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Die private Kita von Jutta Behrwind ist zum Haus der Familien gewachsen. Bewegungsangebot wird Teil einer Doktorarbeit. Die Kita ist der einzige zertifizierte U3-Bewegungskindergarten in NRW.

Dort, wo ihr Mann gerade den Wintergarten ausbessert, krabbeln und klettern bald wieder Kinder. Die sind zwischen vier Monate und drei Jahre alt und gehören in die Kinderkiste. So heißt die private Kindertageseinrichtung an der Saarbrücker Straße (Huttrop) von Jutta Behrwind.

Die 39-Jährige beschäftigt sechs Mitarbeiterinnen, die rund 20 Mädchen und Jungen aus Borbeck, Haarzopf, Bredeney oder Stoppenberg betreuen. „Die Eltern wählen die Kita in Nähe ihres Arbeitsplatzes“, sagt Jutta Behrwind. Sie arbeitet im Kinderzimmer, wie sie den Raum neben der Kita nennt. Beide Einrichtungen unter einem Dach sind zum Haus der Familien geworden. Die 39-Jährige berät sie bei Fragen der Erziehung, bietet Psychotherapie für Kinder und Familien an, Schlafseminare oder die Schreiambulanz und den Zwergen-Treff. Neue Gruppen, in denen Kinder kleistern oder malen, sind auch nachmittags geplant. Zudem übernimmt sie den betriebswirtschaftlichen Teil, die pädagogische Leitung hat sie abgegeben. Die Verhandlungen mit Firmen über Mitarbeiter-Kontingente in der Kita stehen vor dem Abschluss.

Tageseltern und Fachkollegen

Eigentlich müsste sie ja ausreichend beschäftigt sein. Aber jetzt werden 180 Quadratmeter über der Kita frei, was Jutta Behrwind ganz unruhig macht. Obwohl sie einiges mit der neuen Struktur der Kita zu tun hat, denn aus zwei Gruppen wird eine und ein Zimmer zum Turnraum. Schließlich ist die Kita ein zertifizierter Bewegungskindergarten im U-3-Bereich. „Wir sind die einzigen in NRW“, sagt sie.

Dennoch treibt die bald leerstehende Wohnung die 39-Jährige um: Ob sich eine Kinder-Krankengymnastin findet? Oder eine Musikschule? Jutta Behrwind wäre für eine Kooperation offen. Sie könnte die Wohnung mieten, bietet sie an und lacht: „Dann ist aber wirklich Schluss mit neuen Plänen.“ Obwohl sich das alles für sie gar nicht wie Arbeit anfühle. Ihr Mann ist Lehrer und arbeitet als pädagogischer Leiter einer Bildungseinrichtung. Er halte ihr nicht nur den Rücken frei, mit ihm bietet sie auch Fortbildungen an: für Tageseltern und Fachkollegen.

Eröffnung der Kinderwiese

Ins Berufsleben startet Jutta Behrwind als Erzieherin und merkt schnell, dass sie so nicht arbeiten will: „Wenige Betreuer, viele Kinder“. Sie studiert Sozialpädagogik, wird Kinder- und Familientherapeutin. Jutta Behrwind gibt Kurse im Babyturnen, bekommt eine Tochter, später eine halbe Stelle als Fachberaterin für Tageseinrichtungen. Die tauscht sie gegen ihre Selbstständigkeit. Schuld sind die Mütter. „Sie haben mich gefragt, ob ich auf ihre Kinder aufpassen will“, erzählt die 39-Jährige. Sie sagt nicht nein.

Der Bedarf wächst. Bald reichen die 60 Quadratmeter an der Goethestraße nicht mehr und Jutta Behrwind findet 110 an der Kaupenstraße samt winzigem Garten: Die Kinderwiese eröffnet. Weil es Spaß und Sinn mache und gebraucht werde, sagt Jutta Behrwind. Als es wieder zu eng wird, sucht sie zweieinhalb Jahre nach neuen Räumen und lernt: Mieter mit Vierbeinern sind beliebter als solche mit Kindern.

Teil einer Doktorarbeit

Schließlich zieht sie 2010 an die Saarbrücker Straße. Mit Kindern, Hund, Vögeln, Fischen und Meerschweinchen auf 260 Quadratmeter mit Innenhof und netten Nachbarn. Darunter eine ältere Dame, die gern vorliest. Wenn die Kinder malen, hocken sie sich auf den Boden oder stehen vor der Staffelei. Auf Tische klettern sie höchstens. Mit ihrem Bewegungskonzept landet die Kita jetzt in der Wissenschaft: Unter dem Titel „Die Bedeutung von Bewegung im Bildungs- und Entwicklungsprozess von Kleinkindern“ wird sie Teil einer Doktorarbeit.