Ziemlich genau vor vier Jahren beschlossen Lichtburg-Chefin Marianne Menze und Theaterleiter Bernhard Wilmer: Wir machen das jetzt mit der Filmreihe für Senioren.
So begann eine Erfolgsgeschichte. Schon zum ersten Film kamen 544 Besucher. Und wenn heute Elmar Wepper zur Premiere von „Dreiviertelmond“ ins Seniorenkino kommt, ist die Lichtburg seit einer Woche ausverkauft - im großen Saal und im kleinen Sabu.
Mit dem Konzept einer Filmreihe für Senioren hatten Marianne Menze und er sich „ganz lange rumgetragen“. Das gängige Konzept Kaffee, Kuchen, Film habe sie eher abgeschreckt, dazu kamen logistische Probleme. Wilmer: „Die Kaffeetafel kriegst du nicht so einfach rein und raus.“ Der entscheidende Tipp, der die Sache ins Rollen brachte, kam von Susanne Kühnel von der Essener Seniorengemeinschaft ESG: „Ruf doch mal die Frau Schrader an.“
Wilmer erinnert sich noch gut an das Treffen bei einem Kaffee am Burgplatz mit Ingeborg Schrader, der engagierten Vorsitzenden des Seniorenbeirates: „Die war sofort Feuer und Flamme und hat begonnen, überall für das Seniorenkino die Werbetrommel zu rühren.“
Ein Grund für den Erfolg der Reihe ist sicher die Unterstützung des Seniorenbeirates. Andere, kleine Dinge kommen hinzu. Etwa das Veranstaltungsformat. Zur Begrüßung gibt es im Foyer erst einmal ein Gläschen Sekt. Wilmer: „Das gibt den Menschen ein Gefühl wie bei einer Premiere. Das lieben die einfach.“
Es folgt die Moderation auf der Kinobühne, bei der Wilmer oder Marianne Menze erklären, wieso sie eben diesen Film ausgesucht haben. Wilmer: „Wir wollen Filme mit Anspruch zeigen. Filme, die während ihrer Kinolaufzeit unter Wert geschlagen wurden. Filme, in die die Menschen von sich aus nicht gegangen werden. Schließlich wollen wir unseren Besuchern den Weg zurück ins Kino weisen.“
In einem Haus wie der Lichtburg fällt das leichter als irgendwo sonst in der Stadt, weiß Wilmer: Deutschlands größter Filmpalast, 1928 eröffnet und zwischen 2002 und 2003 liebevoll saniert und modernisiert, ist für viele Seniorenkino-Besucher „das Kino ihrer Jugend, in dem sie sich wohler fühlen als in einem modernen Multiplex“. Zudem locken die kurzen Wege nach dem Kinobesuch. Wilmer hat beobachtet: „Das Kino ist aus, und die Cafés auf der Kettwiger sind voll. Die haben sich schon drauf eingestellt.
Auch die Stars fühlen sich wohl beim Seniorenkino. Der heutige Stargast Elmar Wepper gilt nun wahrlich nicht als eifriger Werber in eigener Sache. Als die Lichtburg seinen Film „Kirschblüten - Hanami“ 2008 noch mal auf den Spielplan setzte, wagte er einen Besuch - und war begeistert von der Aufnahme. Jetzt bedankt er sich mit einer Premiere.
Der Erfolg des Seniorenkinos hat sich in der Branche herumgesprochen, deshalb kommt die Lichtburg auch an Premieren und prominente Besucher wie zuletzt die Drehbuchautorinnen Yasemin und Nesrin Samdereli („Almanya“). Auch die Besucher kommen längst nicht mehr nur aus Essen. Wilmer: „Wir hatten schon ganze Busladungen von Besuchern aus Moers und Wesel.“ Kein Wunder, dass Wilmer schon überlegt, die Frequenz zu erhöhen: „Zweimal im Monat wäre auch ganz schön.“