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Datenschützer auf den Barrikaden und 360-Grad-Kameras auf den Straßen: Nachdem Google mit Streetview deutsche Städte bereits abgelichtet hat, wiederholt sich das Prozedere: Zurzeit sind die Fahrzeuge von Microsoft für Streetside in Essen unterwegs.

Und täglich grüßt das (virtuelle) Murmeltier: Nachdem Google mit Streetview im vergangenen Jahr Datenschützer und Hausbesitzer gleichermaßen auf die Barrikaden getrieben hatte, zieht Konkurrent Microsoft nach. Für den Online-Kartendienst „Streetside“, der Erweiterung zu Bing, wird seit Mai auch in Deutschland fotografiert. Zunächst sollen 50 Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern in den Kartendienst aufgenommen werden. Dafür hat sich Microsoft den Partner Navteq mit ins Boot geholt, ein Anbieter digitaler Karten, Verkehrs- und Standortdaten.

Seit wenigen Tagen sind die Navteq-Fahrzeuge auch in Essen unterwegs, um Straßenzüge und Plätze abzulichten. Wie schon bei Streetview, kommt dafür auch bei Streetside eine 360-Grad-Kamera zum Einsatz. Dabei sollen Plätze und Straßen von „öffentlichem Interesse“ im Mittelpunkt stehen, „gelegentlich werden wir auch Wohngebiete abfahren“, heißt es bei Microsoft. Diese Formulierung verwirrt - tatsächlich werden Ballungszentren mit "touristischer Bedeutung" fast in Gänze abgefahren, "kleinere Ortschaften und abgelegene Dörfchen nicht", sagt Sprecher Thomas Baumgärtner.

Widerspruchsfrist läuft noch bis zum 30. September

Nach den Datenschutzbestimmungen ist es bei Streetside möglich, vorab Widerspruch einzulegen. Wer verhindern möchte, dass sein Haus demnächst von jedermann weltweit begutachtet werden kann, sollte sich aber etwas beeilen: Denn Microsoft hat den Widerspruchszeitraum vom 1. August bis 30. September begrenzt. Dafür hatten Datenschützer gekämpft, nachdem Microsoft ursprünglich gar kein Vorab-Veto ermöglichen wollte. Der Widerspruch ist sowohl postalisch als auch über ein Online-Formular möglich. Wer die Frist versäumt, kann das Bild erst schwärzen lassen, nachdem der Dienst an den Start gegangen ist. Der erwartete Ansturm Anfang August sei bislang ausgeblieben, sagt Baumgärtner, konkrete Zahlen könne er aber noch nicht nennen.

Schutz vor Street View

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    Erste Bilder aus Deutschland sind im Oktober zu sehen. Ob dann auch die Bilder aus Essen schon verfügbar sind, ließ Sprecher Thomas Baumgärtner offen. Bis zu vier Wochen dauere die Auswertung im Rechenzentrum. Dadurch soll garantiert werden, dass Nummernschilder, Gesichter etc. unkenntlich sind. "Ich erwarte keine Kampagne mit Witzfotos", schießt Baumgärtner scharf auf Konkurrent Google, bei dessen Dienst Streetview es mehrere Pannen gegeben hatte.

    Neben Essen sollen in NRW von September bis Oktober laut Zeitplan noch Bottrop, Bochum und Dortmund angefahren werden. Genaue Termine können nicht genannt werden, "da die Fahrten auch immer von Wetterlage und jeweiliger Verkehrssituation abhängig sind", sagt Baumgärtner. Bislang ist Streetside nur in Kanada und den USA verfügbar.