Essen. Das Projekt Metropolradruhr bringt Essen 500 Räder, die ab 2013 mindestens 60 000 Euro im Jahr einfahren müssen. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung fördert die Räder mit 1,7 Millionen Euro in der dreijährigen Aufbauphase, der Essener Anteil liegt bei 283 000 Euro. Ob sich das Projekt auch ohne die öffentliche Hand rentieren wird, ist zurzeit noch offen.
Mit der Kulturhauptstadt begann im Jahr 2010 der Aufbau des öffentlichen Mietradsystems „Metropolradruhr“ in der Region. In Essen gibt es heute 33 Standorte, an denen sich jeder ein Rad ausleihen kann. Das Ziel bis Ende des Jahres: 50 Stationen, 500 Räder. Und ab 2013 mindestens 60 000 Euro Einnahmen, damit das Projekt nicht in die roten Zahlen radelt.
Bislang zahlt der Staat: Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung fördert die Räder mit 1,7 Millionen Euro in der dreijährigen Aufbauphase, der Essener Anteil liegt bei 283 000 Euro. Ob sich das Projekt auch ohne die öffentliche Hand rentieren wird, ist zurzeit noch offen. Zumal bislang vor allem Touristen die Ausleiher waren. Bei deren Zahlen könnte jedoch die zeitliche Nähe zum Kulturhauptstadtjahr eine Rolle gespielt haben. Es wird sich am Ende der Förderphase die Frage stellen, ob auch die Revierbürger die Räder annehmen.
300 Standorte mit Mieträdern bis Ende 2012
Fest steht, dass es mit Hilfe der finanziellen Förderung Ende 2012 revierweit 300 Standorte mit Mieträdern in zehn Städten geben wird. Beteiligt sind neben den Kommunen der RVR, der VRR und die Betreiberfirma Nextbike mit Sitz in Leipzig.
Das Konzept: Wer sich ein Rad leihen will, muss sich zuvor telefonisch oder per Internet registrieren lassen. Dann gibt es einen Öffnungscode für das Rad. Die Kalkulation ab 2013: In Essen müssen die Mieträder mindestens 60 000 Euro einfahren, damit die Verantwortlichen nicht draufzahlen müssen. Auf der Ausgabenseite steht die Wartung der Räder und Stationen, mit der der gemeinnützige Verein „Paritätische Initiative Arbeit“ aus Mülheim beauftragt ist. Zwei Mitarbeiter fahren zurzeit in sieben Städten jede Station mindestens alle zwei Tage an, sagt Geschäftsführer Frank Schellberg. Sie gehen davon aus, dass sie auch nach der Förderphase mit im Boot sein werden: „Es ist ein gutes System, das noch wachsen muss.“
Ein Euro Leihgebühr pro Stunde
Zu den Einnahmen: Ein Leihrad kostet einen Euro pro Stunde, ab der fünften Stunde zahlen die Mieter acht Euro und können 24 Stunden radeln. Bus- und Bahnkunden radeln eine halbe Stunde kostenlos. Bald soll es eine Rad-Flatrate geben: acht Euro im Monat zahlen und so oft fahren, wie man will, sagt Mareike Rauchhaus von Nextbike.
Weitere Einnahme-Quelle ist die Werbung auf den Rädern: Wer die beidseitig bucht, zahlt 49 Euro pro Monat je Rad. Rabatt gibt bei mehreren Rädern. Kalkuliert ist, dass die Einnahmen zur Hälfte aus der Werbung kommen, die andere Hälfte aus dem Verleih.
Dafür müssen allerdings die Essener und die Touristen noch öfter in die Pedale der Leihräder treten. 2011 gab es 5770 Ausleihen, vor allem Touristen. Würde es bei durchschnittlich 6000 Ausleihen im Jahr bleiben, wären das immerhin 48 000 Euro – sofern jeder das Rad für einen ganzen Tag (à 8 Euro) ausleiht.
Betreiber bleiben optimistisch
Realistisch ist jedoch, mit kürzeren Ausleihen und diversen Vergünstigungen zu kalkulieren: etwa für Buskunden, Flatrate-Nutzer oder Kundenkarteninhaber, die für die Hälfte radeln. Die Betreiber bleiben dennoch optimistisch: „Die Ausleihzahlen wachsen“, sagt Rauchhaus. Zudem müsse berücksichtigt werden, dass die Zahlen für 2011 mit weniger Stationen und Rädern erzielt worden seien, als es ab 2013 sein werden. „Eine Prognose ist daher schwierig.“
Statt die zu stellen, gehen sie in die Offensive und schreiben potenzielle Werbekunden an, verhandeln mit Universitäten sowie Unternehmen, denen sie Betriebsfahrräder anbieten, eine Kundenkarte also für die Mitarbeiter. Trotz der vielen Angebote, glaubt Nextbike, dass diese Strategie unterm Strich mehr bringen wird als höhere Preise. Die Erfahrung in anderen Städten habe das bestätigt. In Düsseldorf bedeutet das laut Rauchhaus: Allein die Werbe-Einnahmen decken die Ausgaben zu 100 Prozent.
Essen im Ruhrgebiet bei Metropolrad-Ausleihen auf Platz 2
Bei den Ruhrgebietsstädten liegt Essen zurzeit bei den Ausleihen an zweiter Stelle hinter Dortmund und fährt ein Viertel aller Ausleihen ein. Besonders gut angenommen werden die Standorte Regattaturm, Germakenplatz oder Rüttenscheider Stern, sagt Verkehrsplaner Björn Zerres. Die Stadt beteiligt sich auch am weiteren Planungsprozess.
Die Vorschläge für die noch ausstehenden Stationen sind „unumstritten in Borbeck“, sagt er. Am Bahnhof im Stadtteil oder am Germaniaplatz. Richtung Innenstadt ist der Parkfriedhof in Huttrop im Gespräch. Beschlossen werden die Standorte dann von der Politik. An den Erfolg der Mieträder ohne Fördermittel glaubt auch Björn Zerres: Nextbike sei ein etablierter Partner und was die Ausleihzahlen angehe, gebe es viel Platz nach oben.