Essen. Der Projektentwickler Kölbl Kruse wehrt sich gegen den Eindruck, an der Rettung des Essener Filmstudios verdient zu haben. Auch Kinochefin Marianne Menze springt der Firma bei. Als etwa 75 Prozent der benötigten Summe durch Spenden und öffentliche Mittel beisammen waren, habe die Firma gesagt: „Wir tun unseren Teil dazu“, sagt Kinochefin Marianne Menze.
Mit großer Verwunderung hat die Chefin der Essener Filmkunsttheater, Marianne Menze, die jüngsten Berichte über eine mögliche Parteispenden-Affäre um das hiesige Projekt-Entwicklungsunternehmen Kölbl Kruse gelesen. Denn da wird der Eindruck erweckt, die Firma habe aus der Neugestaltung des Glückaufhauses und des darin befindlichen Filmstudios in den Jahren 2008/09 unlauter finanzielle Vorteile gezogen. „Es sind nur zwei Sätze, aber die sind von vorn bis hinten falsch“, sagt Marianne Menze.
Mit Berufung auf die Ermittler hieß es im Hauptteil der WAZ an diesem Samstag, Kölbl und Kruse hätten bei der Sanierung des Glückaufhauses „Hilfe von Land und Bürgern“ erhalten: „Für den Erhalt des Kinos im Glückaufhaus flossen mehr als eine Million Euro an Kölbl und Kruse.“ Marianne Menze nennt das eine völlige Verkehrung des Sachverhaltes: „Kölbl und Kruse haben keinen Pfennig von den Spenden oder den öffentlichen Mitteln erhalten.“ Die Spenden von Privatleuten seien direkt auf dem Konto des gemeinnützigen Vereins „Rettet das Filmstudio e.V.“ eingegangen, die Landesmittel habe die Stadt an den Verein weitergeleitet. Mehr noch: „Sowohl Kölbl und Kruse als auch der Ankermieter des Glückaufhauses, die Firma IFM, haben selbst je 250.000 Euro für den Erhalt des Filmstudios gespendet.“ Ohne diese Zuwendungen, so Menze, wäre der Erhalt des Filmstudios trotz des beispiellosen Engagements vieler Bürger womöglich gescheitert.
Bilder des Film-Studios im Glückaufhaus in Essen nach der Wiedereröffnung
Garage oder Filmtheater
Tatsächlich stellte die Kino-Rettung ein erhebliches finanzielles Risiko dar: Das Filmstudio war so baufällig, „dass die Gefahr bestand, es stürzt über den Zuschauern zusammen“. Investitionskosten von zwei Millionen Euro wurden ermittelt. „So eine Summe spielt ein Kino mit 250 Plätzen nicht mal eben ein“, sagt Menze. Demnach wäre es gut denkbar gewesen, dass der Projektentwickler gesagt hätte: „Da bauen wir lieber Garagen rein.“ Kölbl Kruse aber habe den Filmkunsttheatern die Chance gegeben, die Mittel zu beschaffen, um das Kino zu erhalten.
Dies alles geschah, „obwohl Kölbl Kruse anfangs überhaupt kein Interesse an dem Kino hatten“, erinnert sich Planungsdezernent Hans-Jürgen Best. „Ich musste die überzeugen.“ Erst später sei die Firma zu der Überzeugung gelangt, dass das Kino „dem Gebäude einen besonderen Flair gibt“. Auch Best nimmt Kölbl Kruse gegen den Verdacht in Schutz, das Unternehmen habe damals für das Kino Zuschüsse ergattern wollen - das Gegenteil sei der Fall gewesen.
Eine Visitenkarte für das Haus
Als etwa 75 Prozent der benötigten Summe durch Spenden und öffentliche Mittel beisammen waren, habe die Firma gesagt: „Wir tun unseren Teil dazu“, so Menze. Ähnlich formuliert auch ein Sprecher des Projektentwicklers: „Auf Grund dieser Initiative (zur Kino-Rettung) tätigte Kölbl Kruse im Juni 2009 eine Spende in Höhe von 250.000 Euro an die Filmstudio gGmbH. Kölbl Kruse erhielt keine öffentlichen Fördermittel.“
Auch das bestätigt Marianne Menze: „Die Fördermitteln flossen für das Kino – und wir müssten sie auch zurückzahlen, wenn wir das Filmstudio morgen dicht machen sollten.“ Für diesen – unwahrscheinlichen – Fall habe man sich eigens mit Bürgschaften abgesichert. Im Übrigen sei die Finanzierung des Kino-Wunders akribisch belegt: „Das ist alles sauber gerechnet und extern geprüft.“
Was Kölbl Kruse und das Glückaufhaus angehe, könne man von einer positiven Erfahrung sprechen, resümiert Menze. Was übrigens für beide Seiten gelte, fügt sie selbstbewusst hinzu: „Ich denke, heute sehen Investoren und Mieter unser Filmstudio als Visitenkarte für das Haus.“