Essen. .
Welche Vereine bekommen 2012 einen Kunstrasenplatz und welche nicht? Die politischen Beratungen haben begonnen. Die Sportverwaltung hat erste Vorschläge gemacht. Tus 84/10 und SV Borbeck sind vielversprechende Kandidaten für einen Kunstrasenplatz.
Es war ein Bangen und Zittern: Fünf Millionen Euro standen auf dem Spiel, fünf Millionen für Investitionen in die Sportlandschaft dieser Stadt. Nachdem die Bezirksregierung das Bäderkonzept, auf das die Parteien sich nach langem Hin und Her verständigt hatten, abgenickt hat, stellt sich für die Politik nun die Frage: Welche Vereine, welche Sportanlagen sollen im kommenden Jahr von der Finanzspritze profitieren? Auch wenn niemand von einem Verteilungskampf sprechen will, läuft es doch darauf hinaus.
Beim Essener Sportbund (Espo) vergeht kein Tag, an dem nicht die Telefone heiß laufen, an dem nicht Post eines Vereinsvorstandes im Briefkasten liegt, mit der eindringlichen Bitte, dessen Sportanlage möge doch berücksichtigt werden, berichtet Espo-Geschäftsführer Wolfgang Rohrberg. Im Fokus steht dabei der Wunsch nach dem Bau weiterer Kunstrasenplätze.
Prinzip: Aus zwei mach eins
Am Montag liegt der Ball erstmals bei den Ratsfraktionen, wenn sie zu ihren Beratungen zusammen kommen. Am vergangenen Freitag loteten deren Sportpolitiker bereits eine gemeinsame Zielrichtung aus. Eine Million Euro sollen auf Vorschlag der Verwaltung in den Haushaltsplan der Sport- und Bäderbetriebe für den Ausbau der Sportanlage im Werdener Löwental eingestellt werden, je 900 Euro für den Umbau der Sportanlagen an der Bockmühle in Altendorf und an der Bäuminghausstraße in Altenessen, dort für einen ersten Bauabschnitt. Die Verwaltung empfiehlt, dafür die Sportanlage an der Bamlerstraße aufzugeben. Eine Machbarkeitsstudie mit einer Kostenanalyse steht allerdings noch aus.
Aus zwei mach eins: Dieses Prinzip soll nicht nur in Altenessen gelten. Seit sich die Sportfreunde Steele 09 und der SC Steele 03/20 darauf verständigt haben, künftig auf einer Spielstätte am Langmannskamp anzutreten, wodurch die veraltete Sportanlage Ruhrau aufgeben werden kann, gilt dies als beispielhaft. Die Stadt könne nicht alle 60 Anlagen zwischen Karnap und Kettwig mit Kunstrasenplätzen ausstatten, sagt Wolfgang Rohrberg. „Wir würden das auch nicht befürworten.“ Dafür fehlt das Geld und dagegen spricht der demografische Faktor. Die Bevölkerungszahl sinkt, was auch die Vereine zu spüren können. Im Wettbewerb um Kinder und Jugendliche sind Kunstrasenplätze zu einem Standortvorteil geworden. Clubs, die noch auf Asche kicken, müssen fürchten, dass der Nachwuchs lieber beim Nachbarverein aufläuft - auf Kunstrasen.
Auf fünf Sportanlagen im Stadtgebiet sind künstliche Rasenplätze derzeit im Bau. Mit Fertigstellung wird sich deren Zahl auf stadtweit 19 erhöhen. Welche Vereine 2012 Kunstrasen erhalten, dürfte nicht zuletzt von ihrer Kooperationsbereitschaft abhängen. Tus 84/10 und SV Borbeck sind laut Espo zwei vielversprechende Kandidaten.
Andere Projekte sollen zurückstehen, etwa der Bau von zwei Kleinspielfeldern am Hallo oder auch neue Umkleidekabinen auf der Sportanlage am Frintroper Wasserturm. Ob SuS Haarzopf, der dieser Tage öffentlich für einen eigenen Kunstrasenplatz, trommelte, zum Zuge kommt? Der Aschenplatz sei erst 1999 erneuert worden, betonen die Sport- und Bäderbetriebe und winken ab. Noch ist auch darüber das letzte Wort nicht gesprochen. Der „Verteilungskampf“ hat gerade erst begonnen. Und nicht nur Fußballvereine sind mit im Spiel.