Essen. . Drängeln, schubsen, quetschen: Gegen tägliche Probleme an jedem Morgen an Haltestellen und in überfüllten Bussen werden jetzt immer mehr Schüler zu „Bus-Coaches“ ausgebildet. Mittlerweile ist die dritte weiterführende Schule in Essen beteiligt.

Die Querelen im Schulbus-Verkehr sind ein Dauerbrenner. Gegen tägliche Probleme an jedem Morgen an Haltestellen und in überfüllten Fahrzeugen werden jetzt immer mehr Schüler zu „Bus-Coaches“ ausgebildet. Mittlerweile ist die dritte weiterführende Schule in Essen beteiligt.

„Wir haben selbst erlebt, dass Fünftklässler an den Tornistern gezogen werden, so dass sie nicht rechtzeitig aus dem Bus aussteigen können“, erzählen jugendliche Schüler der Albert-Einstein-Realschule (Rellinghausen). „Oder Kinder werden in die Ecken gequetscht, und wenn sie hinfallen, hilft ihnen niemand, wieder aufzustehen.“

Knapp 70 Sonderbusse fahren morgens kreuz und quer durchs Essener Stadtgebiet, um Schüler zum Unterricht zu bringen. Die Probleme, über die wiederholt geklagt wird, sind vermutlich so alt wie der Schulbusverkehr selbst: Drangvolle Enge, Schubsereien, gefährliche Szenen an der Bordsteinkante.

„Bitte bis ganz nach hinten durchgehen!“

„Manchmal sind auch Eltern Teil des Problems“, sagt Olaf Frei, Sprecher der Evag: „Besonders in den Anfangstagen eines Schuljahres steigen sie mit ein in den Bus, um ihre Kinder zu begleiten.“ Das schaffe zusätzliche Enge. Ansonsten seien es regelmäßig die Schüler selbst, die das Problem verschärfen: „Schüler bewegen sich fast immer in Trauben – wenn der beste Freund oder die beste Freundin in den Bus steigt, muss man unbedingt auch noch mit, selbst wenn vielleicht ein zweiter Bus noch ganz leer ist“, hat Rolf Hensel von der Evag beobachtet. Oder: Im Bus blieben Schüler einfach stehen. Der Appell der Evag an alle Schüler heißt deshalb auch: „Bitte bis ganz nach hinten durchgehen!“

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Hensel hat in der vergangenen Woche knapp 15 jugendliche Schüler der Albert-Einstein-Realschule zu „Bus-Coaches“ ausgebildet: Drei Tage lang lernten sie in Gesprächen und im Rollenspiel, wie sie im Alltag als Helfer auftreten können. „Das soll die Qualität des Schulverkehrs heben“, sagt Rolf Hensel. Als „Bus-Coaches“ ausgebildete Schüler sollen keine Hilfs-Sheriffs sein, sondern vor allem „Hilfestellung für jüngere Schüler leisten“, sagt Hensel.

Das heißt: Wenn einer seine Füße hochlegt und somit Sitzplätze blockiert, kann, darf und soll ihn ein „Bus-Coach“ freundlich ermahnen. „Schüler lassen sich von Schülern eher was sagen als von Erwachsenen“, sagt Martin Streibert, Lehrer der Albert-Einstein-Realschule und zuständig für Verkehrserziehung. Die „Bus-Coaches“ auch ein wenig als Ersatz für Schüler-Lotsen dienen, die es an so gut wie keiner Schule mehr gibt.

„Bus-Coaches passen gut in unsere Schul-Philosophie“

Die Erfahrungen von Schulen und der Evag sind jedenfalls so, dass rege Nachfrage nach dem Programm besteht: Die Hauptschule Schetters Busch (Kray) und die Gesamtschule Süd (Stadtwald) hat bereits „Bus-Coaches“ ausgebildet. „Bus-Coaches passen gut in unsere Schul-Philosophie, dass wir unsere Schüler dazu anhalten, Verantwortung zu übernehmen - für sich und andere“, erklärt Lehrer Streibert von der Albert-Einstein-Realschule.

„Bus-Coaches“ seien da nur ein Mosaikstein – neben schulinternen Projekten wie „Streitschlichtern“, einer Benimm-AG oder einem Schulgericht. Vor das übrigens auch mal dann Schüler gestellt werden können, wenn sie für einen größeren Schaden in einem Bus sorgen sollten. Die Evag verspricht sich von dem „Bus-Coach“-Programm jedenfalls auch einen Rückgang der Vandalismus-Schäden. Obwohl: „Die sind“, erklärt Rolf Hensel von der Evag, „seit der Einführung der Videoüberwachung ohnehin massiv zurückgegangen.“

Nur Nothämmer. Die roten Teile, die zwischen den Fenstern hängen. Die werden immer noch ziemlich häufig geklaut.