ihnen nur zutraue.

Auch die Lehrer der Eichendorffschule, die Letizia besucht, wollen sich schulen lassen. „Es ist wichtig, im Notfall reagieren zu können“, sagt Schulleiterin Maritta Zuhorn. Unterstützung könnte Letizia zudem von einem Pflegedienst bekommen. Eine Betreuung steht Kindern während des Schul-/Kindergartenbesuchs zu, sagt Reuber-Menze.