Essen. . Immer häufiger stehen die Aufzüge der Evag in Essen still. Ursachen sind meistens Wildpinkler und rohe Gewalt. Oft muss die Evag dann monatelang auf Ersatzteile für ihre bis zu 600.000 Euro teuren Aufzüge warten.

Im Frühjahr wurde der Aufzug am Willy-Brandt-Platz in Betrieb genommen, bereits im September gab es Vandalismusschäden an der 600 000 Euro teuren technischen Einzelanfertigung. Mit notdürftig reparierter Scheibe konnte der Aufzug nach kurzer Zeit weiter laufen, die Ersatzteile kommen voraussichtlich in der nächsten Woche.

Doch so reibungslos geht es nicht immer ab. „Wir warten vier bis zwölf Wochen auf Ersatzteile“, sagt Evag-Sprecher Nils Hoffmann. Scheiben im Außenbereich lassen sich flicken. Schäden an Scheiben im Kabinen-Innern oder an technischen Aufzugs-Komponenten legen den Lift jedoch lahm – für Monate.

Dass so viele Menschen über die langen Reparatur- und Standzeiten von Aufzügen, die für mobilitätseingeschränkte Menschen die Barrierefreiheit herstellen sollen, mit Kopfschütteln reagieren, kann Evag-Sprecher Nils Hoffmann nachvollziehen – ändern kann er es nicht. „Jeder der 35 Aufzüge, die wir an unseren 20 U-Bahn-Haltestellen haben, ist eine Einzelanfertigung, die angepasst wird an die Gegebenheiten vor Ort.“ Kein Aufzug „von der Stange“ bedeutet aber auch, dass es nicht möglich ist, ein Ersatzteillager für alle Eventualitäten anzulegen.

„Das Urin sickert durch die Ritzen und greift die Elektrik an“

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Dass nun häufig Aufzüge stillstehen, ist nicht allein auf den Verschleiß von Teilen zurück zu führen, sondern meist auf Vandalismus. Große Probleme bereitet der Evag neben eingeschlagenen Scheiben wildes Pinkeln. Warum Menschen dies ausgerechnet in einem gläsernen Aufzug tun, sei dahingestellt – fest steht: Es passiert häufig. „Das Urin sickert durch die Ritzen und greift die Elektrik an.“ Eine Sicherung könne die Evag rasch wechseln, größere elektronische Bauteile müsse man jedoch bestellen mit teils mehrmonatiger Lieferzeit.

Wer erwischt wird, muss mit einer Anzeige der Verkehrsbetriebe rechnen. Die machen indes bei den Schadensmeldungen klare Schwerpunkte aus. „Je weiter man nach Norden kommt, umso mehr Vandalismusschäden gibt es“, sagt Sylvia Neumann. Im Süden hielten sich diese in Grenzen. Einsamer Spitzenreiter ist jedoch der Haltepunkt Savignystraße. Dieser sei nicht gut einsehbar und mithin für Täter besonders attraktiv. „Wir arbeiten zwar mit den Sicherheitsdiensten zusammen“, sagt Hoffmann. Nur könne man eben keine Aufpasser neben den Aufzügen „stationieren“.

Doch den Fahrgast interessieren die Gründe für den Stillstand kaum, er ärgert sich. Da die Evag die Reparaturzeiten nicht verkürzen kann, soll nun zumindest eine neue Auskunftsplattform die Möglichkeit bieten, sich vor Fahrantritt zu informieren und gegebenenfalls umzuorientieren. In einem ersten Schritt wird eine Liste mit den Haltepunkten, die über Aufzüge verfügen, auf der Evag-Internetseite zu finden sein. Anfang 2012 wird diese Seite um eine dynamische Anzeige ergänzt, die laufend aktualisiert, welche Aufzüge kaputt sind. Das Problem der Barrierefreiheit, die im Stadtbahnverkehr bislang nur zu 20 Prozent gegeben ist, löst die Evag mit dieser Anzeige allerdings nicht, schafft allenfalls eine Erleichterung für mobilitätseingeschränkte Menschen.