Die Krankenhausgruppe Contilia GmbH will ab Oktober Kunsttherapeuten ausbilden. In einem neuen „Institut für Kunsttherapie“ in Stadtwald sollen unter anderem Sozialpädagogen, Beratungslehrer oder Pflegekräfte lernen, mit Pinsel und Leinwand ihren Schützlingen zu helfen, Traumata zu verarbeiten und mit Krankheiten umzugehen.
Die Weiterbildung ist berufsbegleitend, findet über zwei Jahre an einzelnen Wochenenden statt und steht auch Menschen offen, die nicht für die Contilia-Gruppe arbeiten. Rund 2800 Euro kostet die Teilnahme.
"Wir brauchen mehr therapeutische Fachkräfte"
„Wir brauchen dringend mehr therapeutische Fachkräfte“, sagt Professor Wolfgang Senf von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LVR-Klinikums Essen. Vor allem der steigenden Anzahl von Menschen, die unter Depressionen leiden, sieht er zu wenige Therapeuten entgegengestellt. 2010 kämpften vier Millionen Menschen in Deutschland mit dieser Krankheit.
„Die Zahl wird noch weiter zunehmen. Vom Burn-out-Syndrom etwa, das mit einer depressiven Störung einhergeht, sind immer mehr junge und begabte Menschen betroffen. Gut sein, das ist ein Risikofaktor“, sagt Professor Senf. Schon jetzt fehle das Personal, sich adäquat um diese Menschen kümmern zu können. „Psychotherapeuten können das nicht alleine bewältigen. Wir brauchen Helfer.“
Musik, Tanz und Kunst sind bereits seit Jahren als erfolgreiche Vehikel anerkannt: „Wenn einem Patienten die Worte fehlen, helfen Bilder“, sagt Brigitte Biebrach-Schmitt. Sie ist Kunsttherapeutin und leitet das neue Contilia-Institut. „Beim Malen kehren wir das Unbewusste nach außen, verarbeiten, was wir zuvor im Gespräch mit unserem Therapeuten erfahren haben.“ Doch einfach „drauf los pinseln“ – so funktioniere therapeutisches Malen nicht. „Wer keine fachmännische Anleitung bekommt, riskiert, sein Trauma neu zu durchleben.“
In Theorie und Praxis dieser Anleitung werden Biebrach-Schmitt und drei weitere Dozenten bis zu zwölf Kursteilnehmer unterrichten: Wie spricht man über gemalte Bilder? Was bedeutet welche Farbe? Teilnehmer sollen sich vor allem selbst ausprobieren, malen und beraten. Ein einwöchiges Praktikum ist in einer der 22 Einrichtungen, die zur 2006 gegründeten Contilia-Gruppe gehören, möglich. Zudem sind psychotherapeutische Seminare geplant; als wissenschaftlicher Beirat ist dabei Professor Wolfgang Senf eingebunden.
Die Weiterbildung ist von der Deutschen Gesellschaft für künstlerische Therapieformen (DGKT) anerkannt; Teilnehmer bekommen nach dem Abschluss ein Zertifikat. Damit, sagt Contilia-Geschäftsführer Heinz Diste, könne man nicht nur mit Menschen zusammenarbeiten, die an einer psychischen Störung leiden: „Therapeutisches Malen hilft Krebspatienten genauso wie für jemanden, der mit seiner Diabetes-Erkrankung nicht zurecht kommt.“
Untergebracht ist das neue Institut, das zur Akademie der Contilia gehört, in dem ehemaligen katholischen Pfarrzentrum an der Geitlingstraße 19 (Stadtwald). Die Contillia hat dort das Erdgeschoss sowie den Gemeindesaal im zweiten Obergeschoss angemietet - Gesamtfläche rund 360 Quadratmeter. Für bis zu 50 000 Euro sollen die Räume nun saniert und barrierefrei renoviert werden, damit dort Teeküche, Atelier und Lageraum untergebracht werden können. Symposien, therapeutisches Theater und Ausstellungen sind im großen Gemeindesaal geplant.
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