Essen..

Bewegt ist die Geschichte der Essener Lichtburg, von Deutschlands größtem Kinosaal. In einem Kunstführer hat Historiker Christoph Wilmer die Historie niedergeschrieben. Der Autor ist von dem Kino-Kunstwerk Lichtburg fasziniert.

Das Heftchen hat „nur“ 24 Seiten, doch es ist randvoll mit Informationen. Über die Lichtburg hat der Historiker Christoph Wilmer einen Kunstführer geschrieben. Durch die Lektüre des Werkes werden Kinofans und „kunstinteressierte Laien verstehen, warum die Lichtburg ein Kunstwerk ist“, sagt der Autor.

Es geht Wilmer nicht um Kriterien wie „Schönheit“, die sei für ihn aus der Sicht der Denkmalpflege nicht ausschlaggebend. Wilmer geht es um die außerordentliche Bedeutung dieses Bauwerks – und das in mehrerlei Hinsicht.

„Im Stil der neuen Sachlichkeit“

Städtebaulich etwa: Der Bau der Lichtburg in den 20er Jahren „im Stil der neuen Sachlichkeit“ sei auch Ausdruck des Wunsches der Essener in dieser Zeit gewesen, „wie eine Großstadt auszusehen“. Ergänzend übrigens mit dem Bau des Baedeker-Hauses und des Gebäudes, in dem heute P&C beheimatet ist.

Kampf um den Erhalt

Und nicht zuletzt habe die Lichtburg eine enorme Bedeutung als Denkmal des langen Kampfes um den Erhalt, als wesentlicher Faktor für die Belebung der Innenstadt, sagt der Autor. Seine Bilanz nimmt er schon im Vorwort vorweg: „In mehrfacher Hinsicht ist die Lichtburg ein faszinierendes Objekt.“

Heute kaum zu glauben: Als die Lichtburg 1928 für 1999 Zuschauer pro Vorstellung eröffnet wurde, war sie nicht mal das größte Kino der Stadt, die Schauburg am Viehofer Platz hatte noch mehr Plätze. Zerstört im Krieg, wieder aufgebaut, die erste Kinokrise durch das Aufkommen des Fernsehens überstanden, die zweite durch den Boom der Multiplexe, der Denkmalschutz des Komplexes 1998, der Einsatz von Promis wie Wolfgang Niedecken und Wim Wenders für das Haus, die Übernahme durch die Essener Filmkunsttheater, die Rückkehr zu altem Glanz. Wenn, wie Anfang der 90er Jahre überlegt, die Stadt die Lichtburg für 40 Millionen Mark verkauft hätte, „dann stünde hier heute ein Ufa-Palast“, sagt Bernhard Wilmer.

85 Jahre Lichtburg Essen

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Heinz Erhardt 1957 in der Lichtburg. Foto: Willy van Heekern, Fotoarchiv Ruhr Museum
Heinz Erhardt 1957 in der Lichtburg. Foto: Willy van Heekern, Fotoarchiv Ruhr Museum © NRZ | NRZ
Film-Schönheit Sonja Ziemann bei der Vorführung von
Film-Schönheit Sonja Ziemann bei der Vorführung von "Mit 17 bestimt das Leben" im Dezember 1953. Foto: Otto Häublein, Fotoarchiv Ruhr Museum / Repro Walter Buchholz © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Der österreichische Schauspieler Otto Wilhelm Fischer bei der Premiere von
Der österreichische Schauspieler Otto Wilhelm Fischer bei der Premiere von "Hanussen", bei dem er auch Regie führte. Foto: Otto Häublein, Fotoarchiv Ruhr Museum / Repro Walter Buchholz © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Nadja Tiller, Walter Eiller und Marina Vlady im Jahr 1954. Foto: Otto Häublein, Fotoarchiv Ruhr Museum / Repro Walter Buchholz
Nadja Tiller, Walter Eiller und Marina Vlady im Jahr 1954. Foto: Otto Häublein, Fotoarchiv Ruhr Museum / Repro Walter Buchholz © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Ein Filmplakat wirbt für den Fellini-Film
Ein Filmplakat wirbt für den Fellini-Film "Das süsse Leben". Foto: Otto Häublein, Fotoarchiv Ruhr Museum / Repro Walter Buchholz © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Die Reklame für
Die Reklame für "Endstation Mond" war da schon etwas kreativer. Foto: Otto Häublein, Fotoarchiv Ruhr Museum / Repro Walter Buchholz © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Auch die Jules Verne-Verfilmung
Auch die Jules Verne-Verfilmung "20.00 Meilen unter dem Meer", unter anderem mit Kirk Douglas, sahen Essener Kinofans als Erste... Foto: Otto Häublein, Fotoarchiv Ruhr Museum / Repro Walter Buchholz © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
...ebenso wie den Streifen
...ebenso wie den Streifen "Mannequins für Rio". Foto: Otto Häublein, Fotoarchiv Ruhr Museum / Repro Walter Buchholz © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Ein Mitarbeiter der Lichtburg bei der Premiere von
Ein Mitarbeiter der Lichtburg bei der Premiere von "Gift im Zoo". Foto: Otto Häublein, Fotoarchiv Ruhr Museum / Repro Walter Buchholz © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Dieter Borsche und Maria Schell. Foto: Fotoarchiv Ruhr Museum / Repro Walter Buchholz
Dieter Borsche und Maria Schell. Foto: Fotoarchiv Ruhr Museum / Repro Walter Buchholz © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Auch Hans Moser besuchte die Lichtburg, hier 1952 anlässlich der Premiere von
Auch Hans Moser besuchte die Lichtburg, hier 1952 anlässlich der Premiere von "Hallo Dienstmann". Foto: Fotoarchiv Ruhr Museum / Repro Walter Buchholz © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Doch nicht nur in den 50er-Jahren zog die Lichtburg die Schauspielszene an. Noch immer gehört das Kino zu den ersten Adressen in Deutschland. 2009 präsentiert Heike Makatsch den Film
Doch nicht nur in den 50er-Jahren zog die Lichtburg die Schauspielszene an. Noch immer gehört das Kino zu den ersten Adressen in Deutschland. 2009 präsentiert Heike Makatsch den Film "Hilde", in dem sie die Rolle der Knef spielt. Foto: Oliver Müller © Oliver Müller NRZ | Oliver Müller NRZ
Noch ein Dauergast in der Kulturhauptstadt: Regisseur Wim Wenders, hier bei einer Gala in der Lichtburg zu Ehren des britischen Regisseur Ken Loach... Foto: Oliver Müller
Noch ein Dauergast in der Kulturhauptstadt: Regisseur Wim Wenders, hier bei einer Gala in der Lichtburg zu Ehren des britischen Regisseur Ken Loach... Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
..und hier in Begleitung bei der Premiere des Films
..und hier in Begleitung bei der Premiere des Films "Palermo Shooting". Foto: Armin Thiemer © Armin Thiemer | Armin Thiemer
"Die Lichtburg ist das schönste Kino Deutschlands", sagte auch Schauspielerin Hannelore Elsner, hier bei der Filmgala zu Ehren von Ken Loach. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Noch eine
Noch eine "Grande Dame" des deutschenFilms: Iris Berben bei der NRW-Premiere von "Es kommt der Tag". Foto: WAZ Fotopool © Armin Thiemer | Armin Thiemer
Raf Richter stellte im vergangenen Jahr
Raf Richter stellte im vergangenen Jahr "Kopf oder Zahl" vor. © NRZ | NRZ
In den 50ern genau so wichtig wie heute: Das Posing auf dem Roten Teppich, hier bei der Premiere der Buddenbrooks. Foto: Ulrich von Born
In den 50ern genau so wichtig wie heute: Das Posing auf dem Roten Teppich, hier bei der Premiere der Buddenbrooks. Foto: Ulrich von Born © Ulrich von Born / NRZ | Ulrich von Born / NRZ
Daniel Brühl stellte
Daniel Brühl stellte "John Rabe" in Essen vor. Foto: Oliver Müller © Oliver Müller NRZ | Oliver Müller NRZ
Klar, dass dieser Film in Essen vorgestellt wurde: Produzent Oliver Berben, Benjamin Sadler und Heino Ferch stellen
Klar, dass dieser Film in Essen vorgestellt wurde: Produzent Oliver Berben, Benjamin Sadler und Heino Ferch stellen "Krupp eine deutsche Familie" vor. Foto: Oliver Müller © Oliver Müller NRZ | Oliver Müller NRZ
Auch dieser Film fand im vergangenen Jahr viel Beachtung:
Auch dieser Film fand im vergangenen Jahr viel Beachtung: "Der Vorleser", mit David Kross, Burkhard Klaußner, Vijessna Ferkic und Volker Bruch. Foto: Oliver Müller © Oliver Müller NRZ | Oliver Müller NRZ
2007 feierte
2007 feierte "One way" Premiere in Essen, von links: Stefanie von Pfetten, Til Schweiger, Lauren Lee Smith und Sebastian Roberts. Foto: Armin Thiemer © Armin Thiemer | Armin Thiemer
Kind des Ruhrgebiets: Helge Schneider bei der Filmpremiere der Satire
Kind des Ruhrgebiets: Helge Schneider bei der Filmpremiere der Satire "Mein Führer". Foto: Armin Thiemer © NRZ | NRZ
In dem Film spielte auch Dany Levy mit.Foto: Armin Thiemer
In dem Film spielte auch Dany Levy mit.Foto: Armin Thiemer © NRZ | NRZ
Nicht nur Schauspieler beerhten die Lichtburg: 2006 sprach Gerhard Schröder über seine Biografie
Nicht nur Schauspieler beerhten die Lichtburg: 2006 sprach Gerhard Schröder über seine Biografie "Entscheidungen. Mein Leben in der Politik". Foto: Armin Thiemer © Armin Thiemer Fremdbild | Armin Thiemer Fremdbild
Da schmückte sich selbst die Lichtburg schwarz, rot, gold: Die Vorstellung des Films
Da schmückte sich selbst die Lichtburg schwarz, rot, gold: Die Vorstellung des Films "Deutschland. Ein Sommermärchen". Foto: Yannik Willing © NRZ | NRZ
v.l: Regisseur Sönke Wortmann, Moderator Werner Hansch und Fußballspieler Christoph Metzelder. Foto: Yannik Willing
v.l: Regisseur Sönke Wortmann, Moderator Werner Hansch und Fußballspieler Christoph Metzelder. Foto: Yannik Willing © NRZ | NRZ
Auch Rudi Assauer und Ex-Frau Simone Thomalla wollten sich das Sommermärchen auf der Leinwand nicht entgehen lassen. Foto: Yannik Willing
Auch Rudi Assauer und Ex-Frau Simone Thomalla wollten sich das Sommermärchen auf der Leinwand nicht entgehen lassen. Foto: Yannik Willing © NRZ | NRZ
Erfolgreiche Literaturverfilmung:
Erfolgreiche Literaturverfilmung: "Das Parfum" von Regisseur Tom Tykwer. Foto: Armin Thiemer © Armin Thiemer | Armin Thiemer
Natürlich ging auch dieser Hype nicht am altehrwürdigen Filmpalast vorbei: Ein Klonkrieger bei der Premiere des sechsten Teils der Starwars-Reihe Foto: Frank Vinken
Natürlich ging auch dieser Hype nicht am altehrwürdigen Filmpalast vorbei: Ein Klonkrieger bei der Premiere des sechsten Teils der Starwars-Reihe Foto: Frank Vinken © WAZ | WAZ
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Die Führer-Vorstellung bietet auch Gelegenheit, sanft an Mythen zu rütteln. In den 50er Jahren liefen in der Lichtburg nicht nur „Zwölf Uhr mittags“ oder „Die Brücke am River Kwai“, erzählt Bernhard Wilmer von den Filmkunsttheatern, „sondern auch ,Tante Wanda aus Uganda‘.“ Und in den 70ern „Schulmädchenreport“. Alte Aushangfotos zeugen davon. Der Legende Lichtburg hat das keinen Abbruch getan, meint Bernhard Wilmer, der Bruder des Autors. Für ihn ist noch ein weiterer Punkt ausschlaggebend: die Bedeutung der Lichtburg für die Menschen in der Stadt: „Für viele ist sie ein ganz fester Bestandteil der Essener Kulturlandschaft und ihrer privaten Geschichte.“ Nicht zuletzt deshalb sei auch das Seniorenkino so ein großer Erfolg. Mit Kinogängern, die in den 50ern schon kamen – „zu sechs ausverkauften Vorstellungen am Tag“, erzählt Wilmer. Über 10.000 Karten – „das schaffen wir heute selbst bei Harry Potter an Wochenenden nicht.“

Heft erscheint in der Reihe „Rheinische Kunststätten“

Christoph Wilmer ist direkt neben der Lichtburg auf das Burggymnasium gegangen, die Lichtburg fester Bestandteil seiner Jugend. Im Jahr vor der Kulturhauptstadt kam dem Historiker, der heute in der Eifel lebt, die Idee: einen Kunstführer über die Institution zu verfassen, quasi eine Kompaktform der Chroniken, die zu „runden“ Lichtburg-Geburtstagen bislang erschienen sind. Das Heft erscheint in der Reihe „Rheinische Kunststätten“ des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz und ist dessen 524. – das erste über ein Kino. Für die Initiatoren ist das keine Überraschung. So wie es Kathedralen der Industrie gebe, sei die Lichtburg eben eine „Kathedrale der Freizeit“. „Bei Zollverein würde auch niemand mehr bezweifeln, dass das ein Kunstwerk ist“, sagt Bernhard Wilmer.