Essen. Die Zirkusfamilie Probst gastiert mit ihrem „Weihnachtscircus“ wieder im Revierpark Nienhausen. Es ist das 15. Gastspiel in der Stadt und doch ist es eine Premiere, denn mitten in der Vorweihnachtszeit beschert der Gesetzgeber den Zirkusleuten eine Debatte über den Tierschutz im Zirkuszelt.
Elefanten, Giraffen, Flusspferde, Affen und Bären sollen nicht mehr auftreten dürfen. Für ein solches Wildtierverbot hat sich jetzt der Bundesrat ausgesprochen. Begründung: Fahrende Betriebe wie ein Zirkus könnten nicht für eine artgerechte Haltung sorgen. Ob die Forderung in eine Gesetzesänderung mündet, bleibt abzuwarten.
„Ein Zirkus ohne Tiere ist kein Zirkus mehr.“
Maria Varfi, Sprecherin des Familienunternehmens, könnte sich entspannt zurücklegen. Denn der Zirkus Probst hat keines der genannten Tiere im Programm. Die Attraktion in diesem Jahr sind weiße und bengalische Tiger. Dompteur Flavio Togni hat mit seiner Raubtiernummer beim berühmten Zirkusfestival in Monte Carlo den „Goldenen Clown“ gewonnen, schwärmt Maria Varfi. Tierschützer mögen sich darüber wundern, aber Raubkatzen stehen nicht auf der Wildtierliste des Bundesrates. Elefanten allerdings schon. Noch beim 14. Gastspiel waren Dickhäuter die Attraktion in der Manege. Auch Giraffen hatte der Zirkus Probst schon im Programm. Im Zirkuswagen, der als rollendes Büro dient, hängen Fotos von den Dressurnummern an der Wand.
Die Debatte um ein Wildtierverbot kann den Familienzirkus nicht kalt lassen, zumal sie durch die Empfehlung des Bundesrates politisches Gewicht erhält. „Wir würden die Elefanten-Nummer jederzeit wieder ins Programm nehmen, weil wir uns von der Tierhaltung überzeugt haben“, sagt Maria Varfi. Und sie sagt auch: „Ein Zirkus ohne Tiere ist kein Zirkus mehr.“ Es gehe um die Existenz einer ganzen Branche.
Dromedare statt Souvenirs
Die Familie selbst, die 1865 als Kunstreiter in der Manege begann, reist mit Pferden, aber auch mit Zebras, Kamelen, Dromedaren und Watussirindern. Keines der Tiere sei in freier Wildbahn geboren. Kamel-Dame Suleika kam in einem Zoo zur Welt, neun Dromedare haben die Probst’ in Gran Canaria bei einem Züchter gekauft. „Andere Leute bringen sich aus dem Urlaub lieber Souvenirs mit...“, schmunzelt Probst-Tochter Sonja. Auch sie bemüht sich der Debatte die Schärfe zu nehmen.
Die Besucher von der Zeitung können sich davon überzeugen, dass die Tiere genügend Platz und Auslauf haben. Nicht immer seien die Verhältnisse so ideal wie im Revierpark, sagt Maria Varfi. In der Pressemappe, die sie den Reportern mitgibt, findet sich neben dem Programm die Kopie eines Zeitungsartikels: „Amtsärztin gibt Zirkus Bestnote“ lautet die Überschrift. Auch eine Kopie mit den Prüfberichten der amtlichen Tierärzte liegt bei.
Veterinäramt kontrolliert Tierhaltung
Dass die Zirkustiere nach den Vorgaben des Tierschutzgesetzes gehalten werden, davon habe sich auch hier das Veterinäramt überzeugt. Wiederholt habe sie auch Tierrechtler eingeladen, sich davon zu überzeugen, erzählt Maria Varfi und bedauert, dass niemand die Einladung angenommen habe. Doch die Frage, die Tierschützer aufgeworfen haben und die der Bundesrat aufgegriffen hat, ist eine andere: Sie lautet: Muss das sein? Gehören Wildtiere in einen Zirkus?
Das Publikum, sagt Maria Varfi, möchte diese Tiere sehen.