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Erst Google, jetzt Microsoft: Der Softwareriese beginnt, deutsche Straßen für einen eigenen Foto-Dienst abzufilmen. Wer sein Haus nicht im Netz finden will, kann Widerspruch einlegen – aber erst nach dem Start.
Die Aufregung war groß, als der Internetanbieter Google vor knapp drei Jahren damit begann, Kamerawagen über deutsche Straßen zu schicken, die 360-Grad-Panoramabilder schossen – für jedermann frei im Internet abrufbar. Doch möchte man wirklich, dass das Bild vom eigenen Häuschen für alle Welt sichtbar wird? Viele hatten Bedenken und legten Widerspruch ein. Google machte die entsprechenden Straßenzüge schließlich unkenntlich.
Jetzt, so scheint es, könnte die Diskussion um den Datenschutz wieder von vorn beginnen. Auch Microsoft startet seinen Straßenfoto-Dienst Bing Maps Streetside mit Kamerafahrten quer durch Deutschland. Insgesamt sollen mehr als 50 Städte und Regionen abgefahren werden, dabei handle es sich überwiegend um Ballungszentren und Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern, teilt Microsoft mit.
Wann NRW gefilmt wird, ist noch unklar
Zunächst filmt Microsoft Straßenzüge und öffentliche Plätze in Bayern und Süddeutschland. Wann genau die Kamerawagen auch durch Straßen in NRW kurven, sei noch offen, sagt Microsoft-Sprecherin Miriam Kapsegger im Gespräch mit DerWesten. „Wir aktualisieren unseren Fahrplan laufend.“ Insgesamt sollen die Kamerafahrten rund eineinhalb Jahre dauern. „Die Bilder werden nach und nach in den Kartendienst unseres Portals gestellt.“ Vermutlich im kommenden Herbst, so die Sprecherin, sollen die ersten Bilder online gehen.
Ähnlich wie bei Google Streetview gibt es auch bei Bing Maps Streetside die Möglichkeit, Widerspruch gegen die Aufnahmen einzulegen. Allerdings: Microsoft plant, das gesammelte Bildmaterial zunächst auf die Seite zu stellen, bevor man sich gegen die Veröffentlichung wehren kann. Personen und Kfz-Kennzeichen werden direkt verpixelt, doch vor allem Privathäuser sollen erst unkenntlich gemacht werden, nachdem die Bilder von ihnen bereits online stehen.
Kein Vorab-Widerspruch möglich
Microsoft beruft sich dabei auf einen „Datenschutz-Kodex für Geodatendienste“, den der Branchenverband Bitkom ausgearbeitet hat. Dieser sei ans Innenministerium übergeben worden, sagt Miriam Kapsegger. Und einen Vorab-Widerspruch sehe dieser Kodex eben nicht vor. „Wir sind aber sehr an einer einvernehmlichen Lösung interessiert“, betont die Sprecherin. Die eingehenden Widersprüche würden auf der Webseite von Bing Maps Streetside schnell und direkt bearbeitet.
Bei der Verbraucherzentrale NRW sieht man dies kritisch. Die im Geodaten-Kodex vorgesehene Möglichkeit, nach der Veröffentlichung der Bilder zu widersprechen, reiche nicht aus, um Persönlichkeitsrechte effektiv durchzusetzen, heißt es dort. „Denn sind die Daten einmal im Netz, lassen sie sich nur schwer wieder zurückholen.“ Wer keine Abbildung seines Hauses oder seiner Wohnung im Internet wünscht, müsse zudem immer aufs Neue tätig werden, wenn ein neuer Dienst angeboten werde.
Die Verbraucherschützer raten dazu, dass sich Eigentümer und Mieter, die einer Veröffentlichung nicht zustimmen, bereits im Vorfeld bei Microsoft dagegen wehren sollen. Ein entsprechender Musterbrief findet sich auf der Seite der Verbraucherzentrale. Sollte der Widerspruch keinen Erfolg haben, solle man sich an das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht wenden. Auch hierfür gibt es einen Musterbrief, den man per Post oder per Mail abschicken kann.